Julia Extra Band 0293
Angehörigen.“
„Wie nett“, bemerkte Hilda. „Wollen Sie auch Kinder haben?“
Dieser Gedanke war so abwegig, dass Susan unmerklich zusammenzuckte. „Aber sicher“, sagte sie etwas zu hastig. „Wenn die Zeit dafür gekommen ist.“
„Sicher, sicher.“ Hilda schien beruhigt. „Alles zu seiner Zeit.“
„Was ist mit Ihnen, Lara?“, fragte Susan in dem verzweifelten Versuch, von sich selbst abzulenken. „Wie lange sind Geoffrey und Sie schon verheiratet?“
„Sechs Monate“, entgegnete die andere Frau gelangweilt. „Aber es fühlt sich wie eine Ewigkeit an.“ Ihr Lachen klang rau, und Hilda wirkte leicht irritiert.
Wir sind schon eine merkwürdige kleine Gruppe, überlegte Susan. Hilda ist seit vierzig Jahren glücklich verheiratet, Lara ist ganz offensichtlich mehr als unglücklich, und ich lebe eine infame Lüge.
„Was ist mit Ihren Söhnen, Hilda?“, wollte Susan wissen. „Sind sie alle schon unter der Haube?“
„Leider nein.“ Hilda runzelte sie Stirn. „Sie leben alle in Übersee und jagen ihren Karrieren nach. Das ist einer der Gründe …“ Sie brach ab und hob hilflos die Schultern. „Irgendwann vielleicht. Wenn es Julian passieren kann, ist das Gleiche auch für meine Kinder möglich.“
Susan nickte und war buchstäblich sprachlos. Schuldgefühle überspülten sie wie eine erstickende Welle, und sie hatte Mühe, sich nicht davon mitreißen zu lassen.
Der Kiesweg endete an einer stilvollen Wasserfontäne, die einen kleinen von Bänken umsäumten Platz zierte. Im silbrigen Mondlicht erkannte Susan eine Gestalt, die zusammengekauert auf einer der Bänke saß – Julian.
„Dies ist ein herrlicher Platz für verliebte Paare“, murmelte Hilda und legte Lara eine Hand auf die Schulter. „Kommen Sie, meine Liebe. Ich zeige Ihnen meine Zuchtorchideen.“
Damit ließen sie Susan und Julian allein. Susan lachte nervös auf und setzte sich neben Julian. „Das war nicht gerade subtil.“
„Wir sind eben frisch verheiratet und brauchen etwas ungestörte Zeit miteinander“, sagte er zynisch.
Unwillkürlich sah Susan sich um, ob jemand seine finsteren Worte belauscht hatte. „Julian“, zischte sie. „Geoffrey ahnt etwas. Er hat beim Dinner eindeutige Bemerkungen gemacht.“
„Hast du deshalb keinen Bissen hinunterbekommen? Du warst ja blass wie die Wand.“
„Ich will einfach nicht enttarnt werden“, flüsterte sie aufgebracht. „Du solltest doch am besten wissen, was alles auf dem Spiel steht.“
„Das tue ich auch“, erwiderte er ruhig. „Nichts wird diesen Deal ruinieren, mein Schatz. Dafür werde ich sorgen.“
„Wie denn?“
„Mit Stears werde ich schon fertig.“ Julians Ton war so kalt, dass Susan ein eisiger Schauer über den Rücken lief.
Sie schwiegen eine Weile, und in der Ferne war nur das leise Schwappen der Wellen auf dem feinen Sandstrand zu hören, vermischt mit dem Surren einiger Insekten.
„Du hättest mir von Lara erzählen sollen“, begann Susan leise. Als er ihr nicht antwortete, fasste sie sich ein Herz. „Du hattest eine Affäre mit ihr, oder?“
Er zuckte die Achseln. „Na und?“
„Du hättest mich vorwarnen sollen!“
„Das war unwichtig.“
„Unwichtig?“, wiederholte sie lauter und senkte dann gleich wieder ihre Stimme. „Julian, sie hat mit dir geschlafen. Sie kennt dich auf eine Weise, die ich nie …“ Zu spät erkannte sie, dass sie sich auf ziemlich dünnes Eis begab.
„Möchtest du mich ebenfalls auf diese Weise kennenlernen, Susan?“, fragte Julian gefährlich leise.
„Natürlich nicht“, gab sie scharf zurück. „Ich meine nur, dass eine Frau eher spürt, wenn eine intime Beziehung nur vorgetäuscht ist. Erst recht, wenn sie selbst mit dem fraglichen Mann im Bett war.“
„Dagegen könnten wir etwas tun.“
Susan erstarrte. Er wollte doch nicht etwa tatsächlich andeuten, dass sie beide … Sie schluckte. „Sehr witzig.“
„Ich wollte nicht witzig sein.“
„Du willst doch gar nicht mit mir schlafen“, wandte sie ein, als er plötzlich leise lachte.
„Um ehrlich zu sein, ich will schon. Ist dir gar nicht aufgefallen, wie sehr ich dich begehre?“
„Nein, du spielst nur mit mir. Du flirtest.“ Mittlerweile war Susan vollends verwirrt.
„Ein Flirt kann leicht zu mehr führen.“
„Das halte ich aber für keine gute Idee“, widersprach sie mit fester Stimme. „Wenn man einmal bedenkt …“
„Ich halte es für eine ausgezeichnete Idee.“
Automatisch rückte sie etwas von ihm ab. Er
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