Julia Extra Band 0292
genügend Reichtum und Macht, um jedes Hindernis auszuräumen, das sich ihm in den Weg stellte.
Aber ich werde es mit ihm aufnehmen, schwor sich Shannay, ich lasse nichts und niemanden zwischen Nicki und mich kommen.
Dieser Entschluss stand beim Erwachen am nächsten Morgen noch immer im Vordergrund und verstärkte sich mit jeder Stunde, die verging. Doch gleichzeitig wuchs eine nervöse Unruhe in ihr. Denn es stand außer Frage, dass Manolo über kurz oder lang Maßnahmen ergreifen würde, entweder persönlich oder über seine Anwälte.
Ihm mochte nichts mehr an Shannay liegen, aber ein Kind – unbestreitbar sein Kind – war etwas ganz anderes.
Für jemanden von seinem Kaliber war es gewiss nicht sonderlich schwer, herauszufinden, wo sie nun lebte und arbeitete.
Ein Kinderspiel …
Diese Erkenntnis raubte ihr den Appetit. Kaum etwas anderes beherrschte nun ihre Gedanken, als seine Absichten vorauszusehen und entsprechende Vorsichtsmaßnahmen zu treffen.
Zunächst musste sie Anna ganz ausdrücklich warnen, besser denn je auf Nicki achtzugeben.
Deren einzige Frage daraufhin lautete: „Hast du dich irgendwie strafbar gemacht?“
„Natürlich nicht!“
„Mehr brauche ich nicht zu wissen.“
Wie lange mochte Manolo brauchen, um eine Strategie zu entwerfen und in die Tat umzusetzen? Ein paar Tage? Eine Woche?
In der Zwischenzeit wollte Shannay einen Anwalt aufsuchen und sich die Rechtslage in allen Details erläutern lassen. Denn ihr war klar, dass sich das scheinbar Nachvollziehbare nicht unbedingt mit dem Gesetz deckte.
Außerdem wollte sie die Scheidung einreichen. Da sie eine längere als die gesetzlich vorgeschriebene Trennungszeit nachweisen konnte, durfte es nur eine Frage der Zeit sein, bis die Ehe aufgelöst wurde. Woraufhin nur noch das Sorgerecht zur Debatte stand.
Kann er es erzwingen? Welche Rechte besitzt er?
Ein eisiger Schauer rann ihr über den Rücken. Sie schlang sich fest die Arme um die Brust, und doch zitterte ihr Körper vor Angst.
Falls Manolo seine Tochter für sich haben wollte, dann setzte er mit Sicherheit Himmel und Hölle in Bewegung, um sie zu bekommen.
Aber nur über meine Leiche, schwor sich Shannay inbrünstig.
2. KAPITEL
An der Seite seines Privatsekretärs und treuen Bodyguards schritt Manolo Martinez durch die Lounge des internationalen Terminals, scheinbar ungeachtet der Aufmerksamkeit, die seine große muskulöse Gestalt erregte.
Unwiderstehlich markante Züge und tiefgründige schwarzbraune Augen zeugten von der Entschlossenheit eines Mannes, der es weit im Leben gebracht hatte. Er strahlte eine Aura schonungsloser Macht und Männlichkeit aus, die einem Gegner nichts Gutes verhieß.
Manolo wurde mit dem spanischen Adel in Verbindung gebracht. Durch sein beträchtliches Privatvermögen stand er ganz oben auf der Liste der Reichen Europas, und das war deutlich zu erkennen. Er trug einen maßgeschneiderten Anzug, handgefertigte Schuhe aus feinstem Leder und an seinem Handgelenk eine edle Rolex.
Der lange Flug hatte den Zorn kaum gelindert, der in Manolo schwelte, seit er die Neuigkeit erfahren hatte. Sein Privatjet war mit allem Komfort sowie der neuesten Technologie ausgestattet. Doch obwohl er sich stundenlang in harte Arbeit vertieft hatte, war es ihm nicht gelungen, anschließend abzuschalten oder Schlaf zu finden.
Dass er nicht zur Ruhe kam, lag an den Bildern einer jungen Frau – seiner Noch-Ehefrau Shannay Martinez, geborene Robbins – und seiner Tochter.
Es waren gestochen scharfe Momentaufnahmen, die sein Bruder Sergio mit seinem Handy gemacht hatte. Er hatte Shannay sowohl vor als auch nach seiner Begegnung mit ihr unbemerkt fotografiert.
Auf dem ersten Schnappschuss wirkte die Atmosphäre heiter und liebevoll. Mutter und Kind lachten ausgelassen miteinander.
Bei der zweiten Aufnahme war die Miene des Kindes unverändert. Shannays Züge jedoch spiegelten Schock wider – und noch etwas anderes.
War es eine Vorahnung davon, dass sich das Leben, wie sie es seit ihrer Rückkehr nach Australien führte, nun drastisch ändern sollte?
Das war durchaus berechtigt.
Manolo verließ den Terminal und stieg in die Limousine, die direkt am Ausgang wartete. Der Chauffeur verstaute das Gepäck im Kofferraum und glitt hinter das Lenkrad.
Manolo nahm kaum die Umgebung wahr, die auf dem Weg in die Stadt hinter den getönten Scheiben vorbeiflog. Die Frage, die ihm seit Sergios Anruf im Kopf herumspukte, wurde immer lauter. Wie konnte Shannay es wagen, ihm
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