Julia Extra Band 0293
nicht das Baby.
Es war absolut faszinierend. Wenn sie jetzt die Augen schloss, konnte sie dieses Lächeln immer noch sehen. In ihm lag keine Ungeduld, keine Verwirrung. Keines der Gefühle, mit denen er sie immer anschaute.
Einem gut aussehenden Mann zu widerstehen, war eine Sache. Schwieriger wurde es, diese Anziehungskraft zu ignorieren, wenn man ihn mit einem Baby auf dem Arm sah.
Nur deshalb hatte sie Ja gesagt, als Martin sie zu einem unglaublich langweiligen Vortrag über den globalen Klimawandel eingeladen hatte.
Seine Mutter hatte aufgehört, ihn auf immer neue Frauen anzusprechen. Zunächst war er erleichtert, doch dann hatte er den wahren Grund dahinter erkannt.
Sie brauchte keine anständige Ehefrau mehr für ihn zu finden, weil sie glaubte, sein Vater habe dies bereits erledigt.
Ihm blieb nur noch ein Ausweg. Er musste selbst eine Freundin finden.
Nicht, um sie zu heiraten. Aber um mit ihr auszugehen, zu flirten, Spaß zu haben und mit ihr zu schlafen.
Deshalb ging er am Montag nach der Arbeit nicht in den zweiten Stock hinauf, um noch ein paar Wände einzureißen, sondern in eine Bar namens Casey’s einige Blocks vom Büro entfernt. Er bestellte ein Bier und beobachtete die ohne Begleiter anwesenden Frauen.
Der Lärm war furchtbar, die Frauen einfältig. Und keine von ihnen besaß Haar, durch das er gerne mit den Fingern gestreift wäre. Also trank er sein Bier aus, ging zurück und schlug noch eine Wand ein.
Dienstag versuchte er es in einem Jazzclub. Er mochte Jazz und glaubte, hier auf Gleichgesinnte zu treffen. An die Frau aus dem Büro, die Jazzmusik liebte, aber mit Martin in die Oper ging, wollte er nicht denken.
Ein Mädchen namens Abigail flirtete mit ihm, und er ließ sich darauf ein. Er hörte ihr zu, wie sie sich über ihre verrückten Mitbewohner und ihre nervige Mutter beschwerte, und fragte sich, ob Tallie Jazz hörte, wenn sie backte. Abigail gab ihm ihre Telefonnummer, die er, wie er später entdeckte, im Club vergaß. Es kümmerte ihn nicht.
Am Mittwoch besuchte er das Fitnessstudio. Normalerweise spielte er dort Basketball. Aber in seinem Team gab es keine Frauen. Also spielte er Squash mit einer Französischlehrerin, die Clarice hieß.
Es war ein hartes Match, und sie sah verschwitzt und süß aus. Elias lud sie zum Essen ein.
Sie schüttelte den Kopf, klimperte kokett mit den Wimpern und schnurrte stattdessen: „Lass uns lieber zu mir gehen.“
Der Himmel allein mochte wissen, was in ihrer Wohnung passiert wäre – wenn sie dort angekommen wären.
Doch als sie das Studio verließen, klingelte Elias’ Handy. Seine Mutter. „Ich muss den Anruf annehmen“, sagte er. Und während er sprach, spürte er, wie Clarice sich von ihm entfernte. Als er auflegte, fiel ihr ein, dass sie just heute Abend einer älteren Nachbarin versprochen hatte, mit ihr Karten zu spielen.
Elias verstand den Hinweis. „Vielleicht ein anderes Mal?“
„Natürlich“, stimmte Clarice vage zu.
Aber nicht am Donnerstag. Denn diesen Tag verbrachte er mit Paul und Tallie in Corbetts Fabrik. Er stellte Frage um Frage, Paul sah sich die Bücher an, und Tallie schlenderte umher und plauderte lächelnd mit den Angestellten.
Sie hatte sternförmige Plätzchen mitgebracht, die nach Zimt dufteten. Kurze Zeit später tauschte sie sich mit den Mitarbeitern über Rezepte aus.
„Das ist die Präsidentin?“, sagte Corbett zweifelnd. Allerdings schien er Tallies Figur ein wenig mehr zu bewundern, als Elias für notwendig hielt.
„Ist sie“, entgegnete er scharf.
„Keine Ahnung, wie du in ihrer Nähe ans Geschäft denken kannst“, erklärte Corbett offen. „Oder wie es dir gelingt, deine Hände von ihr fernzuhalten.“
Das war eine dieser vollkommen politisch unkorrekten Aussagen, die heutzutage niemand mehr äußern sollte. Dummerweise entsprach sie darüber hinaus der Wahrheit.
Tallie Savas war eine Versuchung.
Und es wurde jeden Tag schlimmer.
4. KAPITEL
Sie war nicht da.
Freitagmorgen, zehn nach zehn. Zehn Minuten nachdem er, Paul, Dyson und Miss Präsident sich in einem Meeting befinden sollten.
Nicht einmal angerufen hatte sie.
Zeugte das etwa von Verantwortungsbewusstsein?
Natürlich, dachte Elias, sollte ich nicht überrascht sein. Hatte er sie nicht von Anfang an für ein verwöhntes Kind gehalten, dass nur mal Präsidentin spielen wollte?
Allerdings hatte ihre Arbeit in den letzten drei Wochen ihn sich fragen lassen, ob er nicht vielleicht unrecht mit seiner Einschätzung
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