Julia Extra Band 0300
er müsste bald zurück sein.“
„Nicht, wenn die Hexe auch da ist. Höchstwahrscheinlich staucht sie ihn gerade zusammen. Er mag ja ihr geliebter Sohn sein, aber zweifellos hat er sich gestern Abend sehr geschadet, indem er dich in die feine Gesellschaft eingeführt hat …“
Erneut nahm Carrie nur einen Teil auf. „Wie bitte?“, fragte sie mit ausdrucksloser Stimme.
„Hast du geglaubt, sie würde ihm das durchgehen lassen? Nach dem, was er ihr gestern Abend angetan hat? Diesmal hatte sie sich wirklich große Hoffnungen gemacht. Wenn sie ihren kostbaren Sohn mit der Savarkos-Erbin verheiraten würde, könnte sie wirklich stolz auf sich sein. Natürlich will sie, dass sich Alexeis solch eine Beute schnappt. Das Geld der Familie Savarkos würde unseren Vater wirklich beeindrucken.“
„Die Frau in der Villa ist Alexeis’ Mutter?“
„Hat er dir nicht gesagt, wer sie ist?“
Langsam schüttelte Carrie den Kopf. Ihr war die Kehle wie zugeschnürt.
Alexeis’ Bruder murmelte etwas auf Griechisch. Höflich klang es nicht. Als er diesmal auf sie zukam, wich Carrie nicht zurück. Der Stein entglitt ihren Fingern.
Konnte das stimmen? Hatte Alexeis’ sie zum Dinner bei seiner Mutter mitgenommen, ohne es ihr zu sagen?
Warum?
„Du hattest keinen blassen Schimmer.“ Es klang mitleidig. Und auch verächtlich. „Komm, setz dich. Die Sache ist ein bisschen kompliziert.“
Ohne Gegenwehr ließ sich Carrie auf die Liege setzen. Als sich Alexeis’ Bruder neben sie setzte, rückte Carrie von ihm ab und sah ihn argwöhnisch an. Er lächelte zynisch.
„Okay, pass auf. Selbst blonde Dummchen haben das Recht zu erfahren, dass sie hereingelegt worden sind. Ich bin Yannis, Alexeis’ kleiner Bruder. Alexeis ist nur mein Halbbruder. Seine Mutter ist Berenice Nicolaides. Als Alexeis noch ein kleines Kind war, hat sein Vater seine Geliebte geschwängert.“
Yannis holte Atem. „Und da Berenice keine Kinder mehr bekommen konnte, hat unser Vater beschlossen, seine Ehefrau loszuwerden und meine Mutter zu heiraten. Das hat einen Mordsskandal verursacht und Berenice fuchsteufelswild gemacht. Umso mehr, weil ihr Nochehemann besagte Geliebte in einem eigens für sie gebauten Liebesnest untergebracht hatte.“
Einen Moment lang presste Yannis die Lippen zusammen, und seine Augen funkelten vor Wut. Dann zeigte er, wieder zynisch lächelnd, auf das Strandhaus. „Hast du dich gewundert, warum es da drin wie im Boudoir eines Flittchens aussieht? Tja, weil es eins ist, deshalb. Jedenfalls ist die Scheidung kurz vor meiner Geburt durchgesetzt worden.“
Spöttisch verbeugte sich Yannis. „Damit war ich doch kein uneheliches Kind. Etwas, was mir die Hexe niemals verziehen hat. Nun war ich der amtlich bestätigte zweite Sohn. Und, noch viel schlimmer, das Flittchen war die zweite Mrs. Nicolaides geworden.“
Voller Abscheu rückte Carrie noch ein Stück von Yannis ab. „Du nennst deine eigene Mutter ein … ein …“
Yannis verzog den Mund. „Ich zitiere die Hexe. Und meinen Vater, natürlich. Dem Namen nach war sie zwar Mrs. Nicolaides, aber das war auch alles. Für ihn war sie weiterhin nur seine Geliebte.“
Bevor er seine Erklärungen fortsetzte, holte er wieder tief Atem. „Also, die Situation ist folgende: Die Hexe hasst mich wie die Pest, was inzwischen gegenseitig ist. Und meinen Vater hasst sie auch wie die Pest, schon seit dreißig Jahren. Ihr Ziel Nummer eins im Leben ist, dafür zu sorgen, dass ich leer ausgehe und das gesamte Vermögen der Familie Nicolaides Alexeis zufällt.“
Jetzt kehrte das zynische Lächeln zurück. „Die Hexe glaubt, dass er noch mehr Macht gewinnt, wenn sie ihm eine reiche Erbin angelt. Und natürlich hofft sie auf einen Enkelsohn. Deshalb schleppt sie regelmäßig Kandidatinnen für ihn an und wartet darauf, dass sie ihn irgendwann festnageln kann. Zu seiner Ehre muss man sagen, dass Alexeis nicht anbeißt. Tatsächlich ärgert er sich immer mehr darüber.“
Yannis’ blaue Augen waren auf Carrie gerichtet, als er weitersprach. „Und da kommst du ins Spiel. Offenbar wollte Alexeis, dass seine liebe Mutter es endlich kapiert. Und du hast von ihm folgende Botschaft übermittelt: Warum sollte er heiraten, wenn er eine heiße kleine Mieze wie dich hat, die ihn nachts wärmt?“
Als Yannis aufstand, blieb Carrie wie gelähmt sitzen. Mit einer Mischung aus Mitleid und Geringschätzung blickte er auf sie hinunter. „Hör zu, nimm es nicht so schwer. Okay, Alexeis hat dich benutzt.
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