Julia Extra Band 0293
Blick zu. „Das darfst du in einem Büro nicht sagen.“
„Tallie kümmert das nicht. Sie würde erwidern, dass ich ein hervorragend aussehender Mann bin.“ Dyson lachte selbstzufrieden.
„Das zeigt nur, wie schlecht ihr Geschmack ist“, meinte Elias und knallte eine Schublade zu.
Dysons Grinsen wurde noch breiter. „Seit sie hier ist, bist du ein bisschen griesgrämig. Bist du eifersüchtig?“
Wie gerne hätte er noch eine Schublade zugeknallt! „Vergiss es. Und wir bezahlen dich nicht fürs Rumstehen und Unsinn erzählen. Geh zurück an deine Arbeit.“
„Ich meine ja nur …“ Immer noch kichernd salutierte Dyson und schlenderte davon.
Aber es stimmte, was Dyson gesagt hatte. Stundenlang unterhielt Tallie sich mit den anderen Mitarbeitern nicht nur über die Arbeit, sondern über ihr Leben. Elias saß dann an seinem Schreibtisch und musste mit anhören, wie sie mit Rosie lachend über Männerprobleme diskutierte. Holte er sich eine Tasse Kaffee, plauderte sie mit Dyson über einen alten Film oder ein Mädchen namens Sybella, das er kürzlich kennengelernt hatte. Machte er sich auf die Suche nach Paul, fand er ihn meist mit Tallie über Hochzeitsangelegenheiten plaudernd vor.
Er hatte gar nicht gewusst, dass Paul vorhatte zu heiraten!
Tallie wusste alles. Sie kannte den Namen von Pauls Verlobten. Die Namen von Lucys Enkelkindern. Sie wusste, wie Giulia ihren Sohn genannt hatte, der am Samstag das Licht der Welt erblickt hatte.
„Giacomo“, teilte Tallie ihm mit. „Nach Vincents Vater.“
Wer um alles in der Welt war Vincent?
Tallie kannte sogar den Namen von Caras Friseur.
„Warum? Möchten Sie sich das Haar pink färben lassen?“, hatte Elias sarkastisch gefragt, nachdem Cara an ihren Schreibtisch zurückgekehrt war.
Tallie hatte gegrinst. „Tatsächlich wollte ich nur sichergehen, dass ich ihn nie an meine Haare heranlasse.“
Aber das war die einzige Gelegenheit, bei der sie ihm ein Lächeln geschenkt hatte. Ansonsten verhielt sie sich ihm gegenüber absolut kühl.
Allerdings musste er auch zugeben, dass sie hart arbeiten konnte. Sie kam früh ins Büro und ging spät nach Hause.
Was jedoch ihren Männergeschmack anging, hatte er einiges an ihr auszusetzen.
Sie ging doch tatsächlich mit Martin de Boer aus.
Nachdem Martin ihr den Karton getragen hatte, war er im Verlauf der Woche in die Firma gekommen und hatte gefragt, ob sie Zeit habe, mit ihm zum Lunch zu gehen.
„Nein, hat sie nicht“, hatte Elias eingeworfen, bevor Tallie antworten konnte. „Wir haben mittags eine Besprechung.“
„Wirklich?“, fragte sie zurück. „Das wusste ich gar nicht.“
„Wie wäre es dann mit Abendessen?“, ließ Martin nicht locker.
Elias’ Kiefernmuskeln spannten sich an. Tallie warf ihm einen fragenden Blick zu.
„Ist da auch ein Meeting angesetzt, von dem ich nichts weiß?“
„Nein“, hatte er knapp erwidert.
„Schön. Dann gehe ich gerne mit Ihnen essen“, hatte sie sich an Martin gewandt.
Zähneknirschend hatte Elias sich umgedreht und war gegangen. Später hatte er erfahren müssen, dass sie am Wochenende sogar mit Martin in der Oper gewesen war.
„Oper?“, hatte er am Montagmorgen hervorgestoßen.
„Jazz mag ich lieber“, entgegnete sie. „Aber es war eine spannende Erfahrung. Martin weiß eine Menge über Opern.“
„Da gehe ich jede Wette ein“, hatte Elias kopfschüttelnd gemurmelt. Sie besaß wirklich einen lausigen Männergeschmack.
Nicht, dass es ihn kümmerte.
Er war an Tallie Savas nicht interessiert. Sie bedeutete nichts als Ärger. Er arbeitet mit ihr zusammen, weil er keine andere Wahl hatte. Sonst nichts!
Und doch ging sie ihm unter die Haut. Er dachte ständig an sie. Seit Millicent hatte er nicht mehr so viel über eine Frau nachgedacht. Und damals hatte das in einem Desaster geendet, erinnerte er sich.
Hartnäckig drängte er Tallie aus seinen Gedanken.
Trotzdem war es gut, dass er die Renovierungsarbeiten hatte. Wände mit einem Vorschlaghammer einzureißen wurde zu einer sehr guten Abendbeschäftigung. So verbrauchte er die Energie, die seine Hormone gerne auf andere Weise verwendet hätten. Und jede Nacht, die Elias wie ein Besessener mit Hämmern und Einreißen verbrachte, hörte er das Telefon nicht und musste auch nicht mit seinem Vater oder seinen Geschwistern oder seiner Mutter sprechen.
War das Leben nicht einfach perfekt?
Wissen ist Macht, oder?
Wenn Tallie also wusste, dass ihr Vater sie in die Falle locken wollte, dass er
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