Julia Extra Band 0299
hast abgenommen.“
„Ich weiß.“
Musste er ihr denn so deutlich zu verstehen geben, wie unattraktiv sie auf ihn wirkte? In diesem Moment stürzte sich ein kleiner Wirbelwind mit blonden Haaren auf Isandro. Geschickt hob er Zac auf seine Arme.
Dann schaute er zu Rosanne hinüber. Und zum ersten Mal lag so etwas wie Wärme in seinen Augen. „Wie du schon bemerkt hast, ist Zac mittlerweile in dem Alter, in dem es ihm schwerfällt, still zu sitzen.“
Rosanne spürte einen Kloß im Hals, als sie sah, wie Zac seine kleinen Arme um den Hals seines Vaters schlang, nur um sich Sekunden später wieder aus der Umarmung zu winden und den Gang entlang zu seiner Nanny zu laufen.
„Du bist ihm ein fantastischer Vater. Er ist bezaubernd.“
„Überrascht dich das?“, fragte er.
Rosanne schaute auf und schüttelte den Kopf. „Nein, daran habe ich nie gezweifelt.“
Irgendetwas in ihrem Tonfall ließ Isandro aufhorchen. Er musterte sie aufmerksam. In ihren Augen lag ein undefinierbarer Ausdruck. Zum ersten Mal entdeckte er Schatten und Tiefen in ihnen, die vor zwei Jahren noch nicht da gewesen waren. Schmerz? Qual?
Sie blinzelte. Als sie die Augen wieder aufschlug, war ihr Blick klar. Die Ähnlichkeit zu Zac raubte Isandro den Atem. Dennoch – die dunklen Schatten waren fort. Ein Lichtreflex, das war alles.
Eine Stewardess trat zu ihnen und informierte sie, dass sie in Kürze landen würden.
Mit einer fließenden Bewegung stand Isandro auf und stellte sich nahe an Rosannes Sitz. Dann stützte er die Arme rechts und links von ihr auf den Lehnen auf, sodass sie unter ihm gefangen war.
Rosanne spürte die Hitze, die von ihm ausging. Instinktiv rückte sie so weit wie möglich in ihrem Sitz zurück.
Sein Blick hielt ihren mit beinahe hypnotischer Kraft gefangen, seine Stimme klang beängstigend gelassen. Seine Worte hingegen waren es nicht.
„Wenn du Zac auch nur ein Haar krümmst, dann versichere ich dir, dass kein Gericht der Welt dir auch nur ein Besuchsrecht einräumen wird. Dafür werde ich alles, was ich an Einfluss besitze, aufbieten. Du wirst von Glück reden können, wenn du etwas über ihn in der Zeitung liest.“
Er lächelte frostig. Rosanne konnte ihn nur ungläubig anstarren, diesen Fremden mit einem Herzen aus Stein.
Isandro richtete sich auf und schlenderte, als sei nichts geschehen, zu seinem Platz zurück. Rosanne starrte noch immer schockiert vor sich hin. Innerlich war ihr eiskalt.
Was würde Isandro wohl sagen, wenn er wüsste, dass sie tatsächlich schon einmal ihr Leben aufs Spiel gesetzt hatte, um Zac zu beschützen? Wahrscheinlich nicht viel.
Seufzend schaute sie aus dem Fenster, gerade als das Flugzeug auf den spanischen Boden aufsetzte.
Die Fahrt in den östlichen Teil der Provinz Sevilla dauerte nicht lange. Isandro lenkte den Jeep selbst. Rosanne saß vorne neben ihm, auf der Rückbank hatte María mit Zac auf dem Schoß Platz genommen. Ein Leibwächter namens Hernán folgte in einem zweiten Fahrzeug.
Rosanne war immer noch zu sehr damit beschäftigt, die Ereignisse der letzten vierundzwanzig Stunden zu begreifen, als dass sie viel von der traumhaften spanischen Landschaft mitbekommen hätte.
Erst als sie durch das malerische kleine Osuna, Isandros Geburtsstadt, fuhren, weckten die wunderschönen winzigen Gassen und alten, bunt angestrichenen Häuser sie aus ihrer Trance.
Der Jeep folgte einer gewundenen Straße den Berg hinauf. Von hier oben hatte man einen beeindruckenden Blick auf die barocken Prachtbauten des Städtchens. Dass Isandro immer wieder verstohlen zu ihr hinübersah, bemerkte Rosanne nicht.
Er beobachtete sie und wartete auf eine Reaktion, während sie die Zivilisation mit ihren edlen Boutiquen und schicken Clubs immer weiter hinter sich ließen. Aber Rosanne sagte nicht. Tatsächlich wirkte sie … ganz versunken, fast überwältigt.
Allerdings hatte er auch nicht erwartet, dass sie allzu früh ihre Maske fallen ließ.
Schließlich steuerte er den Wagen in eine ruhige Sackgasse und hielt vor einem in eine hohe Mauer eingelassenen Tor. Er gab einen Zahlencode in ein Kästchen ein, und die Torflügel schwangen auf.
Auf das, was sich hinter der Mauer verbarg, war Rosanne nicht vorbereitet. Sie hatte mit einer Art Hazienda gerechnet. Stattdessen sah sie ein im Barockstil erbautes Herrenhaus, das einem mittelalterlichen Traum entsprungen schien. Die Außenwände waren in einem hellen Cremeton gestrichen, die Fensterscheiben funkelten im Sonnenlicht, und mit
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