Julia Extra Band 0293
Amüsiert beobachtete er sie dabei, wie sie sich an ihrem Salat verschluckte und einen großen Zug aus ihrem Wasserglas nahm. „Und es ist wohl auch ein glücklicher Zufall, dass Julian Douglas wenige Wochen vor Vergabe dieses Auftrags heiratet, was?“
Sie zuckte die Achseln. „Zufall, würde ich sagen.“
„Sind Sie denn sehr verliebt?“, wollte er wissen.
Allmählich wurde Susan nervös, und ihre Wangen färbten sich leicht rosa. „Selbstverständlich sind wir das.“ Ein Blick in Geoffreys Augen verriet ihr, dass sie ihn nicht im Geringsten überzeugt hatte.
„Geoffrey, hör auf damit, meine Frau zu bedrängen“, schaltete Julian sich in das Gespräch ein. „Ich weiß, sie ist wunderschön, aber sie gehört mir.“ Mit einer besitzergreifenden Geste griff er über den Tisch und tätschelte ihren Arm.
„Sieh an, sieh an.“ Jan schüttelte sichtbar zufrieden den Kopf. „Betrachten Sie sich als gewarnt, Geoffrey!“
Lara lief dunkelrot an.
Das Gespräch bewegte sich fortan in weniger gefährlichen Bahnen, und Susan fragte sich im Stillen, ob Julian seinen Besitzanspruch wirklich nur vorspielte. Ich weiß, sie ist wun derschön … War da vielleicht ein Körnchen Wahrheit enthalten?
Mach dir nichts vor, riet sie sich selbst.
Es war allerdings offensichtlich, dass Geoffrey ihrer Beziehung misstraute. Und er konnte sie beide jederzeit bloßstellen.
„Susan, Sie haben kaum etwas gegessen. Geht es Ihnen gut?“, erkundigte sich Hilda besorgt, als der zweite Gang aufgetragen wurde.
Julian warf Susan einen schnellen, warnenden Blick zu, und sie riss sich mit aller Kraft zusammen. „Es tut mir leid, mein Appetit ist in letzter Zeit nicht der beste“, entschuldigte sie sich. „Aber es sieht alles ganz köstlich aus.“
„Vielleicht kann das Dessert Sie locken“, hoffte Hilda und strahlte freundlich. „Aber keine Sorge, morgen werden Sie sich bestimmt schon viel besser fühlen.“
Susan nickte und zwang sich zu einem hoffnungsvollen Lächeln. Dabei war sie im Stillen davon überzeugt, dass sie sich erst wieder erholen würde, wenn sie zurück nach Edinburgh kam – in ihr eigenes Zuhause, in ihren eigenen Job und vor allem in ihr eigenes Leben.
Tapfer zwang sie sich, ein Stück süßen Kuchen und ein Glas Dessertwein zu sich zu nehmen, und fühlte sich danach etwas schwindlig. Zusammen mit dem Jetlag wirkten das Essen und der Alkohol wie ein Beruhigungsmittel.
„Unsere Gärten sind im Mondlicht besonders schön“, verkündete Jan stolz. „Vielleicht möchten die Damen einen kleinen Verdauungsspaziergang genießen? Es gibt für uns nämlich noch ein paar geschäftliche Dinge zu besprechen.“ Sein Tonfall ließ keinen Widerspruch zu.
Wendy berief sich auf ihre Schwangerschaft und ging zu Bett, während Susan mit Lara und Hilda einen Ausflug in die Umgebung wagte.
Das Meer war nur einen Steinwurf entfernt, und Susan fühlte sich auf dem breiten Kiesweg, umgeben von exotischen Blumen und Bäumen und inmitten von wilden Orchideen und Hibiskus wie in einer anderen Welt. Die milde Nachtluft war wie Balsam für ihre Seele. Die nächtlichen Geräusche der Insel hüllten sie ein und trugen zu dem einzigartig paradiesischen Zauber bei.
„Sie müssen das Leben hier lieben“, wandte Susan sich beeindruckt an Hilda.
„Es ist meine Heimat, das war es schon immer.“
„Glauben Sie, das Resort könnte etwas daran ändern?“, erkundigte Susan sich vorsichtig.
„Ich hoffe nicht. Um die Wahrheit zu sagen, können wir die wirtschaftlich recht gute Lage der Insel ohne Tourismus auf Dauer nicht mehr gewährleisten. Seit die Zuckerplantage fort ist, fehlt es an einer einträglichen Einnahmequelle.“ Hilda stöhnte leicht auf. „Es ist unser sehnlichster Wunsch, mit einem kleinen, umweltfreundlichen Resort sowohl den Insulanern als auch anderen Menschen dabei zu helfen, diesen Segen, der unser Leben ständig umgibt, in Zukunft zu genießen. Natürlich ohne dabei massive Änderungen einzuführen.“
Jeder muss ans Überleben denken, ging es Susan durch den Kopf. Ich tue schließlich genau an diesem Wochenende dasselbe: Ich will diese Zeit unbeschadet überstehen …
„Berichten Sie mir doch von Ihrer Hochzeit, Susan“, bat Hilda. „Julian erwähnte, wie plötzlich alles vonstatten ging. Das ist ja so romantisch! War es denn wenigstens eine große Feier?“
„Ganz im Gegenteil“, log Susan und war sich Laras misstrauischer Blicke bewusst. „Nur ein paar enge Freunde und die engsten
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