Julia Extra Band 0292
war steif, und sie fror – nicht weil es kalt im Raum war, sondern vor emotionaler Erschöpfung.
Sie überzeugte sich, dass Nicki tief und fest schlief, schlich sich in ihr Zimmer und kuschelte sich ins Bett. Doch ihr wurde einfach nicht warm. Nach einer scheinbaren Ewigkeit ging sie hinaus, um sich einen Tee zu kochen.
„Kannst du nicht schlafen?“
Sie hatte nichts gehört oder gesehen, und doch stand Manolo plötzlich vor ihr.
„Ich wollte gerade nach dir sehen“, erklärte er.
Sie fröstelte und schlang sich unwillkürlich die Arme um die Taille, doch das Zittern hörte nicht auf.
„Du bist ja ganz durchgefroren.“ Kurzerhand trug er sie in sein Schlafzimmer.
Matt ließ sie ihn gewähren und murmelte nur: „Es geht mir gut.“
„Ja, ja, das merke ich“, erwiderte er sarkastisch, und schon schlüpfte er mit ihr zusammen ins Bett. Er rieb ihre Arme mit beiden Händen, bis das Zittern nachließ.
Sie wusste, dass sie gehen sollte, aber sie genoss seine Wärme und die Geborgenheit seiner starken Armen. Es war so schön, seinen vertrauten Duft zu riechen, der ihre Sinne betörte. Sie presste die Lippen auf seine warme Haut und legte ihm einen Arm auf die Hüften.
Behutsam küsste er ihren Mund. Sie öffnete die Lippen, umspielte zögerlich seine Zunge und entfachte damit ein leidenschaftliches Verlangen in ihm.
Doch er beherrschte sich, unterdrückte seine Erregung, in dem Wissen, dass sie in diesem Moment Zärtlichkeit und Sanftmut brauchte, nicht stürmische Leidenschaft. Tröstend statt aufreizend, entspannend statt erotisierend streichelte er ihren Körper, und sie kuschelte sich vertrauensvoll an ihn und bettete den Kopf auf seine Brust.
Nach einer Weile wollte Shannay sich von ihm lösen. Doch in rauem Ton bat er: „Bitte bleib. Ich brauche dich hier bei mir.“
Und es fiel ihr gar nicht schwer, seinem Wunsch nachzukommen. Es war so angenehm, einfach die Augen zu schließen und sich vom Schlaf übermannen zu lassen.
Lange Zeit lag Manolo reglos da, hielt sie im Arm und spürte ihre regelmäßigen warmen Atemzüge auf der Haut. Und beim Einschlafen frage er sich, was der neue Tag wohl bringen mochte.
Trotz aller Bemühungen, die Entführung vor der Öffentlichkeit zu vertuschen, bekam die Presse Wind davon und schlachtete den Vorfall gehörig aus.
Manolo verweigerte jegliche Interviews und verlangte von den Medien, das Privatleben der Familie zu respektieren. Er stellte Sicherheitspersonal ein, das alle Reporter vom Anwesen fernhielt. Außerdem arbeitete er nur noch von zu Hause aus und übertrug Sergio die alleinige Führung des Stadtbüros.
Das Personal wurde zu Geheimhaltung verpflichtet, und Shannay ließ Nicki weder aus den Augen noch aus dem Haus.
Nickis Wohlergehen war oberste Priorität. Dank Carlos’ umsichtigen und einfühlsamen Verhaltens bei der Entführung schien sie das traumatische Erlebnis recht gut zu verkraften.
Doch die Medien gaben einfach nicht auf, auch wenn es keinem Reporter gelang, das Anwesen tatsächlich zu betreten. Aber durch die Fenster war immer wieder das Aufblitzen von Teleobjektiven zu erkennen, die den Sonnenschein reflektierten. Und mindestens dreimal täglich kreiste ein Helikopter mit dem Logo einer Fernsehanstalt über dem Haus.
Für Shannay war es der letzte Tropfen, der das Fass zum Überlaufen brachte. Am dritten Tag, sobald sie Nicki ins Bett gebracht hatte, ging sie zu Manolo ins Wohnzimmer: „Wir müssen dringend reden.“
„Gut. Setz dich doch.“
„Danke, ich bleibe lieber stehen.“
„Worum geht es?“ Sein Ton klang milde, aber sein Blick wirkte durchdringend.
Sie holte tief Luft und erklärte entschieden: „Nicki und ich gehen zurück nach Perth.“
Er protestierte nicht, stellte nur nüchtern fest: „Dein Zuhause ist hier.“
„Wir haben eine Vereinbarung getroffen. Ich bestehe darauf, dass du Wort hältst.“
„Die Umstände haben sich geändert.“
Sie reckte das Kinn vor. „Weil du mich dazu gebracht hast, Sex mit dir zu haben?“
Manolo schwieg sekundenlang. Dann zog er eine Augenbraue hoch. „Sex. So nennst du das, was zwischen uns ist?“
„Wir haben nur eine gegenseitige Lust gestillt“, behauptete sie nüchtern und schalt sich dabei insgeheim eine Lügnerin. Es war mehr, viel mehr.
Er musterte sie forschend. „Ich kann nichts sagen oder tun, damit du es dir noch einmal überlegst?“
Sag mir, dass deine Gefühle für mich nie erloschen sind. Sag mir, dass du mich und Nicki aus Liebe hierhergeschleift
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