Julia Extra Band 0305
Traum deines Vaters. Er wollte nicht, dass du dein Studium dafür aufgibst. Er wollte, dass du etwas findest, dass dich so glücklich macht, wie du es an dem Tag warst, als du den Job in Rom angeboten bekommen hast.“ Sie lächelte verhalten und küsste Faye auf die Wange. „Es ist an der Zeit, dass du deine eigenen Träume lebst.“
Wenn das nur so einfach wäre, dachte Faye und erinnerte sich an Dantes Worte, nachdem er erfahren hatte, dass sie schwanger war. Ich werde mich gegen dich stellen, bei jedem Schritt, den du unternimmst.
Und nichts anderes wird er mir jetzt sagen, dachte Faye, als sie nach der Arbeit nach draußen ging und ihren dicken Wollschal fester um sich schlang, um sich gegen die kalte Oktoberluft zu schützen. Sofort fiel ihr Blick auf die teure Limousine, die am Straßenrand parkte.
„Erzähl mir nicht, dass du sonst um die späte Stunde zu Fuß gehst“, drang seine Stimme durch das halb geöffnete Fenster in die Dunkelheit.
Abrupt blieb Faye stehen. „Ich wohne doch nur ein paar Straßen von hier.“
„Deshalb ist es trotzdem nicht akzeptabel. Du bist eine Frau. Und du solltest nicht mitten in der Nacht allein draußen herumlaufen.“
„Wir sind eben nicht alle Multimillionäre“, gab sie zurück, da Limousinen wie seine in dieser Gegend eine absolute Ausnahme waren.
„Und wir sind auch nicht alle schwanger.“ Er sprach das Wort aus, als ob es ihm unbekannt wäre. „Und jetzt steig ein.“
Faye ging zu der Limousine und stellte erstaunt fest, dass sie froh war, nicht laufen zu müssen. Die Aufregung des heutigen Tages und ihre Schwangerschaft hatten sie doch erschöpft.
„Ich bin nicht krank, ich bekomme nur ein Kind“, stellte sie klar, als er ihr die Tür aufhielt. Dankbar sank sie in den beheizten Ledersitz.
„Und genau deshalb solltest du besonders auf dich aufpassen.“ In seiner Stimme klang Ärger, aber auch Sorge mit. Sorge um sein Kind?, fragte sie sich.
„Ich muss meinen Umsatz verdoppeln, falls du dich noch an die Abmachung erinnerst.“
Doch er beachtete ihren Einwand nicht, als sei sie in seiner Vorstellung in eine neue Rolle geschlüpft, nur weil sie in anderen Umständen war. Von der gefallenen Frau zu einem Gefäß, das sein Kind trägt, dachte sie.
Dante drückte aufs Gaspedal, unfähig, seine Enttäuschung zu verbergen, während er in die von ihr angegebene Richtung fuhr.
„Dass du deinen Umsatz verdoppelst, oder sollte ich besser sagen, dass du versuchst, ihn zu verdoppeln, ist nicht länger notwendig.“ Er klang zögernd.
„Für wen nicht notwendig?“, fragte sie verärgert. „Ob du es glaubst oder nicht, für mich stand immer an erster Stelle, dass das Matteson’s gut dasteht – auch wenn dir das egal sein sollte.“
„Du glaubst doch wohl nicht ernsthaft, dass du mit einem Kind noch weiter bis spät in die Nacht arbeiten kannst.“
„Und warum nicht? Als Frau kann man Karriere und Familie ohne Weiteres unter einen Hut kriegen“, entgegnete sie, obwohl sie sich nichts mehr wünschte, als Zeit für ihr Kind zu haben.
„Unter einen Hut?“, spuckte er angewidert aus. „Du musst nichts unter einen Hut bringen, weil ich mich darum kümmern werde.“
„Und was ist, wenn ich weiterarbeiten will?“
„Mein Kind wird sicher nicht hinter den Wünschen seiner Mutter zurückstehen müssen.“
Plötzlich begriff sie, dass er auch von sich selbst sprach, da er als Kind hinter den Wünschen seiner Mutter hatte zurückstehen müssen. Fast war sie versucht, ihm einen Kuss zu geben, um seinen traurigen Ausdruck zu verbannen.
Doch als Dante dann vor dem Apartmenthaus hielt und den Motor abstellte, spürte sie nichts als Kälte, wo einst Leidenschaft gebrannt hatte. Egal, was er vorher für sie empfunden haben mochte, seit ihrem Geständnis schien bei ihm jedes Gefühl für sie erloschen.
Grimmig blickte er aus dem Fenster. „Hier willst du also mein Kind aufziehen?“
Faye folgte seinem Blick. Sicher, das alte Haus sah nicht sehr einladend aus, aber es war mitten in der Nacht, und es fing gerade an zu regnen. Was hatte er denn erwartet? Eine Villa wie seine in der Toskana, eingetaucht in goldenen Sonnenschein?
„Es ist besser, als es aussieht“, sagte sie abwehrend, während sie die Hand bereits am Türgriff hatte. „Außerdem ist es meiner Meinung nach völlig egal, wo ein Kind zur Welt kommt, solange es geliebt wird.“
„Ach ja? Du meinst also, dass es ein idealer Start ins Leben ist, wenn man als uneheliches Kind auf die Welt
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