Julia Extra Band 0300
nicht zu verzweifelt klang. Sie hasste es, wenn man sie in die Schublade hysterische Frau steckte, obwohl sie sich im Moment genau so fühlte.
Beim Essen war es ihr gelungen, Gelassenheit zu demonstrieren, während sie ihre Lage geschildert und den beiden Interessenten versichert hatte, dass es sich um eine lohnenswerte langfristige Investition handelte. Leider konnte sie sie nicht überzeugen. Trotzdem blieb ihr nichts anderes übrig, als es wenigstens noch ein letztes Mal zu versuchen. „Hören Sie, ich bin mir ganz sicher, dass …“
„Bitte entschuldigen Sie, Miss Maxwell, aber mehr gibt es dazu nicht zu sagen“, fiel ihr der jüngere der beiden Männer ins Wort. „Es tut uns aufrichtig leid, aber wir haben kein Interesse.“ Nach diesen Worten tranken sie ihren Kaffee aus und erhoben sich. „Wir wünschen Ihnen viel Glück.“ Nach einem flüchtigen Händedruck gingen sie zum Ausgang.
Viel Glück! Glück half ihr jetzt auch nicht mehr weiter. Sie war am Ende.
Die Charterfirma für Segeljachten bedeutete ihr alles. Simone war noch ein Kind gewesen, als ihre Eltern die Firma gegründet hatten. So viele Erinnerungen hingen an dem Unternehmen.
Mit dem Argument, dass sie den Betrieb ohnehin irgendwann erben würde, hatte ihr Vater ihr die Firma vor einiger Zeit überschrieben. Dummerweise hatte die Sache einen Haken, was Simone leider zu spät erkannte. Bei Durchsicht der Bücher stellte sich heraus, dass die Firma in schier unüberwindlichen finanziellen Schwierigkeiten steckte. Heute wusste Simone, dass ihr Vater das gesamte Unternehmenskapital verspielt hatte.
Sie hielt sich den schmerzenden Kopf. Wenn ihr Vater doch nur verantwortungsvoller mit dem Geld umgegangen wäre. Und wenn sie selbst sich die Kontoauszüge nur früher angesehen hätte. Wenn, wenn, wenn … Sie hasste ihren Vater für sein egoistisches Verhalten, aber als Tochter liebte sie ihn trotzdem.
Auch ihre Mutter hing sehr und voller Stolz an der Firma – ein Grund mehr für Simone, alles für deren Rettung zu tun. Sie durfte Pamela nicht enttäuschen. Es würde ihr das Herz brechen, wenn sie wüsste, wie es derzeit um das Unternehmen stand.
In derart düstere Gedanken versunken, sah Simone den Mann nicht, der den Raum durchquerte. Erst als seine vertraute Stimme höchst unerwünschte Erinnerungen weckte, wurde sie auf ihn aufmerksam.
Cade Dupont! Himmel, wo kam der denn auf einmal her?
Cade hatte ihr gerade noch gefehlt. Wenn er vom Niedergang der Firma erfuhr, würde er triumphieren.
Als sie sich zu ihm umdrehte, stockte ihr der Atem. Hochgewachsen und schlank stand er vor ihr, mit so kühnen Gesichtszügen, dass sie fröstelte. Er sah immer noch genauso atemberaubend aus wie vor fünf Jahren. Simone schloss die Augen und betete, dass er verschwinden möge, aber als sie sie wieder aufschlug, stand er immer noch da.
Cade trug einen maßgeschneiderten grauen Anzug und ein weißes Hemd, das seine Sonnenbräune noch betonte, dazu eine graue Seidenkrawatte mit feinen goldenen Streifen. Das Gold in der Krawatte spiegelte sich in seinen Augen wider, zwei goldenen Seen, in denen sie früher geglaubt hatte zu ertrinken. Dummerweise strahlte er noch immer diese atemberaubende Männlichkeit aus.
Sie räusperte sich. „Was machst du hier?“, fragte sie heiser.
„Das ist ja eine reizende Begrüßung.“ Ohne ihre Einladung abzuwarten, setzte er sich ihr gegenüber an den Tisch. „Freust du dich gar nicht, mich wiederzusehen?“
„Sagen wir, ich bin überrascht. Ich wähnte dich eigentlich am anderen Ende der Welt.“
„Und offenbar wünschst du dir, ich wäre auch dort geblieben.“ Er fixierte sie verächtlich. „Was war das denn eben für ein Auftritt? Vermute ich recht, dass du es diesmal ausnahmsweise nicht geschafft hast, dich durchzusetzen?“
„Ich fasse es nicht! Du hast doch nicht etwa gelauscht?“
„Gott bewahre! Ich weiß schließlich, was sich gehört. Aber deine Körpersprache spricht Bände … die Sprache eines immer noch atemberaubenden Körpers, wenn ich das anmerken darf.“ Dabei ruhte sein Blick auf ihren Brüsten, die sich unter dem leichten Kaschmirtop deutlich abzeichneten.
Ohne Erfolg versuchte Simone das Kribbeln zu ignorieren, das sein eindringlicher Blick auf ihrer Haut auslöste. Innerhalb kürzester Zeit erfasste eine verräterische Erregung jeden Quadratzentimeter ihres Körpers. „Was willst du hier, Cade – abgesehen davon, dass du mir nachspionierst?“ Hatte sie nicht eben noch gedacht,
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