Julia Extra Band 0300
Khalid dann gesagt haben, du würdest ihrer Heirat niemals zustimmen, sah ich eine Möglichkeit, mich an dir zu rächen und ihr Problem zu lösen.“
„Dieses ganze Theater war deine Idee?“
Diesmal war es Beatrice, die seinen Blick nicht länger erwidern konnte. Er hasst mich, dachte sie benommen und erklärte dann: „Ich habe Khalid vorgeschlagen, dass er mich mit hierher nimmt, und dass ich mich so unmöglich benehmen würde, dass Emma nach mir wie die perfekte Braut aussieht … Nun, in Wirklichkeit ist sie das auch – perfekt, meine ich. Ganz anders als ich.“
„Keine ist wie du, Beatrice.“ Tariqs Lachen klang gequält, und für einen winzigen Moment glitt der Blick seiner traurigen Augen über ihr Gesicht. Während er die restlichen Kleidungsstücke anzog, drehte er ihr erneut den Rücken zu. Und seine Bewegungen waren alles andere als fließend – ganz im Gegensatz zu sonst.
„Sag etwas, Tariq“, flehte sie.
„Du wolltest, dass ich aussehe wie ein Trottel, und ich bin dir in die Falle gegangen.“
Sie nickte, während sie immer noch darauf wartete, dass er die Fassung verlieren würde. Aber nichts dergleichen geschah, und das war – milde ausgedrückt – sehr beunruhigend. Weil er schwieg, hatte sie den Eindruck, sie müsste ihr Handeln rechtfertigen. „Du warst ziemlich hässlich zu mir, und ich wusste ja nicht, dass wir einander näherkommen würden. Ich habe das alles nicht geplant.“
„Du hast nicht geplant, verführt zu werden“, sagte er. „Das will ich dir gerne glauben.“
„Du hast mich nicht verführt“, widersprach sie. „Du hast auf wundervoll zärtliche Weise mit mir geschlafen, als … als würdest du mich …“ Sie wandte den Blick ab.
Doch er hatte in ihren Augen gelesen, hatte ihr Herz darin gesehen. Am liebsten hätte er sie an sich gezogen und ihr erzählt, was er für sie empfand. Doch er widerstand dem Impuls.
Zu diesem Zeitpunkt mit ihr zu schlafen, war bereits ein Fehler gewesen. Ab jetzt wollte er alles richtig machen. Er wollte frei sein von möglichen Altlasten, bevor er auf sie zuging und ihr ein Angebot machte, das sie verdiente.
„Tariq …?“
„Ich muss … ich brauche …“
Ihre Blicke trafen sich für einen Moment. Tariq führte seinen Satz nicht zu Ende, aber Beatrice konnte sich lebhaft vorstellen, was er hatte sagen wollen. Er brauchte Luft und musste so viel Raum wie möglich zwischen sie beide bringen!
Es wäre ihr viel lieber gewesen, wenn er herumgetobt und sie angeschrien hätte. Aber er sah sie einfach nur an – für eine schier endlos lange, schmerzliche Zeit – und ging dann ohne ein weiteres Wort.
12. KAPITEL
Es war früh am Morgen, als Beatrices Flugzeug in London landete. Der zehnstündige Aufenthalt in Paris hatte sich auf zwölf Stunden ausgedehnt, und es fiel ihr schwer, einen Fuß vor den anderen zu setzen. Und das lag nicht nur an ihrer Müdigkeit. Die Sache mit Tariq ging ihr sehr nahe.
Beatrice war so in Gedanken versunken, dass sie die Person an ihrer Seite zunächst gar nicht bemerkte. Als der Zollbeamte sie ein zweites Mal aufforderte, mit in sein Büro zu kommen, war sie verwundert, aber nicht gleich alarmiert.
„Ich glaube, Sie verwechseln mich. Ich bin Beatrice Devlin.“ Sie zeigte ihm ihren Reisepass. Doch der Mann sah kaum darauf.
„Ja, Miss Devlin, wir wollen, dass Sie mitkommen.“
„Aber wieso denn?“, fragte sie und bemerkte, wie die anderen Reisenden sie anstarrten.
„Routine. Kein Grund zur Aufregung.“
Der hat leicht reden, dachte Beatrice, als sie dem Beamten zu einem Raum folgte, den sie für sein Büro hielt. Doch es stellte sich heraus, dass es sich dabei um eine Art Lounge handelte.
„Wenn Sie hier einen Augenblick warten würden …?“
Bevor Beatrice noch etwas fragen konnte, war er verschwunden. Sie setzte sich auf eines der Ledersofas und sah sich die schlichte, aber ansprechende Einrichtung an. Wieso fühle ich mich schuldig?, überlegte sie dabei und ärgerte sich, dass sie so passiv gewesen und dem Fremden widerspruchslos gefolgt war. Wenn er zurückkehrte, wollte sie nicht mehr so unterwürfig sein.
Bestimmt gab es eine ganz einfache Erklärung für das Ganze. Schließlich hatte sie sich nichts zuschulden kommen lassen, außer sich in den falschen Mann zu verlieben. Und soweit sie wusste, gab es dagegen kein Gesetz … sonst wäre die Hälfte der weiblichen Bevölkerung im Gefängnis.
Beatrice stand auf und ging zu den Spiegelpaneelen an der gegenüberliegenden Wand.
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