Julia Extra Band 0299
bunten Blumen bepflanzte Kübel säumten die Treppe, die zum Haupteingang hinaufführte.
Rosanne wusste nicht, was sie sagen sollte. Isandro war bereits aus dem Jeep gesprungen und kümmerte sich um Zac, der ganz aufgeregt auf und ab hüpfte. Offenbar erkannte er sein Zuhause wieder.
Ein wenig beklommen folgte Rosanne den beiden ins Haus. Isandro erteilte dem wartenden Personal einige Anweisungen, dann wurde Rosanne eine Treppe nach oben geführt. Eine Angestellte folgte mit ihrem Koffer.
Das Zimmer, das ihr gezeigt wurde, erschien ihr wie ein sicherer Zufluchtsort in Creme und Rosé. Die Farben beruhigten sie. Erst nach einiger Zeit erkannte sie den Grund: Es war nicht das gefürchtete Weiß ihrer Albträume.
Nachdem ihr die Haushälterin ihr persönliches Bad gezeigt und ihr den üblichen Tagesablauf erklärt hatte, begab Rosanne sich allein auf Entdeckungstour. Nachdem sie sich ein wenig umgesehen hatte, öffnete sie eine große Flügeltür und trat auf die Veranda hinaus.
Eine schmale Treppe aus alten Steinstufen führte in einen abgeschiedenen Innenhof hinunter, in dem sich ein kleiner Pool befand.
Langsam wanderte sie die Stufen hinab. Der Pool war umgeben von Olivenbäumen und blühenden Sträuchern. Der betörende Duft hing schwer in der Luft. Alles wirkte wie in einem Traum. Rosanne breitete die Arme aus und drehte sich im Kreis, um die Schönheit des Ortes in sich aufzusaugen … und hielt erschrocken inne, als sie Isandro erblickte, der nur wenige Meter von ihr entfernt stand.
Mit unverkennbar drohender Miene kam er auf sie zu. Rosanne konnte nicht zurückweichen, sonst wäre sie in den Pool gefallen.
„Gefällt dir, was du siehst?“, fragte er.
Sie nickte, dabei begriff sie kaum, was er fragte. Wie immer ließ sein Anblick ihr den Atem stocken und raubte ihr die Fähigkeit, klar zu denken.
„Du hast es wirklich vermasselt, weißt du.“ Er machte eine Geste, die den Innenhof und alles, was sich dahinter erstreckte, erfasste. „All dies hätte dir gehören können, nun wirst du es niemals bekommen.“
Seine Worte versetzten Rosanne einen Stich – aber nicht aus den Gründen, die er ausgemacht zu haben glaubte.
„Vergiss nicht, teuerste Ehefrau, dass du nur wegen meiner Güte und auf Zureden meiner Anwälte hier bist. Sie denken, wenn ich die Größe beweise, Zac und dich zusammenzubringen, wird mir das später positiv angerechnet.“
„Mehr will ich auch gar nicht. Mein Interesse gilt allein meinem Sohn.“
„Und dem, was du bei der Scheidung herausschlagen kannst. Hör doch auf, Rosanne. Wenn ich mich nicht von deiner gespielten Unschuld und Naivität hätte blenden lassen, wäre mir schon viel früher klar geworden, dass …“
„Was denn?“, fiel sie ihm bitter ins Wort. „Dass die Frau, die du geheiratet hast, um dein gesellschaftliches Ansehen zu erhöhen, nur eine Trophäe für dich war?“
Einen Moment war Isandro sprachlos. Ihre Worte ließen die Erinnerung an sein eigenes Versagen lebendig werden … und an seine Enttäuschung, die er sich nie ganz eingestanden hatte. Doch so wie sie jetzt vor ihm stand, die Arme trotzig vor der Brust verschränkt, konnte er nur an das sehnsüchtige Verlangen denken, das tief in seinem Innern brodelte. Und je länger sie zusammen waren, das wusste er mit Sicherheit, desto heißer würde dieses Verlangen werden.
Im Moment jedoch bestärkte ihn seine Lust vor allem in seiner Entschlossenheit. Er war ihr erster Mann gewesen. In ihrer Hochzeitsnacht hatte er ihre Leidenschaft entfesselt. Und unmittelbar nachdem sie von ihrem Baby entbunden worden war, war sie geflohen.
Dass ihre Ehe überhaupt vollzogen wurde, war nicht geplant gewesen. Doch mit Rosanne zu schlafen hatte sich so richtig angefühlt und … Er zügelte seine Gedanken und rief sich in Erinnerung, dass die Frau, die vor ihm stand, die größte Niederlage seines Lebens repräsentierte.
„Unsere Ehe sollte nie etwas anderes sein als ein geschäftliches Arrangement. Du wusstest das, ich wusste das.“
„Natürlich wusste ich es.“ Rosanne schluckte. Auf keinen Fall durfte er je erfahren, wie sehr sie den Sex mit ihm genossen hatte. „Mehr habe ich auch nie erwartet.“
Die heiße Nachmittagssonne brannte auf ihrem Gesicht. Rosanne fühlte sich müde und erschöpft. Sie hatte keine Energie mehr für einen Streit wie diesen. Und sie musste nicht erst daran erinnert werden, wie distanziert und unpersönlich ihre Gespräche bis zu ihrer Hochzeit verlaufen waren.
Bei einem
Weitere Kostenlose Bücher