Julia Extra Band 0315
Himmelbett den einen Raum als eheliches Schlafzimmer aus, sondern auch ein silbergerahmtes Foto, das Maeve auf einem zierlichen Schreibtisch fand. Es zeigte sie und Dario bei irgendeinem festlichen Anlass, sie im mitternachtsblauen schulterfreien Kleid, er im Smoking mit Fliege. Dario mit seinem strahlenden Lächeln schien die Verkörperung männlicher Selbstsicherheit, in ihren Augen dagegen stand der Schrecken eines Rehs, das im Lichtkegel der Scheinwerfer gefangen war.
„Ich hatte mal wesentlich mehr Oberweite“, murmelte sie kritisch, als sie das Bild genauer betrachtete. „Und sehr viel mehr Haare.“
Der Blick in das angrenzende Ankleidezimmer erzählte ihr noch eine weitere Geschichte. Hier hingen Kleider, Kostüme und Blusen von allen berühmten Designern der Welt. Dazu eine Unmasse an Schuhen, Handtaschen, Hüten und Accessoires.
Überwältigt von Darios offensichtlicher Großzügigkeit, arbeitete sie sich weiter durch die Zimmer. Seine Freigiebigkeit ging über den Umfang ihrer Garderobe weit hinaus. Die opulente Umgebung übertraf alles, was sie sich selbst in ihren kühnsten Träumen hätte ausmalen können. Wie sie all das hatte vergessen können, war ihr ein absolutes Rätsel. Das Mädchen, das in einem kleinen Haus im Osten Vancouvers aufgewachsen war, hatte anscheinend einen weiten Weg hinter sich gebracht. Früher hätte ein solcher Reichtum sie eingeschüchtert, doch jetzt stellte sie fest, dass sie sich hier sicher und geborgen fühlte. Als Hausherrin in den eigenen vier Wänden, ohne dunkle Schatten und das Gefühl, jemand würde ihr ständig über die Schulter gucken.
Sie war Dario dankbar, dass er mit ihr nach Mailand geflogen war. Irgendwie musste sie sich revanchieren, aber wie? Es sollte etwas sein, das nichts mit Reichtum oder privilegierter Position zu tun hatte, darüber verfügte er schließlich in Hülle und Fülle genug. Nein, ein schlichtes Geschenk, das von Herzen kam.
Inzwischen war sie wieder in der Küche angelangt, und plötzlich fiel es ihr ein. Als Teenager hatte sie zwei große Leidenschaften gehabt, Schneidern und – Kochen! Wie oft hatte sie zusammen mit ihrer Mutter das große Sonntagsdinner für die Familie vorbereitet, war in die Geheimnisse des Backens eingeweiht worden und wie sich mit Kräutern aus einem schlichten Braten ein Erlebnis für den Gaumen zaubern ließ. Als Frau von Dario Costanzo hatte sie nicht einmal einen Toast zubereitet. Zumindest nicht in den letzten Wochen. Doch das würde sich mit dem heutigen Tage ändern!
Dario hatte erwähnt, der Kühlschrank sei aufgefüllt worden. Eine schnelle Inspektion zeigte ihr jedoch, dass es nur Wein, Trauben und Käse gab. Fein, Kaffee und Tee war in den Schränken, eine Schale mit Obst stand auf der Anrichte, und Cracker und biscotti fand sie ebenfalls, aber das würde sie nicht unbedingt als Vorrat bezeichnen. Also griff sie nach ihrer Tasche und ging einkaufen.
Nicht weit entfernt von ihrer Wohnung entdeckte Maeve einen kleinen Delikatessenladen, in dem sie alles fand, was ein Gourmet-Herz begehrte, angefangen bei Ölen, aromatischem Essig und frischen Kräutern, über geräucherten Schinken, frisches Fleisch und Geflügel bis hin zu feinsten Schokoladen und frischem Ciabatta. Sie traf ihre Auswahl und war innerhalb einer Stunde wieder zurück in der Wohnung. Was ihr genau eine Stunde Zeit ließ, um alles vorzubereiten, bis Dario auftauchte.
„Was ist das?“, fragte er erstaunt, als er auf die Terrasse trat und den geschmackvoll gedeckten Tisch sah, auf dem eine Vase mit weißen Rosen stand.
Sie reichte ihm ein Glas eisgekühlten Weißweins. „Ich habe uns Lunch zubereitet.“ Vor Stolz und Aufregung schien sie schier zu platzen. „Ich dachte mir, es ist ein so schöner Tag, da wäre es nett, hier draußen zu essen.“
„Ich hatte doch gesagt, dass ich dich ausführen wollte.“
„Und ich wollte dir die Mühe ersparen.“
Verblüfft schüttelte er den Kopf. „Die Frauen der Costanzos kochen nicht für ihre Männer.“
„Nun, diese hier schon. Setz dich und genieße deinen Wein, während ich serviere.“
„Für so etwas haben wir Hauspersonal.“
„Heute nicht.“ Damit eilte sie in die Küche, um letzte Hand an den Hauptgang zu legen.
Er folgte ihr und lehnte sich mit verschränkten Armen an die Anrichte, um ihr zuzusehen, wie sie hauchfeine Mandelscheiben über gegrillte Hähnchenbrust an Sahnesauce streute. „Ich wusste gar nicht, dass du kochen kannst.“
„Im Gegensatz zu dir bin
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