Julia Extra Band 0292
sein möchten. Ich ruf dich morgen an, Dad. Ehrenwort.“
Jordan Tanner nickte, wobei er Simone noch immer musterte. „Was genau machen Sie beruflich?“, erkundigte er sich.
„Ich bin Journalistin“, antwortete sie und gab seinen Blick unverwandt zurück.
„Ach so, eine Zeitungsschmiererin! Ich hätte es mir denken können.“
„Simone ist Redakteurin bei City Girl “, mischte Ryan sich ein. „Chefredakteurin, genauer gesagt.“
Unter Jordans Blick fühlte sie sich allmählich wie ein aufgespießter Schmetterling. Sie fragte sich, ob ihr Haar sehr unordentlich war, verräterisch unordentlich womöglich, oder ob sie einen Schokoladenfleck auf der Wange hatte. Zum Glück hatte sie das weiße Leinenkleid angezogen, das so dezent und elegant wirkte!
Plötzlich schimmerte so etwas wie Anerkennung in Jordan Tanners Blick. „Na ja … Dann will ich euch mal nicht länger stören bei eurer geschäftlichen Besprechung“, sagte er endlich. „Wir sehen uns morgen, Ryan!“
Tanner lächelte Simone zum Abschied strahlend und unerwartet charmant an. Plötzlich wirkte er wie verwandelt, und man konnte eine deutliche Ähnlichkeit zwischen ihm und Ryan erkennen.
Doch seine Worte blieben grimmig. Mit einem schroffen „Gute Nacht“ verließ er das Wohnzimmer. An der Wohnungstür wandte er sich noch mal um und rief: „Wenn Sie die Chance haben, versuchen Sie doch, meinem sturen Sohn ein bisschen Geschäftssinn beizubringen!“
Ryan stöhnte leise und schob die Hände tief in die Hosentaschen. Sein Vater hatte mal wieder alles ruiniert.
Vorsichtig blickte er zu Simone, die zögernd lächelte. „So sieht also ein Milliardär und Minenbesitzer von Nahem aus.“
„Ja, aber mein Vater würde eine Goldmine nicht mal erkennen, wenn er in den Schacht fällt“, spottete er. „Du machst Witze, oder?“ Offensichtlich glaubte sie ihm nicht ganz. „Ihm gehören doch unzählige Minen, wie fast jeder in Australien weiß.“
„Ja, er ist ein bekannter Mann, weil er mit Erz und Gold ein Vermögen verdient hat. Seine Karriere begann er allerdings nicht als romantischer Goldsucher wie eine Figur bei Jack London, sondern als Investor. Das ist ein profitabler Job.“
Simone zog fragend die Augenbrauen hoch, und Ryan zuckte die Schultern. Er wusste, wie bitter und boshaft er klang, aber er konnte nichts dagegen tun. Sein Vater schaffte es immer wieder, ihn mit wenigen Bemerkungen gegen sich aufzubringen.
Außerdem ging er aus den Auseinandersetzungen immer als emotionaler Sieger hervor, während Ryan sich anschließend fühlte, als wäre er in einer Kneipe wüst verprügelt worden.
„Jetzt bin ich wirklich froh, dass ich beschlossen habe, dich nicht für unsere Junggesellenserie zu verwenden“, meinte Simone.
„Und jetzt verstehst du wahrscheinlich, warum ich aus dieser Familie sozusagen ausgebrochen bin.“
Sie nickte und begann, die Teller in die Spüle zu stellen, ganz so, als wollte sie noch aufräumen.
„Das brauchst du nicht zu machen, Simone.“
„Ich tu das gern!“ Sie drehte den Wasserhahn auf.„Dein Vater hat übrigens einen gewissen rauen Charme.“
„Lass das!“ Ryan packte sie am Handgelenk.
Sie erstarrte.
Er ließ sie los und seufzte schwer. Der ganze Abend war mit einem Mal verdorben. Das war sein übliches Pech.
Immer, wenn er kurz davor war, etwas wirklich Gutes zu erleben oder zu erreichen, tauchte sein Vater auf oder funkte sogar aus der Entfernung dazwischen. Wie vor Kurzem erst das Fiasko in London bewiesen hatte.
Nun war er noch keinen Monat zurück in Sydney, und es war schon wieder passiert. Noch dazu vor Simone …
Ryan ballte die Hände zu Fäusten. Hoffentlich verlor er nicht eines Tages völlig die Beherrschung und schlug seinen Vater nieder!
„Ich sollte dich jetzt besser allein lassen“, meinte Simone und ging zum Couchtisch, wo ihre Handtasche lag.
„Nein, du brauchst noch nicht zu gehen. Bitte, bleib!“
Traurig zuckte sie die Schultern.
Ach ja, die schöne Stimmung war völlig verflogen. Wahrscheinlich bedauerte Simone inzwischen auch, dass sie sich geküsst hatten.
Sie nahm das Handy aus der Tasche und begann, eine Nummer einzutippen. „Ich bestelle mir jetzt ein Taxi.“
„Wenn du wirklich nach Hause willst, fahre ich dich. Ich habe ja nur ein kleines Bier und ein Glas Wein getrunken“, erinnerte er sie, als sie die Stirn runzelte. „Bitte, lauf nicht wieder davon, diesmal mir zuliebe. Bevor meine Familie ins Spiel gekommen ist, haben wir uns doch bestens
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