Julia Extra Band 0315
Männer der Welt machte es Spaß, Zwiesprache mit der Natur zu halten.
Irgendetwas ließ die Büsche neben ihm erzittern. Ruckartig stand Kane auf, packte sein Reisig und stieß den Arm vor. Dann sah er ein, dass er mit seiner Bäumchenmunition so gefährlich wie eine Sonnenblume war. „Wer ist da?“
Oder vielmehr, was war dort?
Als er vor zwei Tagen beschlossen hatte, sich länger als nur für Pauls Hochzeit hier aufzuhalten, hatte sich Kane schnell einen Überblick über den Ort verschafft – bis hin zum letzten Mangel an Komfort. Leider war ihm nicht eingefallen, „einheimische wilde Tiere“ nachzuschlagen. Um Himmels willen, das nur zwei Meter von ihm entfernt herumraschelnde Etwas konnte ein Bär sein! Das Rascheln wurde lauter, die Blätter bewegten sich stärker. Kane machte einen Schritt rückwärts. Sollte er zur Hütte laufen? Seinen Mann stehen? Im Geiste sah er die Schlagzeile schon vor sich:
Vertrottelter milliardenschwerer Vorstandsvorsitzender tot. Gegen Bär im Wald kommt Geld nicht an.
Aus dem Gebüsch sprang ein Fellbündel auf ihn zu, und Kane rannte los, bis er erkannte, dass das Bündel …
Ein Hund war.
Der kleine braun-weiße Kerl mit Schlappohren bellte ihn an, dann stürzte er sich schwanzwedelnd auf Kanes Beine. Oh Mann, jetzt sprang er an ihm hoch! Und sabberte! Kane hatte keine Erfahrung mit Haustieren. Außer, man zählte die eine Woche mit, in der seine Mutter geglaubt hatte, es wäre süß, ein Schoßhündchen zu haben. Sie hatte ihre Meinung geändert, sobald ihr klar wurde, dass lebendige Tiere Aa machten. Das Hausmädchen hatte den Pekinesen geschenkt bekommen.
Vorsichtig streckte Kane die Hand aus und tätschelte dem Hund unbeholfen den Kopf. „So. Jetzt geh schön nach Hause.“
Der Hund bellte, plumpste auf sein Hinterteil und wischte mit dem Schwanz einen Halbkreis in die Erde, wobei er eine Staubwolke aufwirbelte. Eigensinnig.
„Tja, wenn du nicht gehst, dann gehe ich.“ Kane marschierte in die Hütte. Doch bevor er die Tür schließen konnte, war der Hund da.
Drinnen.
Mit ihm.
„Oh nein, lass das. Husch!“ Vergeblich versuchte Kane, ihn nach draußen zu scheuchen.
Erwartungsvoll blickte ihn der Hund an und bellte wieder. Kane war zwar keinesfalls sicher, aber das Tier schien hungrig zu sein.
„Ich habe kein Hundefutter …“
Menschenfutter hatte er auch nicht. Für einen Mann, der nach Plan lebte, hatte er das hier lausig vorbereitet.
Es lag an der Frau. Sie hatte ihn heute Morgen völlig durcheinandergebracht. Wenn er ihr nicht begegnet wäre, hätte er nicht vergessen, Lebensmittel zu kaufen. Oder gründlich seine Umgebung zu checken. Oder rechtzeitig Kleinholz zu sammeln. Und dann würde ihn dieses Tier jetzt nicht unverwandt anstarren.
Den Besitzer konnte Kane nicht anrufen, weil der Hund kein Halsband trug. Aber hierbehalten konnte er ihn auf keinen Fall. Kane holte sein Handy heraus und tippte die Nummer der Frau ein, die ihm die Hütte vermietet hatte.
„Mrs. Maxwell, haben Sie einen Hund?“
Angela Maxwell war eine ältere Dame mit grauem Haar und freundlichem Lächeln, die vor allem keine neugierigen Fragen stellte, wenn sie erst einmal eine gültige Kreditkartennummer zur Verfügung hatte. „Nein, mein Lieber. Aber bei den Hütten streunen viele Hunde herum. Wir haben hier keinen Leinenzwang. Die Leute lassen ihre Hunde einfach laufen. Schließlich ist es eine Kleinstadt. Fast jeder kennt den Hund von fast jedem.“
„Kennen Sie diesen? Er ist braun und weiß. Klein. Eigensinnig.“ Kane warf ihm einen wütenden Blick zu und hätte schwören können, dass der Hund ihn angrinste.
„Nein, aber ich weiß, wer ihn vielleicht kennt. Bringen Sie ihn zu ‚The Sudsy Dog‘. Die Besitzerin leitet eine Art Tierheim. Sie wird Ihnen helfen.“
„‚The Sudsy Dog‘?“
„Das ist ein Hundesalon. In einer Querstraße zur Main Street. Sie können ihn nicht übersehen. Auf dem Schild ist …“
„Lassen Sie mich raten. Ein Hund, der ein Schaumbad nimmt?“
„Ein Dackel. Es ist das allerniedlichste Ladenschild der Welt. Mein Orin hat es gemalt.“ Mrs. Maxwell legte auf.
Kane stöhnte. Er blickte den Hund an, der mit dem Schwanz wedelte. „Tja, wir müssen wohl eine Fahrt mit dem Auto machen.“
Voller Vorfreude sprang der Hund los. Doch Kane zuckte allein bei dem Gedanken an Hundehaare im Wageninnern zusammen und folgte dem Tier widerwillig nach draußen. Er öffnete die Autotür, und bevor er sagen konnte „Leg dich auf den
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