JULIA EXTRA Band 0287
Audrey im Wohnzimmer auf ihn.
„Wo bist du letzte Nacht gewesen?“
„Du weißt, dass ich etwas zu erledigen hatte.“ Er schenkte sich einen Drink ein.
Seine herablassende Art ärgerte sie maßlos. „Und das hat die ganze Nacht gedauert?“
Er trank einen Schluck, ehe er antwortete. „Ja, allerdings.“
„Du lügst! Mit wem warst du zusammen?“
„Ich muss meine Privatangelegenheiten nicht mit dir besprechen.“
„Du kannst nicht anders, nicht wahr? Eine Frau allein reicht dir nicht.“
„Du benimmst dich ja wie eine eifersüchtige Ehefrau, Audrey. Ich habe dich gewarnt, nimm deine Rolle nicht zu ernst.“
„Keine Sorge, ich weiß, dass wir nur noch dreiundzwanzig gemeinsame Tage haben. Und wenn du meinst, du kannst dir woanders die Nächte um die Ohren schlagen, kann ich das schon lange. Von mir erfährst du ebenfalls nicht, wo und mit wem ich sie verbringe!“
Jasper setzte heftig das Glas ab. „Das wirst du nicht wagen.“
Trotzig hob sie den Kopf. „Wart’s ab, Sweetheart“, erwiderte sie und stolzierte aus dem Raum.
Audrey hatte eigentlich nicht wirklich vorgehabt auszugehen, aber als Jasper ihr nicht einmal folgte oder sie zurückrief, tat sie es doch. Sie fuhr auf gut Glück los, ohne zu wissen wohin. Aber als sie dann an dem Hotel vorbeikam, in dem Myles und sie manchmal abends vor dem Essen an der Bar etwas getrunken hatten, ging sie hinein.
Sie setzte sich in die Pianobar und bestellte einen Cocktail, aber er schmeckte fad, und die gefühlvollen Songs trugen auch nicht gerade dazu bei, sie aus ihrer Melancholie zu reißen.
„Audrey!“
Sie drehte sich um und stöhnte insgeheim auf. „Myles …“
Ihr Exverlobter setzte sich neben sie auf den freien Barhocker. „Was machst du hier allein? Wo ist dein Mann?“
„Er … kommt gleich“, log sie.
Bevor sie begriff, was er vorhatte, packte er ihre Hand. „Audrey, es tut mir so leid, was ich getan habe …“
„Schon gut, Myles.“ Sie versuchte, sich zu befreien, aber er ließ es nicht zu.
„Nein, nein“, sagte Myles. „Ich liebe dich, Audrey. Ich habe dir unendlich wehgetan. Aber du sollst wissen, falls es mit dir und Caulfield nicht klappt, bin ich für dich da. Wir können von hier verschwinden und Kinder haben, wie geplant, und uns mit dem Geld, das du nach der Scheidung bekommst, ein neues Leben aufbauen.“
„Myles, bitte!“
„Wie rührend“, ertönte eine tiefe Stimme hinter ihr.
Endlich ließ Myles sie los, und Audrey stand unsicher auf. „Jasper, ich … ich …“ Sie verstummte. Sein vernichtender Blick sagte ihr deutlich, dass sie nur Zeit verschwendete.
„Wenn Sie uns bitte entschuldigen, Lederman“, wandte er sich an Myles. „Meine Frau und ich müssen etwas Wichtiges erledigen. Ich hoffe, Sie haben dafür Verständnis.“
„Ja, ja … natürlich.“ Myles hatte ein hochrotes Gesicht bekommen.
Mit schmerzhaftem Griff um ihr Handgelenk zog Jasper seine Frau mit sich aus dem Hotel. Er drückte dem Hotelangestellten, der für den Parkservice bereitstand, ein paar Dollarnoten in die Hand und gab knappe Anweisungen, wohin er Audreys Wagen bringen sollte.
„Einsteigen“, befahl er barsch, als sie an seinen Sportwagen gelangten, und riss die Beifahrertür auf.
„Jasper, ich …“
„Erspar mir deine unverschämten Lügen!“
„Aber du verstehst nicht …“
„O doch, Audrey. Ich habe es von Anfang an vermutet. Du wolltest deine Rache, und was wäre wohl besser, als mit mir das Gleiche zu machen wie deine Mutter mit meinem Vater?“
„Das stimmt nicht! Anfangs vielleicht, aber jetzt nicht mehr.“
„Wahrscheinlich erzählst du mir als Nächstes, dass du dich in mich verliebt hast, hm? Lass gut sein, Sweetheart. Im Bett ist es klasse mit dir, aber das ist alles, was du von mir bekommst, und das auch nur noch ein paar Tage.“
Audrey schluckte die Kränkung hinunter. „Ich will gar nichts von dir“, fuhr sie ihn an. „Du bist kalt, gefühllos und egoistisch. Mit einem solchen Mann will ich nichts zu tun haben!“
Der restliche Heimweg verlief in eisigem Schweigen. Dabei machte er ein so wütendes Gesicht, dass ihr angst und bange wurde.
Als sie nach der Ankunft die Treppe hinauflaufen wollte, hielt er sie am Arm fest und wirbelte sie zu sich herum. „Nicht so schnell, Schätzchen. Noch bin ich nicht fertig.“
Entschlossen schlug sie ihm auf die Hand. „Wir haben nichts mehr zu besprechen.“
„Wer redet denn von besprechen“, murmelte er und zog sie dicht an sich.
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