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Julia Extra Band 0292

Julia Extra Band 0292

Titel: Julia Extra Band 0292 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: VALERIE PARV BARBARA HANNAY ELIZABETH POWER HELEN BIANCHIN
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schönes Kompliment.“
    „Es ist die Wahrheit, mein Kind.“
    Ryan hob sein Glas und trank ihr zu. „Ich stimme deinem Großvater voll und ganz zu, Simone. Du kannst wirklich stolz auf dich sein.“
    Er lächelte, doch noch immer war dieser nicht zu deutende Ausdruck in seinen Augen.
    Seit ihrem Geständnis.
    Sie wandten sich nun anderen Themen zu, und schließlich wurde Simone gebeten, von ihrer Radtour zu erzählen, was sie mit viel Begeisterung tat.
    Vor allem eine kleine Begebenheit aus Hongkong schilderte sie besonders anschaulich. Sie hatte einen der Straßenmärkte besucht, die erst abends aufgebaut werden und neben verschiedensten Waren auch Unterhaltung bieten.
    Ein Wahrsager hatte es Simone ganz besonders angetan, er ließ winzige Vögel kleine Umschläge aufpicken, in denen Zettel mit Voraussagen steckten. Sie hatte sich eine solche Prognose geben und im Hotel übersetzen lassen.
    „Und was wurde dir prophezeit?“, erkundigte sich ihr Großvater gespannt.
    „Dass etwas Unerwartetes geschehen würde. Etwas, was mir großes Glück beschert und aus einer unerwarteten Quelle stammt.“
    Ein Schauer überlief Simone, als sie an alles dachte, was sie seit ihrer Rückkehr nach Australien erlebt hatte.
    Die Versöhnung mit ihrem Großvater machte sie glücklich, und Ryan war „die unerwartete Quelle“ gewesen, denn ohne ihn hätte sie die Entscheidung, nach Murrawinni zu fahren, sicher noch länger aufgeschoben.
    Sie wollte ihm gerade erklären, wie sie die Worte deutete, aber seine reservierte Miene hielt sie davon ab.
    Er runzelte die Stirn. „Eine ziemlich obskure Vorhersage, der man nicht viel entnehmen kann, oder?“
    Nein, für Simone war alles glasklar und einleuchtend. Wieso kam er nicht auch darauf?
    Sie versuchte, das Ganze als Scherz hinzustellen. „Na ja, bis ich neunzig bin, finde ich die Bedeutung sicher heraus.“
    „Wie lange seid ihr eigentlich schon zusammen?“, fragte ihr Großvater unvermittelt.
    „Ryan ist ein sehr guter Freund“, antwortete sie ausweichend. „Ohne ihn wäre ich heute nicht hier.“
    Ryan hingegen schien Missverständnisse vermeiden zu wollen. „Tatsächlich haben wir uns erst vor Kurzem kennengelernt.“ Er vermied es, sie bei diesen Worten anzusehen.
    „Ach, ich verstehe.“
    Es klang, als würde ihr Großvater mehr verstehen, als ihr lieb war.
    Plötzlich wurde ihr schwer ums Herz.
    Auf der Rückfahrt am nächsten Tag wollte Ryan vor allem über die Straßenkinder reden. Im Internet hatte er ein Projekt entdeckt, das Jugendlichen Kleinkredite gewährte und ihnen die Möglichkeit bot, sich geschäftlich zu etablieren.
    „Wenn David und Homer Fahrräder hätten, könnten sie Kurierdienste übernehmen“, meinte er begeistert.
    Simone fand die Idee wundervoll, aber sie wollte jetzt eigentlich nicht über ihre Schützlinge reden. Sondern über sich und ihn. Wieso wich er diesem Thema ständig aus?
    Wurde ihr schlimmster Albtraum wahr, und Ryan machte sich nichts mehr aus ihr? Weil sie gestanden hatte, ein Menschenleben auf dem Gewissen zu haben?
    Ihr wurde immer elender zumute. Und sie war entsetzlich müde, denn sie hatte nach all der Aufregung nur wenig geschlafen. Ihre Lider wurden richtig schwer …
    „Aufwachen, kleine Schlafmütze. Wir sind da.“
    Simone schrak hoch und rieb sich den verspannten Nacken.
    Ryan lächelte sie an. „Du hast stundenlang geschlafen.“ Er parkte vor ihrem Haus. „Gehst du morgen zur Arbeit?“
    „Ich muss.“ Sie gähnte. „Du weißt ja, wie das mit den Terminen ist. Dabei könnte ich eine ganze Woche lang schlafen, wenn es nach mir ginge.“
    „Geh heute mal früh ins Bett“, empfahl er ihr.
    „Kommst du noch mit zu mir auf einen Kaffee?“
    Ryan neigte sich zu ihr und küsste sie sanft. „Danke, aber du bist doch völlig erschöpft. Morgen melde ich mich bei dir, okay?“
    Sie ließ sich nicht anmerken, wie enttäuscht sie war. Vielleicht brauchte er ja ein bisschen Zeit für sich allein, um all das zu verarbeiten, was in den letzten beiden Tagen passiert war. Und sie war so müde, dass sie bestimmt keine gute Gesellschaft abgab.
    „Okay, Ryan. Dann bis morgen. Und vielen Dank … für alles!“
    Er küsste sie noch einmal. Sanft. Freundschaftlich. Ohne Leidenschaft. „Bis dann, Simone!“
    Sie blickte ihm nach, und als er losfuhr, fühlte sie sich allein gelassen. Nein, sogar einsam.
    Und das war viel schlimmer.
    Eine dünne Staubschicht bedeckte die Möbel, und auf dem Tisch lagen noch die Frangipaniblüten vom

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