Julia Extra Band 0303
Kirsten sogar die Baumsorten unterscheiden, die als dichter Grüngürtel den Strand begrenzten. Mangos, Avocados, Palmen und tropische Harthölzer.
Ehe sie sich es versah, setzte der Helikopter auf einer Fläche festen weißen Sandes auf. Rowe nahm sein Headset ab und wandte sich ihr mit einem stolzen Schmunzeln zu.
„Willkommen auf Jewel Cay … meiner Insel!“
Kirsten reichte ihm ihren Kopfhörer. „Deine Insel?“
Er sprang aus dem Helikopter und kam auf ihre Seite, um ihr beim Aussteigen zu helfen. „Sie wurde mir mit meinem Titel vererbt.“ Er umfasste ihre Taille, hob Kirsten schwungvoll von ihrem Sitz und ließ sie auf den warmen Sand gleiten.
„Und warum hast du mich hierher gebracht?“, fragte sie, um von ihrer plötzlichen Verlegenheit abzulenken.
„Ich wollte dir den wundervollen Sonnenuntergang zeigen“, behauptete Rowe immer noch schmunzelnd und legte einen Arm um Kirstens Schulter. „Schau, ist das nicht einfach umwerfend?“
Das war es tatsächlich! Und nicht nur der Sonnenuntergang! Sein kräftiger Arm auf ihrer warmen Haut machte ihre Knie derart zittern, dass Kirsten wirklich Gefahr lief, umzusinken. Ihr Hals war wie zugeschnürt, deshalb nickte sie nur schwach, doch Rowe schien sie auch ohne Worte zu verstehen.
Während er mit seiner warmen Hand ihren Rücken streichelte, hielt Kirsten den Atem an und schloss die Augen. Sie hätte sich gegen das verlockende, bittersüße Schwächegefühl wehren müssen, doch dazu hatte sie längst keine Kraft mehr.
„Keine Angst, ich werde dir nicht wehtun“, raunte Rowe ihr ins Ohr, als könne er ihre Gedanken lesen. „Nicht heute und auch sonst niemals.“
Dabei hatte er es längst getan. Mehr, als er je wissen würde …
Kirsten versuchte, den bitteren Geschmack in ihrem Mund runterzuschlucken. Und er würde sie wieder verletzen, diesmal sogar persönlich und gezielt, das war bei seiner Einstellung gegenüber Frauen und festen Bindungen unausweichlich. Und vor allem durfte sie nie vergessen, was er seinem Sohn angetan hatte …
Kirsten trat einen Schritt zur Seite, sodass er seine Hand zurückziehen musste.
„Was ist los?“, fragte er irritiert, erhielt aber keine Antwort. „Kirsten, sprich mit mir. Sag irgendetwas.“
„Ich möchte zurück nach Merrisand“, brachte sie tonlos hervor.
„Jetzt sofort?“
Wenn sie Ja sagte, würde er ihrer Bitte entsprechen? Und war es wirklich ihr tiefster, innerer Wunsch?
Kirsten rang noch mit sich, als Rowe den dunklen Kopf beugte und sie zärtlich küsste. Nur seine Lippen lagen warm und seltsam vertraut auf ihren, sonst berührte er sie nicht. Noch nicht …
Kirsten gab es auf, weiter darüber nachzugrübeln, was gut und richtig wäre. Der einzige Gedanke, der in ihrem armen Kopf noch Platz hatte, war der, dass sie keine einzige Sekunde von diesem magischen Moment missen wollte, ungeachtet der Folgen.
Mit einem unterdrückten Stöhnen sank sie gegen Rowes Brust, der diese stumme Einladung völlig richtig interpretierte und sie fest in die Arme schloss. Der zarte, suchende Kuss wandelte sich zu einem hungrigen, leidenschaftlichen Rausch, in dem alles andere unterging. Und diesmal war es Rowe, der sich zurückzog, und Kirsten, die unwillig protestierte.
„Na, willst du immer noch nach Merrisand zurückkehren?“, fragte er heiser und atemlos.
Kirsten musste sich zwingen, die Augen zu öffnen. „Ja.“
„Jetzt, augenblicklich?“
Warum musste er es ihr immer so schwermachen? Langsam schüttelte sie den Kopf. „Aber gleich, nachdem du mir deine Insel gezeigt hast.“
Lachend griff Rowe nach ihrer Hand und zog Kirsten mit sich in Richtung eines schmalen Pfades, der sich zwischen den Palmen hindurchschlängelte. Aus der Luft hatte die Insel unbewohnt ausgesehen, doch verborgen unter den hohen Bäumen lag ein Strandhaus, das sich beim Näherkommen eher als eine schlichte Strandhütte entpuppte.
Das Dach bestand aus Palmwedeln, und die Wände reichten nicht ganz bis zum Boden. Doch im Innern lagen Steinfliesen, und die meisten Möbel waren aus Bambus gefertigt. Eine erhöhte Plattform über die gesamte Hüttenbreite bildete ein riesiges Bett. Vor einem massiven Tisch standen bequem wirkende Lehnstühle mit dicken Kissen, und in einer Ecke des Raumes war ein gut gefülltes Bücherregal untergebracht.
Hinter einem Bambustresen entdeckte Kirsten zu ihrem Erstaunen eine moderne Küchenzeile, und als Rowe auch noch elektrisches Licht anknipste, lachte sie überrascht auf.
„Tja, leider
Weitere Kostenlose Bücher