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Julia Extra Band 0292

Julia Extra Band 0292

Titel: Julia Extra Band 0292 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: VALERIE PARV BARBARA HANNAY ELIZABETH POWER HELEN BIANCHIN
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die Tür geöffnet … Und da stand Jonathan Daintree, erschreckend alt geworden in den Jahren, seit Simone ihn zuletzt gesehen hatte. Aber immer noch aufrecht, attraktiv und gepflegt.
    Sie wollte ihn begrüßen, aber die Stimme versagte ihr.
    „Ja, bitte? Was kann ich für Sie tun?“, fragte der alte Mann und blickte zu Ryan, dann wieder zurück zu seiner Enkeltochter. „Simone? Bist du das wirklich? Was führt dich zu mir?“
    „Guten Tag, Grandpa!“ Der Moment, den sie ersehnt und zugleich gefürchtet hatte, war da. Nun gab es kein Zurück. „Ich muss mit dir reden. Dürfen wir reinkommen?“
    „Und der junge Mann ist …“
    „Oh, entschuldige! Darf ich dir Ryan Tanner vorstellen? Er war so nett, mich hierherzubringen.“
    Die beiden Männer schüttelten sich die Hand, dann ging Jonathan Daintree voraus in die angenehm kühle Diele und weiter in den großen, elegant eingerichteten Salon mit der hohen Decke und den kostbaren Perserteppichen.
    „Sind Sie irgendwie mit dem berüchtigten JD Tanner verwandt?“, erkundigte Jonathan sich.
    „Ja, Sir, ich bin sein Sohn.“
    „Interessanter Bursche, Ihr Vater! Hat mir mal, als ich noch in der Politik war, einen geharnischten Brief geschrieben, um mir mitzuteilen, dass er alle meine Maßnahmen ausgesprochen dumm fände.“
    „Das klingt tatsächlich ganz nach meinem Vater“, stimmte Ryan gelassen zu.
    „Wie gesagt, ein interessanter Bursche! Setzt euch doch.“
    Simone und Ryan nahmen auf dem einen Sofa Platz, ihr Großvater gegenüber.
    „Nun, Simone, du kannst dir denken, dass du so ziemlich die Letzte bist, die ich hier erwartet hätte“, begann der alte Mann streng. „Du hast seit Jahren versucht, den Kontakt mit mir zu vermeiden, dabei haben dir die Türen hier immer offen gestanden.“
    „Es tut mir leid, Grandpa. Ich weiß, die Entfremdung zwischen uns ist meine Schuld, und ich möchte dir jetzt endlich den Grund dafür erklären. Ich kann dich nur um dein Verständnis und deine Nachsicht bitten.“
    „Ich hatte schon seit Langem den Eindruck, dass dich etwas bedrückt, Kind, aber du warst immer zu beschäftigt, um mit mir darüber zu reden. Oder hast es zumindest behauptet.“
    „Ich weiß! Aber ich hatte Mom versprochen …“
    „Meine Tochter Angela hat dir das Versprechen abgenommen, mich nicht mehr zu besuchen?“, unterbrach Jonathan sie entgeistert.
    „Nein, das natürlich nicht. Aber ich musste Mom versprechen, dir etwas Bestimmtes niemals zu verraten. Ich hatte Angst, ich könnte mich verplappern, wenn ich mit dir zusammen wäre.“
    „Aber jetzt willst du es mir sagen?“
    Sie nickte. Plötzlich wurde ihr die Kehle so eng, dass sie kein Wort herausbrachte. Aber es gab keinen Aufschub mehr. Nun galt es, sozusagen den Sprung ins kalte Wasser zu wagen.
    Hilfe suchend blickte sie zu Ryan, der ihr aufmunternd zulächelte.
    Simone atmete tief durch. „Es geht um Harold Pearson. Um Mom … und den Prozess. Dabei ist etwas nie herausgekommen.“ Sie schluckte trocken, und Ryan drückte ihr die Hand. „Ich hätte es sein müssen.“
    Verblüfft sah ihr Großvater zuerst sie an, dann Ryan. „Hat Simone Ihnen schon mal etwas darüber erzählt, Mr. Tanner?“
    „Nein, Sir.“ Eindringlich schaute Ryan ihr in die Augen. „Was genau willst du sagen, Simone?“
    „Nicht meine Mutter hätte ins Gefängnis gehen sollen, sondern ich. Ich war es. Ich … habe Harold getötet.“
    Nahezu greifbare Anspannung herrschte im Raum, als die beiden Männer zu verstehen versuchten, was sie da sagte. Es war viel schlimmer, als sie sich jemals vorgestellt hatte. Aber jetzt gab es endgültig kein Zurück mehr.
    „Ich habe Harold gestoßen“, gestand Simone mit zitternden Lippen. „Ich wollte ihn von Mom trennen, mich irgendwie dazwischendrängen. Da habe ich ihn beiseitegeschubst, und weil er mal wieder völlig betrunken war, hat er das Gleichgewicht verloren und ist die ganze Treppe runtergestürzt.“
    „Oh, mein armes Kind!“, flüsterte ihr Großvater entsetzt.
    „Ich bin eine Mörderin!“, sagte sie schonungslos.
    Nachdem sie dieses schreckliche Geständnis gemacht hatte, nahm sie allen Mut zusammen und sah Ryan an. In seinem Blick spiegelte sich nicht, wie sie erwartet hatte, nacktes Entsetzen, sondern tiefes Mitgefühl.
    „Mom hat nicht zugelassen, dass ich ein Geständnis ablege“, erzählte Simone weiter ihre schreckliche Geschichte. „Deshalb hat sie behauptet, sie hätte Harold gestoßen, als der Polizei klar wurde, dass er nicht von

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