Julia Extra Band 0293
hoffte, sie würde sich in Elias Antonides verlieben, musste sie doch nichts weiter tun, als ihm zu widerstehen.
Richtig?
Genau.
Jeden Abend, wenn sie aus der Firma nach Hause kam, fütterte sie Harvey, kochte ihr eigenes Abendessen und machte anschließend Pilates, um Stress abzubauen. Danach kehrte sie wieder in die Küche zurück, nahm Mehl, Zucker, Butter und Gewürze aus den Schränken und entspannte sich endlich wirklich.
Vielleicht, dachte sie, bin ich gar nicht gestresst, sondern frustriert.
Welche Frau wäre das nicht, wenn sie ihre Tage damit zubrachte, ein Prachtexemplar der männlichen Gattung anzusehen, es aber nicht anfassen dürfte?
Gut, Rosie hatte einen Freund, Lucy war verheiratet, Cara und Trina schwärmten für Boygroups. Niemand schien zu bemerken, dass Elias Antonides einen unglaublichen Sexappeal ausstrahlte.
Die Glücklichen.
Leider hatte Tallie es bemerkt. Ihr war aufgefallen, wie Elias die Brauen runzelte, wenn er tief in Gedanken versunken war. Grübchen erschienen auf seinen Wangen, wenn er lächelte. Immer wenn sie in den Meetings saß und eigentlich zuhören sollte, fielen ihr neue Details an ihm auf. Seine großen kräftigen Hände, an denen sich Schwielen befanden, die kein Mann besitzen sollte, der den ganzen Tag nur einen Stift hielt.
Sie bemerkte die Muskeln, die sich unter seinem Hemd abzeichneten – auch die hatte er bestimmt nicht durch das Halten eines Kulis bekommen.
Und ständig forderte er sie heraus. Immer wieder starrte er sie an, als würde er nichts sehnlicher wünschen, als dass sie verschwände. Dann stellte er ihr eine pointierte Frage oder wartete, bis Paul einen besonders langweiligen Fakt erklärt hatte und fragte dann: „Was halten Sie davon, Miss Savas?“
Nachdem sie beim ersten Mal heftig errötet und sich irgendeine Antwort aus den Fingern gesogen hatte, die glücklicherweise halbwegs passte, schwor sie sich, dass er sie nicht noch einmal so überfallen würde.
Jetzt erschien es ihr fast wie ein Spiel … ihn heimlich zu beobachten, auf seine Fragen zu lauern und diese so klug sie konnte zu beantworten.
Nach einem Meeting kam sie sich vor, als habe sie einen intellektuellen Boxkampf mit Elias absolviert. Er brachte ihr Adrenalin zum Fließen.
Und das war sogar noch beängstigender.
Bislang war Brian der Einzige gewesen, der diese Gefühle in ihr ausgelöst hatte.
Nur dass Elias ganz anders als Brian war!
Er war attraktiv – viel attraktiver als der sommersprossige Brian. Er war arrogant – Brian nicht. Außerdem war Elias die Wahl ihres Vaters, nicht die ihre. Und wenn er sie zum Boxkampf aufforderte, dann weil er für die nächsten zwei Jahre mit ihr festsaß.
Nicht gerade eine ideale Situation.
Zudem irritierte sie nicht nur Elias äußerliche Erscheinung, sondern auch sein scharfer Verstand. Beides lenkte sie von der Arbeit ab. Und das hatte nicht einmal Brian geschafft.
Sie ertappte sich dabei, dass sie sich vorstellte, wie er ohne seine Hemden und die Khakihosen aussah. Sie fragte sich, wie er wohl nackt aussah.
Also backte sie. Und ging mit Martin aus.
Von Martin fantasierte sie nie.
Er sah nicht schlecht aus, hatte ein freundliches Lächeln, wenn man es ihm entlocken konnte und schöne haselnussbraune Augen. Sie mochte Augen. Aber war er in ihren Gedanken jemals nackt?
Nein. Nie.
Das Wochenende verbrachte sie damit, Elias’ ’Hausaufgaben’ durchzuarbeiten, wurde aber immer wieder von dem Bild vor ihrem geistigen Auge abgelenkt, wie Elias Giulias Baby im Arm gehalten hatte.
Giulia hatte den Kleinen mit ins Büro gebracht, und die Frauen hatten ihn abwechselnd halten dürfen. Trina war gerade an der Reihe gewesen, als Elias den Kopf aus seinem Büro streckte und sarkastisch gefragt hatte, seit wann sich die Firma in eine Kindertagesstätte verwandelt und wann Trina endlich mit dem Abtippen der Unterlagen fertig sei, die er ihr heute Morgen gegeben hatte.
Tallie wäre um eine ähnlich sarkastische Antwort nicht verlegen gewesen, aber Trina war in ihrer Hast, das Richtige zu tun, etwas noch viel Besseres eingefallen.
„Oh, klar, sofort“, meinte sie, drückte Elias das Baby in die Arme und war aus dem Zimmer gerauscht.
Tallie war sich nicht sicher, wer entsetzter aussah, Elias oder das Baby. Sie glaubte, er würde Giacomo gleich an seine Mutter weitergeben. Aber das tat er nicht.
Nach einem Moment bettete er den Kleinen in eine behaglichere Position, und die beiden sahen sich ernst an.
Und dann lächelte er.
Elias,
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