Julia Extra Band 0293
rauen Hand angefühlt hatten. Es hatte ihn vor Begehren erschauern lassen.
Die zweite Verabredung endete mit einem flüchtigen Kuss, der sein Blut vor Lust förmlich zum Kochen brachte und ihn nach mehr verlangen ließ. Nach viel mehr.
Nur ungefähr einen Monat später bat er Claire, seine Frau zu werden, und erst lange danach fiel ihm auf, dass sie diejenige gewesen war, die das Thema Heirat angeschnitten hatte.
Ethan erinnerte sich noch genau, wie sie als Braut bei ihrer heimlichen und hastigen Trauung in Las Vegas ausgesehen hatte, klein und zierlich, in einem schlichten weißen Kostüm, das lange Haar elegant aufgesteckt. Ihre Augen hatten geleuchtet.
In der Hochzeitsnacht wurde ihm dann sofort klar, dass er der erste Mann in ihrem Leben war, und er hatte sich für den größten Glückspilz unter der Sonne gehalten.
Vor ihm lag eine herrliche Zukunft an Claires Seite.
Was war ich für ein Narr! sagte Ethan sich nun und schüttelte den Kopf. Er hatte sich von einer Frau manipulieren lassen, die zwar mit Männern noch keine Erfahrung hatte, aber genau wusste, wie sie bekam, was sie wollte. Er hatte sich von ihrem zaghaften Lächeln, ihrem bewundernden Blick einfangen lassen.
Claire hatte ihn nie geliebt! Er war nur Mittel zum Zweck gewesen, wie ihr Vater unmissverständlich klarmachte, als er am Tag nach der Trauung abends im Hotel in Las Vegas aufkreuzte.
Sumner Mayfield wollte seine Tochter nach Hause holen. Zuerst sprach er mit ihr im Nebenzimmer, und Ethan hörte mehrmals die Worte „deine Mutter“. Schließlich war Claire herausgekommen und hatte traurig gesagt: „Ich muss jetzt gehen.“
„Bitte, bleib bei mir“, hatte Ethan sie angefleht.
Sie hatte sich wieder ins Schlafzimmer geflüchtet, wo das Bett noch warm von ihren Körpern war.
Ihr Vater hatte ihn beiseite genommen und ihm ihr unüberlegtes Handeln zu erklären versucht.
„Wissen Sie, Mr. Seaver, sie ist momentan mit ihrem Verlobten unzufrieden.“
„Ihrem Verlobten?“,wiederholte Ethan völlig perplex.„Wer soll das denn sein?“
„Ashton Beaumont“, antwortete Sumner prompt. „Tut mir leid für Sie, junger Mann, aber er und Claire kennen sich seit Jahren. Unsere Familien sind eng befreundet. Vielleicht haben Sie ja schon von Rolland Beaumont gehört. Er besitzt ein gutes Dutzend Radio- und Fernsehstationen, die Ashton übernehmen soll, wenn sein Vater sich zur Ruhe setzt.“
„Ja, von den Beaumonts habe ich gehört“, bestätigte Ethan und kam sich zum ersten Mal in seinem Leben gesellschaftlich minderwertig vor. Noch Jahre später nahm er das Claire ebenso übel wie ihre Lügen. „Und wann hätten Ashton und Claire heiraten sollen?“
„Das eben ist das Problem, mein Junge! Ashton möchte warten, bis sie in zwei Jahren mit dem Studium fertig ist, was ich sehr vernünftig finde. Sie muss erst noch richtig erwachsen werden. Außerdem sollte sie doch ein bisschen ihre Unabhängigkeit genießen, bevor sie sich endgültig bindet.“
„Mir kommt sie reif genug vor zum Heiraten“, konterte Ethan, obwohl er sich nicht mehr so sicher war.
„Sie selbst findet das natürlich auch.“ Der Ältere seufzte resigniert. „Sie wollte unbedingt im Juni heiraten. Und zwar dieses Jahr. Wie es aussieht, hat sie sich diesen Wunsch erfüllt.“
„Richtig. Claire ist jetzt meine Frau!“ Ethan verschränkte die Arme vor der Brust und stand wie ein antiker Krieger vorm letzten Gefecht breitbeinig vor ihm.
„Aber wie lange noch, mein Junge? Glauben Sie wirklich, sie will für immer mit Ihnen verheiratet sein? Wo doch euer gesellschaftlicher Hintergrund und der damit verbundene Lebensstil überhaupt nicht zueinander passen.“
Ethan ließ die Arme sinken und ballte die Hände zu Fäusten. Am liebsten hätte er irgendjemand verprügelt, aber wen?
„Claire kann überraschend impulsiv sein“, fuhr Sumner Mayfield fort. „Sie bedauert diese unüberlegte Ehe bereits, das dürfen Sie mir glauben. Eigentlich wollte sie nur Ashton von ihrer Sichtweise überzeugen und gar nicht so weit gehen, wie sie es getan hat.“
Stumm drehte Ethan den schlichten goldenen Ehering herum, den gleichen, den Claire am Finger stecken hatte …
„Ich kenne meine Tochter.“ Sumner klang mitleidig. „Deshalb bin ich ja hier.“
Während sich ihm Claires Vater näherte und kurz die Hand auf seine Schulter legte, rührte sich Ethan nicht. Auch nicht, als Sumner Mayfield ihm einen fertig ausgestellten Scheck in die Hand drückte.
„Für Ihre Mühen,
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