Julia Extra Band 0315
ausreichend Selbstsicherheit für ein Lächeln, als Dario mit ihr auf eine Gruppe zusteuerte, aus der sich jetzt ein älterer grauhaariger Herr löste und auf sie zukam.
„Edmondo, mein Vater“, raunte Dario ihr zu.
„ Buona sera, signore .“ Sie war sich schrecklich genau bewusst, dass sie im Mittelpunkt des allgemeinen Interesses stand. Vor allem ihre Schwiegermutter machte plötzlich ein Gesicht, als stiege ihr ein unangenehmer Geruch in die Nase.
„Was soll das signore !“, rief Darios Vater und umarmte Maeve herzlich. „Du hast vielleicht vergessen, dass du mich papà genannt hast, aber ich nicht!“
Seine Herzlichkeit, die in so krassem Gegensatz zu der offenen Feindseligkeit seiner Ehefrau stand, trieb Maeve die Tränen in die Augen. „Oh.“ Mehr brachte sie nicht heraus und ärgerte sich über ihre unzulängliche Antwort.
„Und Giuliana, meine Schwester.“ Einen Arm um ihre Taille gelegt, zog Dario Maeve zu sich.
„Maeve, cara !“ Giulianas überschwängliche Umarmung raubte ihr den Atem, gleichzeitig half es ihr, die Fassung wiederzufinden. „Ich bin so froh, dass wir dich wieder bei uns haben. Sieht sie nicht großartig aus, Lorenzo?“
„ Sì .“ Ein großer Mann stimmte Giuliana zu und begrüßte Maeve mit einem Kuss auf jede Wange. „ Ciao , Maeve. Wir haben dich vermisst.“
Darios Mutter musterte sie noch immer abschätzend. „Das ist eine unerwartete Entwicklung der Ereignisse, Dario“, sagte sie in einem Flüsterton, den man wahrscheinlich noch auf Pantelleria hören konnte. „Glaubst du, es war eine kluge Entscheidung, sie mitzubringen?“
„Meine Mutter hast du ja schon getroffen“, hob er souverän an. Der Blick, mit dem er Celeste bedachte, hätte einen Menschen in Stein verwandeln können.
„Natürlich.“ Maeve klaubte ihren Stolz zusammen. „Freut mich, Sie wiederzusehen, Signora Costanzo.“
Keine Umarmung von dieser Seite, auch kein Angebot, diese Frau madre zu nennen. Nicht, dass Maeve sich das wünschte, weder das eine noch das andere.
„In der Tat. Mich freut vor allem, dass du dieses Mal passender angezogen bist als bei unserem letzten Treffen“, lobte Celeste scheinheilig.
Maeves Hoffnung, einen neuen, besseren Anfang mit ihrer Schwiegermutter zu finden, welkte dahin. Die Gräben zwischen ihnen waren unmissverständlich gezogen worden.
11. KAPITEL
Ihr Schwiegervater geleitete Maeve zum Tisch, Dario blieb mit Giuliana ein wenig zurück.
„Wie geht es Sebastiano? Ich habe ihn seit einer Woche nicht gesehen. Mir kommt es wie Monate vor.“
„Ihm geht es bestens, Dario. Marietta passt heute auf ihn und Cristina auf. Die beiden schlafen sicherlich schon tief und fest.“
„Während seine Mutter nichts von seiner Existenz weiß.“ Dario mahlte mit den Zähnen. „Er fehlt mir so sehr, Giuliana. Ich weiß nicht, wie lange ich noch so weitermachen kann.“
„Aber du hast deine Frau zurück, das ist doch ein großer Fortschritt.“
„Das ist es, was ich mir immer wieder sage. Wenn unser Kind nicht wäre, würde ich die Vergangenheit komplett zurücklassen und auf dem aufbauen, was wir jetzt haben. So aber warten wir beide darauf, dass irgendetwas den Anstoß gibt, der ihr Erinnerungsvermögen zurückbringt. Doch wer weiß, vielleicht will sie dann nichts mehr mit mir zu tun haben.“
„Das bezweifle ich. Sie sieht aus wie eine Frau, die sehr verliebt ist in ihren Mann.“
„Selbst wenn du recht hast … Wenn sie erst herausfindet, dass ich sie bewusst von ihrem Baby fernhalte, wer kann schon sagen, wie sie dann reagiert. Wäre ich in ihrer Lage, würde ich es unverzeihlich finden.“
„Du befolgst doch nur die Anweisungen ihres Arztes, Dario.“
„Kaum. Manchmal stehe ich kurz davor, sämtliche Ratschläge Peruzzis in den Wind zu schlagen, ihr die ganze Wahrheit zu erzählen und es einfach drauf ankommen zu lassen.“
„Und warum tust du es nicht?“
„Weil es sie zerstören würde. Du und ich, wir wissen doch, dass selbstbewusst zu sein, nie zu ihren Stärken gehörte. Leider gilt das Gleiche für mich in Hinsicht auf Geduld.“
Giuliana legte ihrem Bruder mitfühlend die Hand auf den Arm. „Irgendetwas machst du auf jeden Fall richtig, Dario. Sie strahlt geradezu von innen heraus.“
Maeve nahm zwischen Edmondo und Lorenzo Platz. Sie war bemüht, sich ihre Unsicherheit nicht anmerken zu lassen. Dennoch glitt ihr Blick unwillkürlich durch den Saal. „Wo ist Dario?“
„Zur Abwechslung kümmert er sich auch einmal um seine
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