Julia Extra Band 0300
werden. Grimmig stieß er die Tür auf. Die Jalousien waren noch schräg gestellt, sodass keine Sonne ins Zimmer schien. Carrie sah in dem Doppelbett sehr klein aus. Fehl am Platz in dem palastartig großen Raum. Ebenso fehl am Platz wie sie am vergangenen Abend am Esstisch in der Villa ausgesehen hatte. Schnell verdrängte Alexeis das Bild, doch es hatte sich ihm ins Gedächtnis eingeprägt.
Langsam ging er auf Carrie zu. Sie blickte ihn an, aber anders als sonst.
Am liebsten wäre Alexeis sofort hinausgelaufen. Aber das konnte er nicht. Er musste sich diesem Problem stellen. Er hatte keine Wahl.
„Wie fühlst du dich?“, fragte er.
Einen Moment lang reagierte Carrie auf ihn so, wie sie immer reagiert hatte. Doch dann fiel es ihr unbarmherzig wieder ein.
Sie wollte die Augen schließen, den Albtraum leugnen.
Bitte lass es nicht wahr sein. Bitte!
Aber sie war schwanger. Schwanger von Alexeis, dem sie nichts bedeutete …
Die grausamen, bösartigen Worte seines Halbbruders kamen ihr in den Sinn. Worte, die sie vernichtet hatten.
Grausam, bösartig und wahr.
Wirklich? Oder waren es nur die aus der Luft gegriffenen Anschuldigungen von jemandem, der Alexeis alles missgönnte, was er besaß? Zweifel flackerten in ihr auf. Carrie betrachtete sein Gesicht. Und spürte wider Willen wieder die vertraute Anziehungskraft.
Ja, er hatte sie auf der Straße aufgegabelt, aber deshalb brauchte sie sich nicht billig vorzukommen! Und auch wenn das Ganze wie im Film gewesen war, hatte es dennoch nichts Geschmackloses oder Anrüchiges an sich gehabt. Alexeis hatte sie niemals behandelt, als wäre es so.
Die Erinnerungen an den vergangenen Abend aber verdrängten die Zweifel wieder. An die schreckliche Dinnerparty, der Alexeis sie mit kühler Berechnung ausgesetzt hatte. Wie alle sie angestarrt hatten! Auch seine Mutter, wie Carrie inzwischen wusste. Alle hatten sie ignoriert, als wäre sie irgendetwas Anrüchiges. Und sie erwartete nun das Kind des Mannes, der sie seiner Mutter und ihren Gästen vorgeführt hatte. Freigegeben zur allgemeinen Verachtung …
Carrie wandte das Gesicht ab. Sie konnte es nicht ertragen, Alexeis anzusehen. Der Druck auf ihrer Brust schnürte ihr die Luft ab. Entsetzen überkam Carrie.
Ein blondes Dummchen. So hatte Yannis sie genannt. Und er hatte recht gehabt. Genau das war sie. Eine blöde Tussi, gierig nach dem exklusiven Leben der Reichen und Schönen, die nur ihre albernen Träume ausleben wollte. Sie hatte es romantisch genannt, wo es doch in Wirklichkeit schäbig gewesen war, billig und geschmacklos. Und die ganze Zeit über …
Kein Wunder, dass sie am vergangenen Abend von allen so gemustert worden war. Sie hatten Alexeis Nicolaides’ blondes Dummchen gesehen, in einem viel zu offenherzigen Kleid und mit einer Flittchenbelohnung um den Hals.
Was für eine Närrin sie gewesen war!
Dass Alexeis genau das die ganze Zeit über von ihr gedacht hatte, tat am meisten weh. Sie hatte sich Illusionen über ihre Beziehung zu ihm hingegeben. Er nicht. Für ihn war sie immer nur das blonde Dummchen fürs Bett gewesen. Und jetzt war das Flittchen schwanger.
In New York hatten sie über Verhütung gesprochen. Carrie hatte Alexeis gesagt, sie nehme nicht die Pille. Und er hatte ihr versichert, er werde sich darum kümmern. Aber hundertprozentig sicher schien das nicht gewesen zu sein.
„Carrie?“
Er klang gestresst. Tja, das ist er wohl!, dachte sie bitter. Was für eine Katastrophe für ihn!
„Du brauchst dir um nichts Gedanken zu machen. Ich werde für dich sorgen.“
Stur blickte sie weiter an die Wand.
„Carrie …“
Sein gezwungener Ton war nicht zu überhören. Du liebe Güte, Alexeis musste das Gefühl haben, dass das Leben ungerecht zu ihm war.
„Wenn du schwanger bleibst, werde ich dich natürlich heiraten.“
Die Worte lasteten schwer auf dem Schweigen.
„Carrie …“
Warum ließ er sie nicht in Ruhe? Warum ging er nicht einfach?
Frustriert sah Alexeis sie an. Carrie hatte das Gesicht abgewandt und starrte die Wand an. Was sonst konnte er denn sagen? Nichts! Er wünschte, dies wäre niemals passiert.
Aber es war passiert, und er musste damit fertig werden.
Seufzend machte er auf dem Absatz kehrt und flüchtete sich in das Büro, mit dem die Villa wie alle anderen Häuser der Familie Nicolaides ausgestattet war. Er konnte ebenso gut arbeiten. Damit die Stunden schneller herumgingen, die über sein Schicksal entscheiden würden. Ein Schicksal, das wie ein
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