Julia Extra Band 0292
…
Schluss jetzt!, ermahnte sie sich und aß schnell noch einen Bissen.
„Wirklich, ich habe selten so ein gutes Curry gegessen“, lobte sie wieder und lächelte höflich.
Und nun? Wie sollte sie jetzt Konversation machen? Small Talk war nicht ihre Stärke. Seit Langem befürchtete sie, wenn sie nicht ständig auf der Hut war, dabei womöglich ihr dunkles Geheimnis zu offenbaren. Das förderte nicht gerade einen lockeren Gesprächsstil!
Ihr Blick fiel auf das Surfbrett in der Ecke.
„Sind Sie oft am Strand, Ryan?“, fragte Simone im Plauderton.
„Öfter und länger, als ich sollte.“
„Immerhin hält es Sie fit.“ Bewundernd betrachtete sie seine muskulöse Brust. „Was gefällt Ihnen am Wellenreiten am besten?“
Ryan überlegte kurz. „Dass man sich auf seine eigenen Fähigkeiten verlassen muss – und sein Wissen um die Eigenarten des Meeres.“
„Der Mensch im Wettstreit mit den Elementen?“, zitierte sie ein Klischee.
„Eher im Einklang“, verbesserte Ryan sie. „Trotzdem, egal, wie gut man ist – oder zu sein glaubt –, letztlich hängt alles von Mutter Natur ab.“
„Und Sie ziehen das Wellenreiten irgendwelchen Mannschaftssportarten vor?“, vermutete sie.
„Ja, und meinen Vater ärgert das natürlich.“ Er schüttelt kurz den Kopf, als wundere er sich, wieso er diesen Kommentar abgegeben hatte.
„Ich bin auch ein bisschen eigenbrötlerisch veranlagt“, gestand Simone leise. „Schwimmen und Radfahren mag ich gern, da kann man seine eigenen persönlichen Bestzeiten als Maßstab nehmen statt Leistungen von anderen.“
„Diese Radtour im Himalaja war aber ein Teambewerb, oder?“
„Schon, nur sind wir erst während der Fahrt zum Team geworden. Vorher kannten wir uns nicht.“ Sie drehte das Weinglas nachdenklich zwischen den Fingern. „Ich hätte nie erwartet, mich mit jemand in so kurzer Zeit anfreunden zu können. Aber mit Belle und Claire ist es einfach passiert.“
Ryan wies einladend auf die Schüssel mit dem Curry, aber Simone schüttelte den Kopf.
„Danke, es schmeckt wirklich toll, aber ich habe schon mehr gegessen, als ich sollte.“
„Na, hoffentlich haben Sie noch ein bisschen Platz für den Nachtisch gelassen.“ Er blinzelte ihr zu.
„Oh, es gibt auch noch Nachtisch? Ich bin schwer beeindruckt, Ryan.“
„Warten Sie lieber, bis Sie gesehen haben, was auf dem Programm steht.“
Schnell stand sie auf. „Kann ich beim Abräumen helfen?“
„Gern. Stellen Sie einfach alles irgendwie neben das Spülbecken.“
„Okay. Brauchen wir Teller und Besteck für den Nachtisch? Dann könnte ich ja schnell abwaschen.“
„Nein, nicht nötig.“ Ryan öffnete den Kühlschrank und holte aus dem Tiefkühlfach einen Karton mit Eislutschern. „Zugegeben, die habe ich gekauft“, sagte er und grinste wie ein richtiger Lausejunge.
„Und damit wollen Sie mich abspeisen?“, fragte sie gespielt empört und stützte die Hände in die Hüften.
„Na ja, mit Süßem kenn ich mich nicht so aus.“ Er wickelte den Lutscher aus: Vanilleeis in Herzform mit Schokoladenguss. „Immerhin gebe ich das zu. Bekomme ich jetzt eine gute Note für Ehrlichkeit?“
Seine Augen glitzerten, und er kam einen Schritt näher, was Simone beunruhigte. Ohne den Tisch zwischen ihnen fühlte sie sich Ryan beinahe ausgeliefert. Er war so überwältigend männlich!
Doch er reichte ihr nur das Schokoladenherz.
„Sie essen keins?“, fragte sie befangen.
„Doch, gleich.“
Wieder einmal trafen sich ihre Blicke und konnten sich nicht voneinander lösen.
Simone biss in den Eislutscher und versuchte verzweifelt, sich einen lockeren Spruch einfallen zu lassen.
Vergeblich.
Mitten in der Küche blieb sie wie verzaubert stehen. Heißes Begehren durchflutete sie … Und gegen dieses Gefühl konnte ein bisschen Vanilleeis nicht viel ausrichten.
„Sie haben Schokolade auf der Lippe“, bemerkte Ryan heiser.
Inzwischen war er ihr so nah, dass er nur den Kopf würde senken müssen, um ihre Lippen zu berühren.
Simone aß den letzten Bissen Eis, Ryan nahm ihr den Stiel aus den Fingern und warf ihn, ohne sich umzudrehen, hinter sich ins Spülbecken.
Und bevor Simone etwas ahnte, bevor sie also protestieren konnte, umfasste Ryan sanft ihr Gesicht und sah ihr tief in die Augen. „Ich habe davon geträumt, dich zu küssen, seit ich dich am Flughafen zum ersten Mal gesehen habe“, flüsterte er.
Das klang verrückt, aber sie konnte beim besten Willen nicht sagen, wieso eigentlich. Mit dem
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