Julia Extra Band 0293
würde alles vergessen und Tallie von nun an ignorieren.
Was gar nicht so einfach war, wenn man ihr in einem zweistündigen Meeting gegenübersaß.
So war er fast dankbar, als Rosie in der Mitte der Konferenz anklopfte und ihn zu einem dringenden Anruf bat. Seine Dankbarkeit schwand, als sich herausstellte, dass der Anrufer Cristina war.
Nach den altbekannten Vorwürfen, nie bist du da!,nie gehst du an dein Telefon!, kam Cristina rasch zum eigentlichen Grund ihres Anrufs.
„Ich möchte, dass du Mark einen Job gibst.“
„Ich bitte dich, Cristina, was soll denn das? Dergleichen wird nicht passieren.“
„Siehst du“, jammerte sie. „Ich wusste, dass du so reagierst. Du willst nicht einmal darüber nachdenken.“
„Stimmt. Und jetzt muss ich los. Meine Mitarbeiter warten auf mich.“ Er trommelte mit den Fingern auf die Schreibtischplatte und schaute zum Konferenzraum hinüber.
„Du kennst ihn doch gar nicht!“
„Ich kenne Mark, genau das ist ja das Problem.“
„Aber ich liebe ihn!“
Sie liebte Mark Batakis? Ach herrje! Elias verzog das Gesicht und rieb sich mit den Fingern über die Nasenwurzel. „Und deine unsterbliche Liebe verleiht ihm welche Qualifikationen?“, fragte er höflich.
„Ich weiß es nicht!“ Cristinas Stimme zitterte. „Aber du brauchst nicht so altklug zu sein. Mark ist nicht dumm. Er kann alles lernen. Immerhin war er in Yale. Und … und er weiß eine Menge über Boote.“
„Er fährt Rennen, das ist nicht ganz dasselbe.“
„Ich will doch nur, dass du mit ihm sprichst“, sagte Cristina.
„Und ihm einen Job gebe.“
„Nun, ja, aber …“
„Nein. Und außerdem, selbst wenn ich wollte, könnte ich es nicht. Ich bin nicht mehr der Chef.“
„Was soll das bedeuten?“
„Wusstest du das nicht? Dad hat vierzig Prozent der Firma verkauft.“
„Dad hat was?“, fragte Cristina ungläubig.
„Vierzig Prozent verkauft“, wiederholte Elias. „Damit ist er nicht länger der Präsident.“
„Dann bist du …“
„Nein, bin ich nicht“, sagte er mit einer gewissen Befriedigung. „Wenn du deinem Freund einen Job bei Antonides Marine International verschaffen willst, Cristina, musst du mit dem neuen Präsidenten verhandeln.“
Es entstand eine kurze Pause, dann fragte Cristina entschieden: „Gut, das werde ich. Wie heißt er?“
„ Sie heißt Tallie Savas.“
Es würde alles gut werden.
Zumindest redete Tallie sich das ununterbrochen ein, um sich – und Elias – davon zu überzeugen, dass sie an die Ereignisse von Freitagabend in ihrem Apartment keinerlei Erinnerungen besaß.
Elias hatte sie ein- oder zweimal seltsam angeschaut, doch als sie nicht reagierte, hatte er seine Aufmerksamkeit ganz den geschäftlichen Angelegenheiten gewidmet.
Sie wünschte, ihr gelänge das auch.
Sie wünschte, sie könnte vergessen, wie er sie geküsst hatte, wie fest und warm seine Lippen gewesen waren, wie rau sich die Bartstoppeln an seinem Kinn angefühlt hatten, wie heiß sie seine Haut unter ihren Fingerspitzen gespürt hatte.
Sie wünschte …
Sie wünschte sich viele Dinge. Am meisten, dass sie nie von Antonides Marine gehört, nie diesen Job angenommen und erst recht nie Elias Antonides getroffen hätte. Er weckte Wünsche in ihr, wie es bislang nur Brian gelungen war. Nach Brians Tod hatte sie geschworen, nur einen Mann in ihr Leben zu lassen, der es wirklich wert war. Der sie um ihrer selbst willen liebte, nicht das Geld und das Geschäftsimperium ihres Vaters.
Natürlich war Elias nicht auf das Geld ihres Vaters aus. Er wollte nur sein eigenes Imperium zurück. Aber er liebte sie nicht, er wollte nur Sex.
Tallie fragte sich, warum er am Freitag aufgehört hatte.
Sie wäre dazu nicht in der Lage gewesen. Dass er während des Meetings ans Telefon gerufen wurde, verschaffte ihr eine kurze Atempause. Es fiel ihr leichter, sich zu konzentrieren, wenn er nicht im selben Raum war. Doch als er zurückkam, fühlte sie sich sofort wieder angespannt und nervös.
Sie versuchte, sich auf Pauls Vortrag zu konzentrieren, und brachte dann endlich ihre Bedenken zum Ausdruck. „Und es geht nicht nur mir allein so“, schloss sie. „Niemand hier empfindet große Freude über den möglichen Kauf.“
„Wir lassen uns Zeit, überdenken die Auswirkungen“, sagte Elias. „Beschäftigen uns mit den Zahlen.“
„Es kommt nicht allein auf die Zahlen an. Du musst diese Firma wirklich kaufen wollen, du musst seetüchtige Kleidung herstellen wollen.“
Elias starrte sie
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