Julia Extra Band 0315
zu verbringen. Die Frauen waren immer schon Jackies Freundinnen gewesen und hatten Susannah lediglich nachträglich einbezogen.
„Du kannst trotzdem noch kommen. Schließlich bist du eine von den Brautjungfern. Die Party gehört zu ihren Privilegien.“ Jackie lächelte fröhlich.
„Mir macht das nichts aus.“ Susannah schrubbte mit dem Schwamm einen Teller ab, bis er glänzte. „Ich bin sowieso nicht so für Partys.“
„Du drückst dich, wie immer.“
„Nein, tue ich nicht. Ich muss arbeiten.“
Jackie seufzte, ließ das Thema aber fallen. „Ich bin dir wirklich dankbar, dass du den Tischschmuck abholst. Du rettest mich. Mal wieder.“
Nicht, dass Susannah Zeit dafür hatte. Sie musste an diesem Abend drei Hunde waschen und zig Besorgungen für sich selbst machen. „Was ist mit Paul?“
„Ich glaube nicht, dass er überhaupt weiß, was Tischschmuck ist.“ Jackie lachte.
„Wann wolltest du ihn eigentlich zusammensetzen und aufstellen?“
„Zusammensetzen und aufstellen?“ Jackie schlug sich an die Stirn. „Verdammt. Das habe ich total vergessen. Vielleicht morgen Nachmittag. Nein, da ist die Besprechung mit dem Pfarrer. Hm … morgen Abend? Geht auch nicht. Paul und ich sind bei den Fitzgeralds eingeladen. Keine Ahnung, wie lange wir bei ihnen bleiben. Du weißt, wie sie reden können. Und am Dienstagabend haben wir die Pro…“
„Kurzum, du hast eine Million andere Dinge zu tun“, unterbrach Susannah sie.
Wie meistens. Auf Jackies Liste standen viele Verabredungen und Vergnügungen, aber nur sehr wenige Pflichten. Mit sechsundzwanzig war Susannah vier Jahre älter als Jackie und hatte ihr Leben immer genau gegenteilig geführt. Sie unterdrückte einen Anflug von Ärger. Bald würde Jackie verheiratet sein und verantwortungsbewusst handeln müssen. Weil ihre große Schwester nicht mehr da sein würde, um ihr alles abzunehmen.
„Ein Wunder, dass ich die Zeit finde, zur Arbeit zu gehen“, meinte Jackie lachend. „Glaub mir, wenn Paul und ich nicht das Geld brauchen würden, dann würde ich mich jeden Tag krankmelden. Mensch, wie soll ich bloß alles für die Hochzeit erledigen? Jerry hat gesagt, wir können die Tische ruhig schon decken, weil an diesem Wochenende keine anderen Veranstaltungen geplant sind, aber ich habe ja nicht einmal …“
Jackie verstummte, und dann erschien dieses hoffnungsvolle Lächeln, das Susannah so gut kannte.
„He, was machst du eigentlich heute Abend?“
Kopfschüttelnd zog Susannah den Stöpsel heraus. „Kommt gar nicht infrage, Jackie. Ich muss …“
„Bitte, Suzie. Bitte?“ Jackie warf ihrer Schwester einen flehenden Blick zu. „Nur noch diesen einen Gefallen. Ich schwöre, dass ich dich nie wieder um einen bitten werde.“
Und Susannah sagte Ja. Genau wie immer.
2. KAPITEL
Kane konnte ein milliardenschweres Edelsteinimportunternehmen leiten und über Millionendollargeschäfte verhandeln. Er verstand die schwierigsten Finanzberichte. Also würde er ja wohl ein Feuer machen können. Die Streichholzflamme traf auf das Holzscheit, zischte und ging aus.
Anscheinend nicht.
Er hatte die Hütte am Stadtrand gemietet, Holz bestellt, im Laden in der Stadt Streichhölzer gekauft und geglaubt, er müsste nur eins anzünden und es an ein Scheit halten.
Hm … ganz so einfach war es nicht.
Nach dem sechsten Versuch ging Kane fluchend nach draußen und atmete tief die frische Landluft ein. Vor einer Stunde hatte ihn diese neue Erfahrung noch begeistert. Jetzt war er so weit, seinen Chauffeur anzurufen, ihn schnellstens mit der Limousine herkommen und sich von ihm zum Privatjet der „Lennox Gem Corporation“ fahren zu lassen.
Nein. Er würde das schaffen. Er musste das schaffen.
Zunächst rief er sich die Abenteuerfilme ins Gedächtnis zurück, die er gesehen hatte, dann die Bücher über Camping, die er auf seiner Flucht vor der Wirklichkeit im Flugzeug gelesen hatte. Zu viele, zu große Holzscheite. Nicht genug Kleinholz.
Kane begann, Reisig vom Boden aufzusammeln. Nachdem er einen feststeckenden dünnen Zweig aus der Erde gelöst hatte, staunte er über seine schmutzige Hand. Noch nie hatte er Dreck unter den Fingernägeln gehabt. Kane kniete sich hin und presste die Hände in die weiche dunkelbraune Erde. Ein schwerer erdiger Geruch stieg ihm in die Nase. Dann zerbröckelten die Klumpen, die Erde rutschte ihm durch die Finger und plumpste wie dicke Regentropfen auf den Boden.
Leise lachte Kane. Wer hätte das gedacht! Einem der reichsten
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