Julia Extra Band 0300
nimmst dir einfach, was du willst, Luc. Wenn ich das zulasse, nimmst du dir so viel, bis nichts mehr von mir übrig ist. In jener Nacht warst du wirklich grausam zu mir.“ Kraftlos drückte sie eine Faust gegen seine breite Brust. „Und das hast du absichtlich getan. Meinst du, ein kleiner Zettel am Wasserkocher könnte das einfach so ungeschehen machen?“
Hinter ihr hörte Lizzy lautes Gemurmel. Als sie sich umblickte, fiel ihr auf, wie viele Augenpaare auf sie gerichtet waren. Ihre Unterlippe begann zu zittern, sie unterdrückte ein Schluchzen und lief tränenblind los.
In der Eingangshalle holte Luc sie schließlich ein und nahm sie mühelos auf den Arm. Selbst wenn sie gewollt hätte, Lizzy fühlte sich zu schwach, um sich gegen ihn zur Wehr zu setzen. Ohne ihren halbherzigen Befreiungsversuchen große Beachtung zu schenken, trug Luc sie zum Lift.
Nur ein mutiger Hotelangestellter wagte es, sich fragend vor ihm aufzubauen.
„Sie ist meine Frau“, klärte Luc ihn unwirsch auf, als ob das die ganze Situation unmissverständlich erklären würde. „Stellen Sie sich niemals einem Ehepaar in den Weg!“
Und dann befanden sie sich allein im Fahrstuhl. Bevor sich die Türen schlossen, sah Lizzy noch, wie eine große Menschenmenge verblüfft im Foyer stand und ihnen nachblickte.
„Hoffentlich gefällt dir das Spektakel, das du verursacht hast“, sagte sie zu Luc. „Und jetzt lass mich runter!“
„Nicht um alles in der Welt“, gab er zurück. „Du hast dich geweigert, mich anzuhören, und benimmst dich wie eine Furie. Und dabei ist dir völlig egal, wie es mir damit geht. Du sagst zwar, du würdest mich lieben, aber das tust du nicht.“
Diese Unterscheidung war Lizzy nicht ganz klar, und so versuchte sie, ihre verwirrten Gedanken zu ordnen, und vergaß für einen Moment ihren Widerstand. Als sie sich auch körperlich etwas entspannte, ließ Luc sie zu Boden gleiten und wartete, dass sich die Fahrstuhltür wieder öffnete.
Dann zog er sie an der Hand hinter sich her bis zu seinem Zimmer und öffnete die Tür mit einer Plastikkarte. Anschließend stand Lizzy in der geräumigsten Suite, die sie jemals gesehen hatte.
Hinter ihr klickte das Schloss, und erst jetzt ließ Luc sie los. Seinen Bewegungen war anzusehen, dass er vor Wut regelrecht kochte. Schweigend öffnete er eine Flasche Wein, schenkte zwei Gläser ein und leerte seins in einem Zug, bevor er sich umdrehte.
„Was willst du eigentlich noch von mir?“, wollte er wissen und breitete seine Arme aus. „Ich habe mich von Bianca getrennt und dich geheiratet, so schnell es mir irgend möglich war. Für dich habe ich meinen Stolz und meinen Ruf aufs Spiel gesetzt. Welche Beweise brauchst du noch, bis du deine Augenbinde abnimmst und endlich siehst, warum ich das alles getan habe?“
Mühsam versuchte Lizzy, sich auf seine Worte zu konzentrieren. Sie sah natürlich, wie aufgebracht er war. Die Haare hingen ihm wild in die Stirn, und das Hemd hatte er sich am Kragen geöffnet. Allein schon diese Details lenkten sie so stark ab, dass ihr der Sinn seiner Worte entging.
„Du liebst mich?“, brachte sie schließlich hervor.
Luc nickte knapp. „Seit wir uns damals in London begegnet sind“, gestand er. „Es war ein tiefer Schock für mich. Ich dachte, du würdest mich zu sehr an Nonna erinnern, aber meine Gefühle ließen sich nicht mehr verleugnen, so sehr ich es auch versucht habe. Schließlich war mein Leben schon restlos durchgeplant. Die Verlobung mit Bianca …“
„Und du hast mit ihr geschlafen“, bemerkte Lizzy mit erstickter Stimme.
„Was willst du von mir hören?“ Er stöhnte leise. „Ich bin ein vierunddreißigjähriger Mann und habe nicht im Zölibat gelebt.“
„Davon bin ich auch nicht ausgegangen“, antwortete sie steif. „Ich hätte bloß nicht gedacht …“
Abrupt biss sie sich auf die Unterlippe, da sie wusste, dass sie sonst etwas Dummes und Unfaires sagen würde. Sie hatte sich eben Luc und Bianca nie unter diesem Gesichtspunkt zusammen vorgestellt. Vielleicht auch, weil sie allein den Gedanken daran kaum ertragen konnte, aber das musste sie wohl schlicht ihrer Unerfahrenheit zuschreiben. Sie war jünger als Luc, und da konnte man wohl kaum annehmen, dass er ebenso unschuldig war wie sie.
„Mit Bianca, das war ganz ehrlich nicht mehr als …“
„Nicht“, bat sie schluchzend. Sie wollte sich um jeden Preis weitere Einzelheiten ersparen. Am Ende würde er sie und Bianca noch miteinander vergleichen, und
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