Julia Extra Band 0300
er etwas leiser hinzu. „Und er glaubt, ich würde dich zum Essen ausführen.“
„Zum Essen?“, wiederholte sie und straffte die Schultern. „Ich will aber nicht mit dir ausgehen.“
„Nur auf diese Weise wirst du mich los, cara“, beharrte er.
Seine Gelassenheit machte sie allmählich nervös. Er hatte sich wieder in den alten Luc de Santis verwandelt, der mit unfairen Mitteln vorging, um seine Ziele zu erreichen.
Sie fuhr sich mit der Zunge über ihre trockenen Lippen. „Würdest du mir das bitte genauer erklären?“
„Ein Abendessen“, begann er. „Das ist alles. Einen Tisch habe ich uns schon besorgt. Alles, was du tun musst, ist, dich hinzusetzen und mit mir zu essen.“
Noch eine Lüge, mit der er mich manipulieren will, dachte sie fassungslos.
„Ansonsten werde ich deine Familienschuld einfordern.“
Na also, schoss es ihr durch den Kopf. Endlich wird er konkret und hört auf, mir Lügengeschichten zu erzählen.
Diesen Luc, der sich seinen Weg mit Erpressungen und Drohungen ebnete, diesen Luc kannte sie! Alles passte zusammen: der teure Anzug, die versteinerte Miene, die unnachgiebigen Forderungen.
„Abendessen.“ Sie verschränkte beide Arme vor der Brust. „Und wo?“
„In meinem Hotel. Ich wohne im Langwell Hall.“
Langwell Hall, überlegte Lizzy. Natürlich! Nur das Beste war gut genug für den großen Luciano de Santis. Langwell Hall war die teuerste Unterkunft in der ganzen Gegend. Ein traumhaftes ehemaliges Landhaus, das kurz vor dem totalen Verfall kostspielig renoviert und in ein Hotel umgebaut worden war.
Lizzy wusste genau, warum Luc ihr diese höfliche, mit einer bitteren Warnung gespickte Einladung aussprach. Er wollte sie aus dem Schutzbereich ihres Elternhauses holen und sie an einen Ort bringen, an dem er sich wohl fühlte und das alleinige Sagen hatte.
„Ich habe keine passende Kleidung für dieses noble Etablissement“, behauptete sie.
Sein Blick fiel auf ihr helles Leinenkleid, und er kniff die Augen kaum merklich zusammen. „Komm einfach, wie du bist“, schlug er vor. „Schließlich wollen wir essen und keine Modenschau veranstalten.“
Es würde Luc zwar recht geschehen, wenn sie in einem viel zu schlichten Kleid an seiner Seite den eleganten Speisesaal von Langwell Hall betrat und negative Aufmerksamkeit auf sie beide zog, aber Lizzy stand der Sinn nicht nach einer billigen Rache.
„Dinner“, wiederholte sie betont. „Das ist dann wirklich alles? Danach bringst du mich nach Hause und hörst auf, mich zu bedrohen?“
„Si.“ Er nickte. Offenbar fiel er ins Italienische, um seinen Standpunkt ebenfalls zu betonen.
Ohne ein weiteres Wort zu verlieren, ließ sie ihn stehen und ging nach oben. Wenn sie sich wenigstens noch einmal umgedreht hätte, wäre ihr nicht entgangen, wie er sich mit einer Hand über sein angespanntes Gesicht fuhr, so als wolle er seine Sorgenfalten glätten.
Wenig später erschien sie in einem dunkelblauen, halbwegs eleganten Kleid mit hohem Ausschnitt und langen Ärmeln. Sie schlüpfte in einen halblangen Regenmantel und ließ sich dann von Luc zu seinem Mietwagen führen. Es war ein Bentley Continental, wahrscheinlich der luxuriöseste Wagen, den man in so kurzer Zeit mieten konnte.
Schweigend fuhren sie durch den dichten Regen zu dem Hotel, das seinem noblen Ruf in allen Punkten mehr als gerecht wurde. Viel Holz, schwere Lüster und eine gigantische Freitreppe vermittelten schon in der Eingangshalle, mit wie viel Liebe zum Detail das Gebäude restauriert worden war. Neben dem Hauptspeisesaal gab es noch ein paar abgetrennte Nischen, in denen kostbar eingedeckte Tische für die besonders privilegierten Gäste standen.
Luc und Lizzy wurden die Mäntel abgenommen, bevor man sie zu einem fast sichtgeschützten Tisch brachte, der in sanftem Kerzenlicht erstrahlte. Auf der gestärkten weißen Tischdecke glitzerten Kristallgläser und feines weißes Porzellan.
Mit einer knappen Geste schickte Luc den Kellner fort und rückte Lizzy ihren Stuhl selbst zurecht.
„Dir würden Diamanten sehr gut stehen“, bemerkte er, nachdem sie beide am Tisch saßen.
„Damit könntest du mich auch nicht besänftigen“, konterte sie trocken und dachte unwillkürlich an Biancas Schmucksortiment.
„Dann eben Smaragde“, sagte er unbeirrt. „Die würden gut zu deinen Augen passen.“
„Weshalb? Meine Augen sind grau.“
„Nicht im Moment, cara“, widersprach er sanft. „Sie leuchten grün.“
Genau wie im Stadium höchster
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