Julia Extra Band 0315
sagte Kane. „Und das bedeutet, dass ich nicht darüber sprechen will, woher ich komme. Nicht über meine Arbeit oder mein Alltagsleben. Ich möchte einfach nur Kane sein.“
„Okay … Kane.“
„Ich denke, wir werden sogar mehr Spaß zusammen haben, wenn wir geheimnisvoll füreinander bleiben. Also? Wie wäre es, wenn ich nur Kane bin und …“, er lächelte, „… du nur Susannah bist?“
Nicht Susannah, die Schwester, von der erwartet wurde, dass sie jedes Durcheinander in Ordnung brachte. Nicht Susannah, die Geschäftsinhaberin, die zwölf Stunden am Tag arbeitete, um für einen Traum zu sparen. Nicht Susannah, die Tochter der Stadt, so pflichtbewusst, so perfekt.
Nur Susannah.
Eine Fremde, die nichts anderes tun sollte, als Spaß zu haben.
Spaß. Das eine, worauf sie fast schon ihr ganzes Leben wartete.
Die Vorstellung begeisterte sie, reizte sie. Eröffnete Möglichkeiten, die ihr bisher verschlossen geblieben waren als Kleinstadtmädel, das seine jüngere Schwester großziehen musste. Vielleicht konnte sie zumindest für ein paar Tage nur Susannah sein und sehen, wie das war.
Sie streckte die Hand aus. „Freut mich, dich kennenzulernen, Kane.“
Hitze durchflutete sie, als er mit seiner größeren Hand ihre umfasste. Susannah verspürte den verrückten Wunsch, Kane zu küssen.
Ruckartig wich sie zurück. Stopp. Das ging weit darüber hinaus, einfach eine Zeit lang eine andere zu spielen. Sie hatte trotzdem Pflichten, hatte Jackie, Paul und ihre Kunden. Und zig Glaskügelchen in Blumenschalen zu schütten.
„Ich … muss wieder an die Arbeit.“
Kane lächelte. „Der Charakterzug ist mir vertraut.“
„Welcher?“ Susannah öffnete einen neuen Beutel mit Glaskügelchen und schüttete sie in die nächste Schale.
„Workaholic. Typ A. Niemals Urlaub. Niemals eine Pause machen.“
„Ich bin kein …“ Sie hörte kurz auf, die Blumen hineinzustecken. „Vielleicht ein bisschen. Aber ich habe einen Grund dafür.“
Inzwischen hatte Kane begonnen, es ihr nachzutun. Er öffnete einen Beutel, füllte eine Schale und steckte Blumen hinein. „Die Weltherrschaft in der Hundepflegeindustrie?“
Susannah zeigte ihm, wie er die silbernen Bänder anbringen musste. „Ich … spare einfach für die Zukunft.“
„Der Charakterzug ist mir auch bekannt. Sich nicht in die Karten schauen lassen. Ich bin auch so.“
Lachend schüttelte sie den Kopf. „Ich glaube nicht, dass wir uns irgendwie ähnlich sind. Erstens laufe ich nicht barfuß auf dem Rasen von Leuten herum …“
„Du bist noch nie barfuß im Gras gelaufen?“
„Natürlich habe ich das schon getan. Aber …“
„Ich nicht.“
„Noch nie?“, fragte Susannah verblüfft. „Das hat doch jeder schon einmal gemacht.“
„Nicht jeder hat so ein Leben wie du geführt“, erwiderte Kane.
„Bist du in der Großstadt aufgewachsen, in einer Wohnung ohne Garten?“
Ein Muskel zuckte in seinem Gesicht. „So ungefähr.“
„Und deswegen bist du in dieses Provinznest mitten auf dem Land gekommen?“
„Ich bin hierhergekommen, weil … diese Kleinstadt denkbar wenig mit meinem Leben gemein hat. Sie ist … perfekt.“
„Das ist alles?“ Susannah hatte sein Zögern bemerkt.
Kane lächelte. „Das ist alles. Und alles, was ich heute erzählen möchte, ‚Nur Susannah‘.“
Sie erwiderte sein Lächeln. „In Ordnung, ‚Nur Kane‘.“
Während sie weiterarbeiteten, dachte Susannah über seine Worte nach. Er hatte behauptet, die gleichen Charakterzüge zu haben wie sie. So, als hätte er sie durchschaut. Aber so war es nicht. Sie hatte nichts gemeinsam mit diesem eleganten Mann, der eindeutig aus ganz anderen Verhältnissen stammte. Er lebte in einer völlig anderen Welt als sie und konnte sie unmöglich verstehen. Konnte nicht verstehen, warum sie so fleißig war – damit sie aus der Stadt herauskam, die er sich für seinen Urlaub ausgesucht hatte.
Ehe sie sich’s versah, waren die Blumenschalen fertig, die Tische gedeckt und der Ballsaal für die Hochzeit bereit. In einem Viertel der Zeit, mit der Susannah gerechnet hatte.
Andauernd klingelte Kanes Handy, doch er nahm keinen Anruf entgegen. Jedes Mal sah er auf die Rufnummernanzeige und steckte es wieder ein.
Müde rieb sich Susannah den verspannten Nacken. Gleichzeitig knurrte ihr der Magen, weil sie das Mittagessen hatte ausfallen lassen. Wieder. „Danke für deine Hilfe, Kane. Ich weiß es wirklich zu schätzen. Du hast mir viele Stunden erspart.“
„Hast du schon
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