Julia Extra Band 0315
nach Mailand fliegen? Ich möchte mir mein anderes Zuhause ansehen. Und für dich wäre es auch besser, am Firmensitz vor Ort zu sein, als von einer abgelegenen Insel aus das Geschäft zu führen.“
„Bist du sicher, dass du für diesen Schritt bereit bist? Mailand ist eine Großstadt. Es hat eine Zeit gegeben, da hast du die Ruhe auf Pantelleria vorgezogen.“
„Jetzt nicht mehr.“ Innerlich erbebte sie leicht. „Antonia und das Personal sind wunderbar, ich will nicht undankbar klingen, aber … ich will nicht ständig angesehen werden, als wäre ich eine Irre oder würde sofort zerbrechen, wenn ich die tagtägliche Routine nicht genauestens einhalte. Außerdem ist es Mitte Oktober. Du hast selbst gesagt, auf der Insel gibt es nichts zu tun, wenn der Sommer vorüber ist.“
„Stimmt. Außerdem fängt die Modesaison in Mailand an. Es wird dir sicher Spaß machen, die neuen Herbstkollektionen anzuschauen.“
„Oh ja!“
Er faltete die Zeitung zusammen und betrachtete sie nachdenklich. „Ich frage mich, ob dich vielleicht auch etwas anderes interessieren könnte. Nächsten Samstag findet der alljährliche Wohltätigkeitsball für die Stiftung meines Großvaters statt. Meinst du, du bist kräftig genug, um mich auf die Spendengala zu begleiten?“
„Liebend gern!“
„Überleg es dir besser noch einmal. Die ganze Familie wird da sein. Es könnte dir vielleicht zu viel werden. Für dich wäre es, als würdest du sie zum ersten Mal sehen.“
Sie schnitt eine Grimasse. „Ausgenommen deine Mutter. Sie und ich haben unsere Bekanntschaft ja bereits erneuert, allerdings mit einem wenig positiven Resultat.“
„ Sì , ausgenommen meine Mutter.“
„Nun, früher oder später werde ich ihr wieder begegnen, nicht wahr? Ebenso wie den anderen.“
„Vor ein paar Wochen dachtest du noch anders.“
„Vor ein paar Wochen hatte ich auch meine Ehe noch nicht wiederentdeckt.“ Oder sich erneut in ihren Ehemann verliebt.
„ D’accordo .“ Dario legte die Zeitung ab. „Dann fliegen wir morgen früh mit dem Firmenjet nach Mailand.“
Erwartungsvolle Vorfreude erfasste Maeve. Morgen würde sie also die andere Hälfte ihres verlorenen Lebens kennenlernen. Hoffentlich ohne die unablässig besorgten Blicke von Hauspersonal und ohne verschlossene Türen.
„Also, hier sind wir.“
Sie stiegen aus dem Privatlift, und Dario schloss die großen Flügeltüren zum Penthouse auf.
Maeve trat in das mit Marmorfliesen ausgelegte Foyer und blieb überwältigt von dem, was dahinter lag, stehen. War die Villa auf der Insel luxuriös, so konnte man das Penthouse nur als Palast bezeichnen. Helle Holzböden überall, weiße Wände, und eine Wendeltreppe, die zu einer Galerie hinaufführte, die von einem gläsernen Kuppeldach überdeckt war, sodass natürliches Tageslicht die gesamte Suite durchflutete.
Dario fasste ihr Schweigen falsch auf. „Wenn du nicht allein hierbleiben willst, sage ich das Meeting ab.“
„Unsinn. Hier spukt es doch nicht, oder?“
„Nicht, dass ich wüsste.“
„Dann geh nur.“
„Die Sitzung sollte nicht länger als ein oder zwei Stunden dauern, dann komme ich zurück. Wenn du irgendetwas brauchst, rufe in der Firma an. Mein Assistent wird dich sofort zu mir durchstellen. Ich habe den Kühlschrank auffüllen lassen. Du solltest dich vielleicht ausruhen, schließlich sind wir recht früh aus Pantelleria abgeflogen. Du musst müde sein.“
Müde? Nie hatte sie sich lebendiger gefühlt. Nun, zumindest, soweit sie sich erinnern konnte. „Ehrlich, Dario, mach dir keine Sorgen um mich. Ich komme bestens zurecht.“
Er zog sie in seine Arme und küsste sie. „Bis zum Lunch bin ich zurück, dann gehen wir irgendwohin.“ Der Blick in seinen Augen besagte, dass ihm nicht nur Essen vorschwebte.
„Darauf freue ich mich schon jetzt.“ Liebevoll scheuchte sie ihn davon. Sie konnte kaum abwarten, sich in ihrem neuen Zuhause umzusehen. „Und jetzt mach, dass du zu deinem Meeting kommst.“
Maeve wartete, bis die Aufzugtür sich hinter ihm geschlossen hatte, bevor sie auf Erkundung ging. In dem großen Salon wurde durch antike Möbel, cremefarbene Teppiche und Ölgemälde eine besonders wohnliche Atmosphäre geschaffen, durch einen Flügel aus Ebenholz und den riesigen offenen Kamin wirkte der Raum noch behaglicher. In der Küche war die perfekte Symbiose von erlesenem Geschmack und technischen Errungenschaften erreicht worden, und in den oberen drei Schlafzimmern wies nicht nur ein riesiges
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