Julia Extra Band 0305
gerade alles unter Dach und Fach gebracht.“
Jetzt war es an ihr, ihn ungläubig anzusehen. Er wollte umziehen? Nach London? Faye hatte plötzlich das Gefühl, als ob all ihre Ängste unter einem Mikroskop lagen und nun hundertfach vergrößert wirkten. Als er meinte, dass sie sich schon irgendwie arrangieren würden, hatte er also nicht gemeint, dass er sein Kind nur im Urlaub oder an Feiertagen sehen wollte. Er meinte, dass sie sich die Zeit mit dem Baby teilen würden. Und das bedeutete, dass sie ihm nie entkommen könnte.
„Aber warum?“, fragte sie ehrlich überrascht. Natürlich wäre es vernünftig. Aber wann hatte Dante sich jemals um so etwas geschert? Wollte er wirklich sein Leben ändern, sein geliebtes Italien verlassen und die Direktion seines Unternehmens, das sein Lebenswerk war, verlegen, nur um eine Rolle zu übernehmen, die er nie hatte haben wollen?
Er runzelte die Stirn, als ob der Grund völlig klar sei. „Weil ich will, dass mein Kind mit Mutter und Vater aufwächst. Und das ist nicht möglich, wenn wir in verschiedenen Ländern wohnen. Du willst hier leben. Und ich kann von überall meine Geschäfte erledigen.“
Wieder einmal tat er das, was ihm passend erschien. Faye fühlte sich besiegt.
„Vater und Mutter am selben Ort, aber nicht verheiratet“, murmelte sie wie zu sich selbst, um das andere Bild, das ihr durch den Kopf ging, zu verdrängen.
„Es war ein Fehler, dich zu bitten, mich zu heiraten.“
Ein dunkler Schatten legte sich über seine Augen. So etwas wie Reue, die nicht zu ihm passte. Doch das Bedauern in seiner Stimme setzte ihr noch mehr zu.
„Du hast geglaubt, dass es das Richtige für das Baby sei.“
„Ja“, erwiderte er und klang angestrengt, während er gezwungen war, sich einzugestehen, dass er gescheitert war, trotz all seiner Versuche, die Fehler seiner Mutter nicht zu wiederholen. Denn er war unfähig gewesen, eine andere Sichtweise als seine eigene zuzulassen, und hatte Faye in eine Ehe locken wollen, die niemals gut gehen konnte.
Abrupt stand er auf. „Aber das ist nicht der einzige Grund, warum ich gefragt habe.“
Faye sah von ihrem Becher auf. „Was war es dann, Dante? Du bist doch sicher nicht gekommen, um vor mir auf die Knie zu gehen, sondern um dein Geld einzufordern.“
„Ich bin nicht wegen des verdammten Geldes gekommen.“ Sein Mund verzog sich, als hätte er auf eine Zitrone gebissen. „Ich bin gekommen, weil ich dich vermisst habe.“
Faye verschloss ihr Herz gegen seine leeren Worte.
„Du meinst, du hast unsere Affäre vermisst?“, fragte sie. „Ist es das? Und weil du bezweifelt hast, dass ich dir dein Geld zurückzahlen kann, und du es deshalb in sexueller Gunstbezeugung zurückbezahlt haben wolltest?“ Faye zwang sich, das sinnliche Bild zu verdrängen, das in ihren Kopf geschossen war. „Ich bin sicher, dass du eine andere willige Geliebte findest.“ Sie schüttete den restlichen Kaffee hinunter und knallte den Becher auf den Tisch.
„Das habe ich auch erst gedacht“, gab er mit grimmigem Gesichtsausdruck zu. „Aber ich habe gemerkt, dass ich gar keine andere will.“
„Vielleicht weil ich die erste Frau bin, die eine Affäre mit dir beendet hat, bevor du es tun konntest? Schließlich hast du auch kein Verlangen gehabt zurückzukommen, nachdem du das erste Mal mein Bett verlassen hattest.“
Er schüttelte den Kopf. „Ich habe sehr viel falsch gemacht bei dir, das weiß ich. Du warst als Angestellte in meiner Obhut, und als ich dir deine Unschuld geraubt habe, konnte ich das nur vor mir rechtfertigen, indem ich dich als Verführerin gesehen habe, der ich verfallen bin.“
Er erhob sich und ging unruhig auf und ab. „Als du dann zurückkamst und mich um Geld gebeten hast, nahm ich das als Beweis deiner Verderbtheit und habe dich zu meiner Geliebten gemacht.“
Auch wenn sie nun verstand, warum er so gehandelt hatte, linderte es nicht ihren Schmerz. Ihre beiden Welten waren noch genauso unvereinbar wie zuvor.
„Und jetzt hast du dich entschlossen, die Wahrheit zu glauben, weil ich dein Kind in mir trage?“
„Nachdem du die Toskana verlassen hattest, bin ich Chris ein paar Wochen später in Rom über den Weg gelaufen.“ Beschämt sah er sie an. „Er war mit seinem Liebhaber unterwegs.“
„Rick?“, fragte Faye kühl. Also hatte Dante endlich herausgefunden, dass Chris schwul war. Wollte er nun eine Medaille dafür haben?
„Mir ist klar geworden, dass ich da etwas falsch verstanden haben könnte. Aber
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