Julia Extra Band 0305

es richtig gewesen war, in New York zu bleiben. Und, am besten von allem, Quinn und sie waren bei der gemeinsamen Arbeit Freunde geworden.
    Oder zumindest hatte sie das geglaubt …
    „Wie hast du das Geld für den ersten Club aufgebracht?“
    Sofort runzelte Quinn wieder die Stirn. „Spielt das eine Rolle?“
    „Nein“, erwiderte Clare absichtlich sanft. „Ich würde es einfach gern wissen.“
    „Was zählt, ist, dass der erste Club genug Gewinn für den zweiten eingebracht hat und der zweite schon dreimal so viel wie der erste.“
    „Mir ist gerade klar geworden, warum ich dich nicht so gut kenne, wie ich dachte: Weil du nicht willst, dass ich es tue.“
    „Das stimmt nicht.“
    „Nicht?“
    „Ich bin nicht mehr der, der ich damals war.“
    „Aber es macht teilweise aus, wer du jetzt bist.“
    Kopfschüttelnd blickte Quinn wieder Clare an. „Du kennst mich gut genug. Selbst vor deinem Fragebogen schon ein bisschen besser als die meisten. Warum ist das plötzlich so wichtig?“
    Clare lächelte ihn einfach sanft an, und bald erwiderte Quinn ihr Lächeln.
    „Wie hast du denn gelernt, dich gut zu verteidigen?“
    Mit seinem leisen Lachen ließ er sie wissen, dass sie ihn mit dem Themenwechsel nicht täuschte. „Um mit meiner Wut fertig zu werden, habe ich als Jugendlicher in einem Boxclub gelebt und bei Juniorenkämpfen im Ring gestanden. Ich habe mir sogar zweimal die Nase gebrochen.“
    „Das sieht man nicht.“
    „Beim zweiten Mal ist sie wieder einigermaßen gerade gerückt worden.“
    Clare sah das Funkeln in seinen Augen. „Schwindler!“
    Lauthals lachte er los, und ihr wollte das Herz bersten. Na also, da war er ja. Das war der Quinn, den sie kannte. Sie hatte ihn so sehr vermisst.
    „Einen Moment lang habe ich dich hereingelegt.“
    „Hast du nicht.“
    „Doch.“
    Sie warf ihm eine Handvoll Cracker an die Brust, und lachte mit ihm, als Quinn bei seinen Fangversuchen die Cracker zerbrach und überall Krümel verstreute.
    „Mit dir ein Date zu haben ist furchtbar, Quinn Cassidy.“
    „Nein, ist es nicht. Und das erste Date ist ein Probelauf. Beim dritten würde ich dein Herz erobern.“
    Die Theorie hätte er ja mal bei einer der Frauen in die Praxis umsetzen können, die sie ihm vermittelt hatte. Mit ihr würde es kein zweites Date geben, schon gar kein drittes. Bevor Clare dazu kam, ihm das zu erklären, begann der Film.
    Gerettet von Humphrey Bogart.
    Was nur gut war. Dass es keine weiteren Verabredungen mit Quinn geben würde, machte ihr nämlich das Herz schwer. Und das bedeutete wirklich nichts Gutes.

8. KAPITEL
    Sobald der Abspann lief, begann es zu regnen. Aber als Quinn die Hand hob, um ein Taxi herbeizuwinken, zupfte Clare ihn am Ärmel.
    „Können wir die U-Bahn nehmen? Damit zu fahren hat für mich immer noch den Reiz des Neuen.“
    Normalerweise mied Quinn das Gedränge und die stickige Hitze, besonders im Sommer. Clares Begeisterung für die einfachen Dinge des Lebens war jedoch ansteckend, und so gab er nach.
    Menschen strömten die Steinstufen hinunter und warteten in der unmöglich warmen Luft auf dem Bahnsteig in der Forty-Second Street. Die wogende Masse der Körper bewegte sich als Ganzes vorwärts, als der Zug einfuhr. Quinn und Clare mussten in dem brechend vollen Wagen stehen, worüber Quinn keineswegs unglücklich war. Denn sie war so nah, dass er den Frühlingsduft ihres Haars auffangen konnte.
    Mit einem Ruck kam der Zug an der nächsten Station zum Stillstand, und Clare geriet ins Stolpern. Automatisch legte Quinn ihr den Arm um die schmale Taille … und zog Clare an sich. Sie versteifte sich automatisch und warf ihm über die Schulter einen scharfen Blick zu. Dann spürte Quinn, wie sie sich entspannte und zurücklehnte. Ihre Rundungen passten sich seinem Körper an, als hätte sich Clare schon hundertmal an ihn geschmiegt und wüsste genau, wo es richtig war.
    Wie es inzwischen üblich war, reagierte Quinn darauf. Was bedeutete, dass er sich auf irgendeine Stelle im Wagen konzentrieren und an etwas anderes denken musste. So viel dazu, dass ein bisschen mehr Vertrautheit helfen würde …
    Die Türen glitten auf. Heiße Luft wehte herein, Leute stiegen aus, Leute stiegen ein. Ruckelnd fuhr der Zug wieder an.
    Clare verlagerte das Gewicht von einem Fuß auf den anderen. Ihr Körper bewegte sich an seinem, als würde sie zu einer lautlosen sinnlichen Musik tanzen. Unwillkürlich schloss Quinn die Augen. Im Geiste drehte er sie in seinen Armen und zog sie fest