Julia Extra Band 0295
nur eine Sekunde. Dann schloss er seinen Reißverschluss und zog seine Handschuhe wieder an.
„Wir nehmen meinen Wagen. Er lässt sich bei Schnee besser fahren.“
„Vielleicht könnten wir unterwegs kurz …“
„Bei ‚Starbuck’s‘ anhalten?“, beende er ihren Satz.
„Ja“, bestätigte sie lächelnd.
Duncan schob den Einkaufswagen durch die Gänge, während Reese die Sachen zusammensuchte, die auf ihrer Liste standen. Der Wagen füllte sich rasch, vor allem weil der vordere Teil von der Babyschale eingenommen wurde.
Daniel war wach und beobachtete Duncan aufmerksam. Es war beinahe zwei Wochen her, dass er das Baby auf den Armen gehalten hatte. Er hatte gehofft, der Verzicht würde den festen Platz, den der Kleine längst in seinem Herzen erobert hatte, wieder etwas lockern. Wie dumm war er gewesen.
Hast du mich vermisst?
Das Baby gurrte vergnügt, als hätte es die unausgesprochene Frage gehört. Es war unmöglich, den Kleinen nicht anzulächeln, die Hand nicht auszustrecken und sein Kinn zu kitzeln. Daniel lächelte zurück.
Als Reese fortging, um eine Weintraube zu wiegen, beugte Duncan sich vor und sagte leise: „He, großer Junge. Wie ist es dir ergangen?“
Daniel lächelte erneut und begann, glücklich zu brabbeln. Er strampelte mit beiden Beinen unter der Decke, ballte seine kleinen Hände zu Fäusten und wedelte mit den Armen.
„Oh, ist der niedlich“, sagte eine ältere Frau und blieb mit ihrem Einkaufswagen neben Duncan stehen. „Wie alt ist Ihr Sohn?“
„Er ist nicht …“ Sein Blick glitt zu Daniel, und sein Herz begann zu beben und öffnete sich schließlich ganz. Was gab den Ausschlag für die Beziehung zwischen Vater und Sohn? Waren es ausschließlich die Gene? Aus eigener Erfahrung wusste er, wie unvollkommen das Band sein konnte, das dadurch entstand. Oder ging es um etwas weniger Messbares, dafür aber viel Entscheidenderes? Um so etwas wie Liebe? Plötzlich war Duncan sich völlig sicher. „Mein Sohn ist knapp sechzehn Wochen alt.“
Als er wieder aufsah, war Reese zurückgekehrt. Sie hielt die Tüte mit den Weintrauben in der Hand und sah ihn mit ihren dunklen Augen feierlich an.
„Unser Sohn“, flüsterte sie heiser.
„Unser Sohn“, stimmte er zu.
„Ich bewundere gerade Ihr hübsches Baby“, erklärte die ältere Frau. „Der Kleine hält Sie und Ihren Mann sicher gut auf Trab.“
„Das tut er“, antwortete Reese.
Duncan nickte ebenfalls. Unzählige Gefühle durchströmten ihn, die er nicht länger leugnen wollte, und kamen endlich ans Licht.
„Sie haben Ihre alte Figur schnell wiederbekommen“, sagte die ältere Frau zu Reese und tätschelte lachend die eigene füllige Mitte. „Ich trage immer noch etwas von dem Gewicht herum, das ich bei meinen Söhnen bekommen habe. Und der Jüngste ist inzwischen dreißig. Man sieht Ihnen nicht einmal an, dass Sie schwanger gewesen sind.“
Die meisten Frauen hätten sich über dieses Kompliment gefreut. Reese wurde dagegen rot und stotterte: „Ich … Äh, Daniel ist …“
Duncan beugte sich zu ihr und brachte sie mit einem Kuss zum Schweigen. „Meine Frau sieht fantastisch aus, nicht wahr?“
Sein Herz tat einen zusätzlichen Schlag, als Reese sie ihm jenes schiefe Lächeln schenkte, das einst sein Schicksal besiegelt hatte.
Die ältere Frau lächelte wissend. „Mir scheint, der Kleine wird bald ein Brüderchen oder Schwesterchen bekommen. Oder sogar beides angesichts dessen, wie Sie sich gerade angesehen haben.“
Reese errötete erneut. „Wir wollten immer …“
„… drei Kinder haben“, schloss Duncan für sie.
10. KAPITEL
Sobald sie wieder zu Hause waren, packte Reese ihren Sohn aus und fütterte ihn erneut. Duncan brachte inzwischen die Einkäufe herein und verstaute sie. Daniel schlief beinahe sofort ein, nachdem er gesättigt war. Sein erster Familienausflug schien ihn ziemlich erschöpft zu haben. Reese legte ihn in sein Bettchen und ging zu ihrem Mann in die Küche, wo er gerade ein Sandwich bereitete.
„Duncan?“
Er lächelte ihr über die Schulter zu. „Möchtest du auch eines? Es ist mein Spezialrezept.“
„Nein, danke. Nicht jetzt. Ich denke … ich denke, wir sollten miteinander reden.“
Er drehte sich um, und seine Miene wurde ernst. „Einverstanden.“
Sie hatte das Wort. Aber wie sollte sie beginnen? Reese entschloss sich für eine unbestreitbare Tatsache. „Zunächst sollst du wissen, dass ich dich liebe.“
Er lächelte zögernd. „Aber?“
Sie schüttelte
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