Julia Extra Band 0292
bei einem privaten Labor in Auftrag gegeben. Es hat bereits meine DNA-Probe und benötigt noch eine von Nicki, möglichst innerhalb der nächsten vierundzwanzig Stunden.“ Der Ausdruck in seinem Gesicht verhärtete sich. „Das entsprechende Formular habe ich für dich zur Unterschrift mitgebracht.“
„Nein.“
„Du verweigerst die Erlaubnis?“
„Ja.“
„Dann beantrage ich das alleinige Sorgerecht, und die Sache wird richtig hässlich.“
Die Endgültigkeit seiner Worte machte ihr Angst. „Du Schuft!“
Spöttisch zog er eine Augenbraue hoch. „Fällt dir kein böseres Wort für mich ein?“
„Zu viele“, konterte Shannay grimmig.
„Du hast die Wahl. Ich gebe dir vierundzwanzig Stunden, um mir deine Entscheidung mitzuteilen.“
Ihre Augen funkelten vor Zorn. „Fahr zur Hölle, Manolo!“
Er holte seine Visitenkarte hervor und reichte sie ihr. „Ruf mich an.“
„Auf gar keinen Fall!“
„Vielleicht solltest du es dir noch mal überlegen. Immerhin kenne ich jetzt deine Adresse, Nickis Kindergarten, den Park, den ihr so oft besucht … Soll ich fortfahren?“
Schockiert stellte sie sich vor, wie er unverhofft an einem der vertrauten Orte auftauchte, die sie so oft mit Nicki besuchte. „Du willst Nicki Angst machen? Oder sie sogar entführen?“
Seine Miene wurde hart. „Verdammt! Wofür hältst du mich?“
Früher einmal hatte sie zu wissen geglaubt, wer er war. Nun war sie sich gar nicht mehr sicher, und es stand sehr viel mehr auf dem Spiel.
„Ich möchte sie lediglich kennenlernen und Zeit mit ihr verbringen. Du solltest einsehen, dass das so oder so passieren wird.“
Er stellte sie vor die Wahl. Entweder sie fügte sich einfach seinen Wünschen, oder es gäbe eine hässliche Schlammschlacht vor Gericht. Shannay hasste ihn dafür, dass er sie derart unter Druck setzte. Um ihretwillen war es ihr egal. Aber sie hätte alles getan, um Nicki zu beschützen und alles von ihr abzuwenden, was ihr wehtun könnte.
„Du bist ein gemeiner Mistkerl“, stieß sie bitter hervor.
„Hast du mir sonst noch etwas zu sagen?“
„Nicki gehört zu mir. Ich habe sie zur Welt gebracht.“ Ihre Augen funkelten vor Zorn. „Und ich bin es, die sie aufzieht und umsorgt.“
„Du hast mir die Gelegenheit dazu vorenthalten.“
„Weil wir beide schon seit Langem miteinander fertig sind.“
„Das ist nicht wahr. Du bist Hals über Kopf geflüchtet“, korrigierte Manolo.
„Oh bitte!“ Abwehrend hielt sie eine Hand hoch. „Ich musste ständig gegen eine Mauer anrennen. Letztendlich haben deine Geliebte und deine Familie gewonnen.“
„Du hättest bleiben müssen. Du warst meine Ehefrau.“
„Das hat mir aber nicht viel genützt“, höhnte sie.
„Ich habe dir meine Treue geschworen“, rief er ihr in Erinnerung.
Shannay wollte nicht an den Hochzeitstag oder an die darauffolgenden Wochen und Monate denken. Sie hatte sich in einer heilen Welt gewähnt, bis sich die harte Realität heimtückisch eingeschlichen und alle Illusionen zerstört hatte. „Das waren ja wohl nichts als leere Worte, oder?“
„Wie auch immer. Jetzt gilt es, eine dringendere Angelegenheit zu klären.“
Nicki!
Shannay spürte einen schmerzhaften Stich in ihrem Herzen. „Wo ist dir die erste Begegnung lieber? Im Kindergarten oder in deiner Wohnung?“
„Nicht im Kindergarten.“ Und in der Wohnung auch nicht, fügte sie im Stillen hinzu. Sie konnte die Vorstellung nicht ertragen, dass er in ihre Zufluchtsstätte eindrang, dass er ihr das Zepter aus der Hand nahm und Nicki in eine beängstigende Situation brachte.
Da war es doch viel besser, sich zu einem schnellen Lunch in einem kinderfreundlichen Restaurant zu treffen. Shannay nannte ihm Ort und Tageszeit und fügte hinzu: „Morgen.“
„Heute.“
„Nein“, widersprach sie in dem Bedürfnis, eine gewisse Kontrolle über die Situation zu behalten.
„Doch, Shannay. Heute um halb eins.“ Gefährlich leise fügte er hinzu: „Ich rate dir dringend, auch zu erscheinen.“
Heute … Morgen … Was machen vierundzwanzig Stunden schon für einen Unterschied?
„ Falls ich einwillige, dann nur unter einer Bedingung.“
„Und die wäre?“ Manolo musterte sie eindringlich, sah ihre bleichen Wangen und dunklen Schatten unter den Augen. Anscheinend schlief sie in letzter Zeit nicht besser als er. Das gab ihm zumindest eine gewisse Genugtuung.
„Für Nicki sind wir beide nur flüchtige Bekannte.“
„Und wenn der Vaterschaftstest etwas anderes
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