Julia Extra Band 0300
hatte.
„Wie geht es ihr?“, erkundigte sich Lizzy mit erstickter Stimme. „Bianca, meine ich.“
„Es geht ihr gut.“ Er sah sie direkt an. „Sie ist wieder in London bei ihren Eltern. Elizabeth …“
„Matthew wurde aus der Klinik entlassen“, wechselte sie schnell das Thema.
„Ja, ich weiß. Hör mal, Elizabeth …“
„Er wird aber nicht nach Hause kommen. Dies ist eine kleine Stadt, in der jeder über jeden Bescheid weiß. Dem will er sich nicht aussetzen, deshalb bleibt er erst einmal bei einem alten Schulfreund in Falmouth. Sie wollten gemeinsam mit dem Rucksack um die Welt reisen. Er will sich wohl selbst finden oder so. Ich nehme an, dass die ganze Sache auch ihr Gutes hatte. Immerhin hat mein Vater endlich akzeptiert, dass er Matthew gegenüber viel zu hart gewesen ist, und deshalb hat er dann auch mir …“
„Es gibt kein Baby, amore“, unterbrach Luc sie ruhig.
11. KAPITEL
Verständnislos starrte Lizzy ihm ins Gesicht. Ihre Augen glichen zwei grauen Seen, deren Tiefe man nur erahnen konnte. Luc verzog das Gesicht.
„Ich wollte es dir sagen, bevor dir die oberflächlichen Themen ausgehen und du mich mit Bemerkungen über das verregnete Wetter bombardierst“, erklärte er leise. „Bianca hat gelogen, Elizabeth. Sie ist nicht und war auch niemals schwanger. Im Moment ist sie einfach nur wütend. Auf dich, auf mich, auf deinen Bruder und vor allem auf sich selbst, weil sie so ein verworrenes Chaos in ihrem Leben angerichtet hat.“
„Du meinst, sie kam in dein Apartment und hat mich mit Vorwürfen überhäuft, nur um mir wehzutun?“
„Und mir“, sagte er nickend. „Und in der letzten Woche ist mir erst richtig klar geworden, wie sehr sie mich getroffen hat.“ Er legte den Kopf leicht zur Seite. „Sie kennt dich gut, amore mia, und wusste ganz genau, wie sie dich dazu bringen könnte, mich zu verlassen. Und jetzt stehe ich hier vor dir und frage mich, warum du immer noch so weit von mir entfernt stehst, anstatt dich voller Dankbarkeit und Erleichterung in meine Arme zu werfen.“
„Wie bitte? Wofür sollte ich dankbar sein?“
„Dafür, dass es kein Kind gibt“, erläuterte er geduldig. „Dass ich in keinen hässlichen Sorgerechtsstreit verwickelt werde, und du meine unbescholtene Ehefrau bleiben kannst. Allerdings hättest du in Mailand bleiben und mich unterstützen sollen, bis diese Wahrheit ans Licht kam!“
Das war also der Grund für sein Auftauchen. Er war sauer, weil sie sich kein zweites Mal dem allgemeinen Spott der Öffentlichkeit aussetzen lassen wollte. Und jetzt erwartete er noch einen Orden dafür, dass er die gute Nachricht persönlich überbrachte. Weit gefehlt!
„Du hast ein ziemlich verschobenes Selbstbild, Luc“, wetterte Lizzy. „Von mir einen dankbaren Kniefall zu erwarten! Dass ich nicht lache! Hast du bereits vergessen, dass ich schon vor Biancas Auftritt gehen wollte?“
„Ich habe nichts vergessen“, antwortete er und durchquerte das Zimmer.
„Fass mich ja nicht an!“, warnte sie ihn und wich zurück, bis sie den Türrahmen im Rücken spürte. „Du hast mich angelogen, unter Druck gesetzt und jeden letzten Gefühlstropfen aus mir herausgepresst. Und was hast du mir jemals zurückgegeben?“ Ihr Ausbruch hatte ihn dazu veranlasst, wie angewurzelt stehen zu bleiben. „Deinen fantastischen Körper und die sinnliche Art, wie du ihn einzusetzen weißt. Das ist alles, was ich je von dir bekommen habe, Luc. Und das soll, deiner Auffassung nach, genügen, um von mir Loyalität und Unterstützung zu erwarten?“
„Nein“, erwiderte er seufzend. „Du verdienst selbstverständlich etwas Besseres als das.“
Dieses Zugeständnis reichte Lizzy nicht – sie fühlte sich dadurch kein bisschen besser. „Danke für diesen kleinen Strohhalm“, sagte sie voller Sarkasmus und kämpfte immer noch mit dem Verlangen, Luc endlich wieder berühren zu können. Ihr fiel wieder ein, wie achtlos und unbedeutend er seine Liebesfloskel unter die kurze Nachricht gekritzelt hatte. Ti amo, Luc.
Mit einem energischen Ausdruck auf dem Gesicht hielt sie ihm die Wohnzimmertür auf. „Nachdem alles gesagt ist, verstehst du sicherlich, dass ich gern allein sein möchte. Mein Vater kann jeden Augenblick nach Hause kommen, und mir wäre es lieber, wenn du bis dahin …“
„Nein, wird er nicht“, fuhr Luc dazwischen.
Unentschlossen stand Lizzy in der Tür. „Was wird er nicht?“
„Jeden Augenblick nach Hause kommen. Er weiß, dass ich hier bin“, fügte
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