Julia Extra Band 0292
Ihnen Einzelheiten zu entlocken. Ich will ja keine Story über Sie schreiben!“
„Ich glaube Ihnen“, erwiderte Simone zögernd.
Und merkte plötzlich, dass es stimmte. Endlich konnte sie sich entspannen!
„Über Belle und Claire bringen Sie wohl auch nichts an die Öffentlichkeit“, vermutete sie.
„Bestimmt nicht. Ich weiß ja nicht einmal, wer die beiden sind.“
„Zwei junge Frauen, mit denen ich mich bei der Radtour im Himalaja angefreundet habe.“
„Ach ja, die haben Sie in dem Artikel über die Tour erwähnt“, erinnerte er sich jetzt. „Trotzdem, ich habe ansonsten keinen blassen Schimmer, was die beiden betrifft, also kann ich gar nichts über sie schreiben.“
„Das ist großartig. Danke, Ryan. Mir fällt echt ein Stein vom Herzen.“
Rasch stand er auf und lächelte strahlend. „Da wir das jetzt geklärt haben, sollten wir endlich essen. Sonst verkocht mir noch der Reis.“
Simone nickte, blieb aber noch sitzen. Sie fühlte sich wie benommen. Ryan hatte alles noch vor dem Essen geregelt!
Wenn es so einfach gewesen war, ein Einvernehmen zu erzielen, wieso hatte er es nicht gestern schon in ihrem Büro versucht?
Sie betrachtete den nett gedeckten Tisch, atmete die würzigen Düfte aus der Küchenecke ein und wurde sich über eins klar: Hier ging es um eine richtige Verabredung, nicht nur um ein geschäftliches Treffen!
Vom Herd her rief Ryan: „Könnten Sie mir helfen, das Essen auf den Tisch zu bringen?“
Weißt du, auf was du dich einlässt?, fragte eine innere Stimme sie.
Nicht genau. Aber mittlerweile war es ihr egal …
Simone stand auf und ging zu Ryan hinüber. Er goss gerade den dampfenden Reis ab, der so locker und duftig war, wie sie es nur selten und mit viel Glück schaffte.
„Stellen Sie den bitte schon mal auf den Tisch, Simone?“
Diesmal achtete sie nicht darauf, ihre Finger aus dem „Gefahrenbereich“ zu halten, und als sie unabsichtlich seine Hand berührte, durchzuckte es sie wie ein Stromstoß. Es war wirklich beängstigend, welche Wirkung dieser Mann auf sie ausübte!
Nun wurde er aktiv. Er gab das Curry in eine Schüssel, nahm Fladenbrot aus dem Backofen und einen Gurkensalat mit Joghurt und Rucola aus dem Kühlschrank. Nachdem er das alles auf den Esstisch gestellt hatte, hielt er eine Flasche Rotwein hoch.
„Davon trinken Sie doch ein Glas zum Essen, oder?“, erkundigte sich Ryan.
„Ja, gern“, stimmte sie zu, als sie das Etikett sah. Eine so edle Traube abzulehnen hätte sie zickig gefunden.
Er knipste das Licht im Küchenbereich aus. „Damit wir das Chaos nicht so sehen“, erklärte er und lächelte entwaffnend.
Nun wurde der große Raum nur von der Kerze auf dem Tisch und der Stehlampe in der Ecke erhellt.
Simone und Ryan setzten sich an den Tisch. Das Essen duftete wirklich köstlich, und ein Hauch von Blütenduft lag über allem.
Wenn jemand uns so sehen könnte, würde er annehmen, dass Ryan versucht, mich zu verführen, ging es ihr durch den Kopf.
Ihr wurde heiß bei dem Gedanken.
Rasch aß sie einen Bissen, während Ryan ihr Glas füllte.
„Oh, Wahnsinn! Das schmeckt sensationell“, lobte sie ganz ehrlich.
Sie sahen sich über den Tisch hinweg in die Augen.
„Es ist Ihnen nicht zu scharf?“, erkundigte Ryan sich. Seine Augen schimmerten im Kerzenlicht.
Rasch senkte sie den Blick. „Nein, ich mag es gern richtig scharf.“
Lieber Himmel, das klang irgendwie anzüglich. Als würde sie über Sex reden …
„Ich meine, würzig“, korrigierte sie.
Bilde dir bloß keine Dummheiten ein, ermahnte sie sich und trank einen Schluck Wein, bevor sie wieder hochsah.
Ryan betrachtete sie noch immer.
Und plötzlich gestand sie sich ein, was sie bisher zu verdrängen versucht hatte: Vom ersten Augenblick an hatte sie sich unwiderstehlich zu diesem Mann hingezogen gefühlt! Ja, sie konnte nicht länger so tun, als gäbe es keine Chemie zwischen ihnen.
Ihr Herz begann, wie rasend zu pochen.
„Sie sind wunderschön“, sagte Ryan leise.
Das hatte schon mehr als ein Mann behauptet, aber oft hatte es wie auswendig gelernt geklungen. Etwas, das sie sagten, weil sie dachten, Frauen würden Wert darauf legen.
Bei Ryan hingegen klang es völlig ehrlich.
Hilfe!, dachte Simone verzweifelt. Da saß sie und ließ sich widerstandslos von Ryan Tanner verzaubern.
Im sanften Licht betrachtete sie seine schön geschwungenen, festen Lippen und fragte sich träumerisch, wie die sich anfühlen würden, wenn sie ihren Mund auf sie presste
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