Julia Extra Band 0315
Weg zu seinem Auto streifte irgendetwas sein Bein. Kane blickte nach unten und sah das kleine braun-weiße Fellbündel dicht neben ihm herlaufen. Ein fest entschlossener blinder Passagier. Seine Probleme auszublenden würde anscheinend nicht so einfach sein, wie er geglaubt hatte.
4. KAPITEL
„Du bist eine Heilige.“
Susannah lachte. „Ach was. Ich helfe nur Jackie.“
Ihre grundehrliche, realistisch denkende Freundin Kim Sheldon zog die Augenbrauen hoch. „Das ist deine Lebensgeschichte, Suzie.“ Die kurvenreiche Brünette hob eine flache dicke Glasschale aus einem der Kartons und stellte sie auf den runden Tisch. „Erklär mir noch einmal, warum du hier bist und nicht auf der Junggesellinnenabschiedsparty. Das ist auch eine der Pflichten der ersten Brautjungfer, weißt du. Sich die Kante geben und sich mit einem gut gebauten Stripper blamieren.“
„Ich habe nicht viel gemeinsam mit diesen jungen Frauen.“
„Musst du etwas mit ihnen gemeinsam haben? Du siehst dir die sexy Kerle an und trinkst ein paar Cocktails.“ Kim lachte. „Für manche ist das die Basis einer lebenslangen Freundschaft.“
„Jackie braucht mich dabei nicht. Sie braucht mich hier.“ Susannah öffnete einen Beutel mit Glaskügelchen, schüttete mehrere Dutzend in die Schale und steckte hellblaue und weiße Seidenblumen in die Mitte. Dann hängte sie silberne Bänder an den Rand der Schale, um der Dekoration einen eleganten Schimmer zu verleihen.
„Sie hat dich darum gebeten, den Tischschmuck abzuholen, nicht darum, ihn zusammenzusetzen und aufzustellen. Also? Weshalb drückst du dich vor der Party?“
Seufzend ließ sich Susannah auf einen Stuhl sinken. „Jackies Freundinnen sind eigentlich nie meine gewesen. In ihrer Nähe komme ich mir immer vor wie das fünfte Rad am Wagen. Ein sehr simples obendrein.“
„Aber warum? Du hast doch überhaupt keinen Grund, dich ihnen unterlegen zu fühlen.“
„Kim, ich verdiene meinen Lebensunterhalt damit, Hunde zu baden. Das ist nicht gerade eine große Leistung.“
„Für die Hunde ist es das. Sie lieben dich, und deine Kunden lieben dich auch. Verdammt, du hast mit elf Jahren angefangen. Und jetzt sieh dir an, was du erreicht hast. Du hast dein eigenes Geschäft, keine Schulden, einen randvollen Terminkalender …“
„Während die Freundinnen meiner Schwester alle mit Ärzten oder Anwälten verheiratet sind, mit Geländewagen durch die Stadt fahren und sich über ihre Designerhandtaschen unterhalten. Ich bin nicht nur eine der Brautjungfern, ich bin die sprichwörtliche alte Jungfer in der Gruppe.“ Immer, wenn sie versuchte, mit den Freundinnen ihrer Schwester zu reden, verebbte das Gespräch mittendrin. Susannah hatte den Eindruck, dass sie erst noch das Leben kennenlernen musste, die Welt außerhalb dieser Kleinstadt.
„So schlimm sind Jackies Freundinnen nun auch wieder nicht.“
„Nein, sind sie nicht. Ich bin einfach mürrisch und will unbedingt weg aus Chapel Ridge.“
„Um dein Leben zu leben. Nicht das von jemand anders“, sagte Kim verständnisvoll.
„Genau. Ich habe so lange auf diese Chance gewartet. Jetzt, da Jackie heiratet …“
„Findest du, dass du an der Reihe bist.“
Susannah nickte.
„Vielleicht warst du schon vor langer Zeit an der Reihe.“
„Was meinst du damit?“
„Jackie ist zweiundzwanzig. Sie ist erwachsen, Susannah. Du bist schon seit Jahren nicht mehr für sie verantwortlich.“
Nur dass sie nie aufgehört hatte, es zu sein. Keinen Tag ihres Lebens, seit ihre Eltern vor acht Jahren gestorben waren, und sie, damals selbst erst achtzehn, die Verantwortung für die vierzehnjährige Jackie übernommen hatte. Jackie war erwachsen geworden, und dennoch hatte sich Susannah weiter Sorgen gemacht und das Gefühl gehabt, sie müsste auf ihre jüngere Schwester aufpassen.
„Du hast recht, aber …“
„Aber man handelt oft wider besseren Wissens.“ Kim lächelte. „Versprich mir, dass du nach der Hochzeit nicht mehr so eine Glucke bist.“
„Bestimmt nicht. Ich werde lange verreisen. Drei Wochen für mich allein in Paris. Ich will die Welt sehen. Was ich in Paris sehe und erlebe, ist ein Anfang. Und es wird mir über die Zeit danach hinweghelfen, wenn ich in einem kleinen Apartment wohne, weitere vierhundert Hunde bade und für die nächste Reise spare.“ Susannah lachte und ging zurück zu den Kartons.
Kims Handy klingelte. Sie überprüfte die Nummer. „Das ist meine Mutter. Sie hat einen Arzttermin, und ich habe
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