Julia Extra Band 0305
spät. Er hatte geglaubt, dass sie sein Geld nicht verdiente, und nun warf er es ihr hinterher, nur um an sein Kind zu kommen.
Ihr Schweigen machte ihn ungeduldig. „Wenn das deine letzte Antwort ist, muss ich eben den Rechtsweg einschlagen.“
Faye spürte, wie ihr das Blut aus dem Gesicht wich. Sie wusste, dass ihr keine andere Wahl blieb.
„Nein, Dante, das ist nicht meine Antwort. Ich werde dich heiraten.“
Sie hätte nie gedacht, dass sie diese Worte einmal sagen würde, ohne in ihrem Herzen zu spüren, dass von diesem Moment an die Sonne für sie scheinen würde. Doch als er sie nun unter einem großen Schirm zu ihrer Haustür brachte, fragte sie sich, warum er sich überhaupt die Mühe machte, sie vor dem Regen zu schützen, da sie das Gefühl hatte, von jetzt an für immer den Winter in ihrem Herzen ertragen zu müssen.
Doch Faye sollte herausfinden, dass es noch schlimmer kommen würde. Denn kaum hatte sie morgens die Augen geöffnet, wusste sie, dass etwas nicht stimmte. Es war nicht die Übelkeit, an die sie sich inzwischen gewöhnt hatte.
Benommen stolperte sie ins Bad. Und dann spürte sie es, das warme Blut, sah den dunklen Streifen an ihrem Bein. Sie hatte das Gefühl, zu fallen, immer tiefer. Und dann war plötzlich alles schwarz.
Dante hatte etliche Male erfolglos auf die Klingel gedrückt. Da nun gerade jemand das Apartmenthaus verließ, betrat er es rasch. Jetzt, da er wusste, dass Faye nicht hierbleiben würde, sah das Haus für ihn fast passabel aus.
Doch das Gefühl, endlich gewonnen zu haben, wollte sich bei ihm nicht einstellen. Natürlich hatte er gewollt, dass sie sich fügte und zugeben würde, dass sein Plan vernünftig war. Doch musste sie so kalt in ihrer Ergebenheit sein? Er hatte immer geglaubt, dass er Distanz bei Frauen bewundern würde. Warum also hatte er das Gefühl, bei ihr etwas falsch zu machen, sie in eine Falle zu locken, obwohl er ihr doch alles versprochen hatte?
Dante nahm zwei Stufen auf einmal. Nachdem er drei Mal oben an Fayes Tür geklopft hatte, ohne eine Antwort zu bekommen, beschlich ihn das Gefühl, dass etwas nicht stimmte, noch stärker. Denn er zweifelte nicht daran, dass sie ihr Versprechen halten würde, hier zu sein, wenn er sie abholte. So jedenfalls hatten sie es am Tag zuvor vereinbart, als er darauf bestanden hatte, sie an diesem Morgen zum besten Londoner Gynäkologen zu bringen.
Und dann hörte er es. Ein leises Stöhnen, wie von einem verwundeten Tier.
Gewaltsam warf er sich gegen die Tür und war eine Sekunde später in ihrer Wohnung. Mit einem Blick erfasste er, dass das Wohnzimmer leer war.
„Faye!“
Faye schwebte in ihrem Fieberwahn gleichsam über dem Boden und sah unter sich ein armseliges Häuflein aus zitternden Gliedmaßen, eingehüllt in einen Pyjama. Das war alles, was von ihr übrig geblieben war. Und dann hörte sie plötzlich, wie jemand aus weiter Ferne ihren Namen rief.
„ Dio ! Was ist denn – das Baby?“ Er kniete sich neben sie. „Wir müssen ins Krankenhaus.“ Unendlich vorsichtig nahm er sie in die Arme. „Sofort!“
Es war die längste Stunde ihres Lebens. Faye war nicht richtig klar, was die Ärzte im Krankenhaus genau mit ihr gemacht hatten, so sehr war sie in Sorge gewesen.
Nun sprach sie jemand an: „Entschuldigen Sie, dass wir all die Untersuchungen machen mussten, aber ich fürchte, daran müssen Sie sich in nächster Zeit gewöhnen.“
Instinktiv schaute Faye zu Dante, der seine Brauen gehoben hatte.
„Eine Blutung in den ersten drei Monaten der Schwangerschaft ist durchaus üblich“, fuhr der Arzt fort. „Aber wenn Sie auf den Bildschirm schauen, sehen Sie ein gesundes Baby – auch wenn es noch winzig ist und noch nicht ganz wie ein Baby aussieht.“
Mit offenem Mund starrte Faye auf den kleinen Monitor neben der Liege und wagte es noch nicht, den Worten des Arztes zu glauben, hatte sie doch angenommen, ihr Baby verloren zu haben.
Und dann sah sie es. Einen perfekt geformten dunklen Schatten auf dem Schwarz-Weiß-Bild und einen winzigen Herzschlag. Für Faye war es das größte Geschenk, und es erfüllte sie mit einem überwältigenden Gefühl der Dankbarkeit.
Der Arzt lächelte. „Sie sollten ein paar Tage nicht arbeiten, aber ansonsten ist alles in Ordnung. Wenn Sie wollen, können Sie jetzt nach Hause gehen.“
„Danke.“ Faye lächelte ihn an, während Dante ihm schweigend die Hand schüttelte, bevor der Arzt sie wieder allein ließ.
Faye sah Dante an, der ungewöhnlich still
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