Julia Extra Band 0315
vorstellte, wie er in seinem riesigen Wohnzimmer auf dem Dreißigtausenddollarsofa saß und eine fettige Pizza aß. Wenn er nicht auf irgendeiner Dinnerparty war, bereitete seine Köchin ein Essen zu, servierte es auf unbezahlbarem Porzellan und räumte hinterher lautlos das Geschirr ab.
Bis zu diesem Tag hatte er noch nie einen Hotdog und Pommes bestellt, noch nie im Freien in einem schäbigen Lokal gegessen.
Allerdings würde er sicher Verdacht erregen, wenn er Susannah irgendetwas davon erzählte.
„Fettige Pizza und Football, das ist typisch für mich.“
„Ach ja?“ Susannah musterte ihn herausfordernd. „Hast du deswegen eine Serviette auf dem Schoß? Isst du deine Pommes deshalb mit der Gabel?“
Kane wurde bewusst, dass er genau das tat, während überall um ihn herum Leute mit den Fingern aßen. Verdammt. Noch mehr hätte er nicht auffallen können. „Meine Mutter hat großen Wert auf gute Manieren gelegt.“
„Ja, das glaube ich dir.“ Susannah lachte. „Mann, da hast du viel verpasst. Ketchup und Salz an den Fingern sind beim Pommesessen das halbe Vergnügen.“
Als Kane ihr Lächeln sah, das Leuchten in ihren Augen, bekam er eine Vorstellung davon, was sie meinte. Sie hatte recht. Das hatte er verpasst. Er legte die Gabel hin, nahm die Ketchupflasche aus Plastik in die Hand und drückte sie zusammen. Nichts kam heraus.
„Schütteln“, riet Susannah. „Dann versuch es noch mal.“
Ketchup spritzte über die Pommes frites, den Tisch, den Hotdog und Kanes Hemd. Ein Klecks traf Rover. Der Hund jaulte auf und sprang zurück, dann begann er, sich das Fell zu lecken.
Schimpfend griff Kane nach dem Stapel Servietten.
Susannah lachte. „Du hast gleichzeitig geschüttelt und gedrückt. Warte, lass mich dir helfen.“ Sie schnappte sich ebenfalls ein paar Servietten und hatte den Tisch im Nu sauber gewischt.
„Der Tisch ist in Ordnung. Ich sehe dagegen aus wie das Opfer eines Serienmörders“, sagte Kane.
Nachdem sie eine Serviette in Wasser getaucht hatte, beugte sich Susannah vor und tupfte ihm das Hemd ab. Ihr langes Haar fiel ihr ins Gesicht. Kane hob die Hand, um es zurückzuschieben, und Susannah hielt inne. Sie blickten sich in die Augen. Sein Herz schlug schneller. Zu gern hätte er sie geküsst, aber sie saßen draußen vor einem Lokal. Er hätte schwören können, dass die halbe Stadt sie beide beobachtete.
„Ich glaube nicht, dass du damit Erfolg hast. Gibt es hier in der Nähe eine chemische Reinigung?“
Susannah zog sich zurück und steckte sich das Haar hinter die Ohren, genau so, wie Kane es hatte tun wollen. Ihre Wangen waren ein bisschen gerötet. „Gibt es, allerdings hat Abe donnerstags nur morgens auf. Es ist sein Angeltag.“
„Das meinst du doch nicht im Ernst! Wer führt denn auf diese Weise ein Geschäft?“
„Jemand, der nichts davon hält, sich totzuarbeiten. Abe ist fast siebzig.“
„Warum stellt er nicht eine Hilfskraft ein? Dann könnte er länger geöffnet haben.“
Lächelnd deutete Susannah auf die besetzten Tische. „In dieser Stadt wimmelt es nicht gerade von Leuten, die für ihre Wäsche eine chemische Reinigung brauchen.“
Zugegeben, Kane hatte hier bisher nur wenige gesehen, die etwas anderes als Jeans und T-Shirt trugen.
„Tut mir leid, dass ich die Flecken nicht herausbekommen habe“, sagte Susannah. „Ich fürchte, mit dem Abtupfen habe ich es nur noch schlimmer gemacht.“
Insofern, als er sich jetzt noch stärker zu ihr hingezogen fühlte.
„Kein Problem. Ich werde mir ein neues Hemd kaufen.“
„Du kannst Ketchup auswaschen.“
„Auswaschen?“, wiederholte Kane.
„Klar. Trag ein bisschen Fleckenentferner auf und steck das Hemd in die Waschmaschine. Ach, richtig. Die Hütten am See haben keine Waschmaschinen. Was bedeutet, dass du in den Waschsalon gehen musst. Und für ein einziges Hemd ist das ganz schön teuer.“
Fast hätte Kane laut gelacht. Wie viel konnte es schon kosten? Ein paar Dollar? „Ja, das Geld dafür würde ich lieber sparen.“
„Ich kann dein Hemd waschen.“
„Oh nein, das musst du wirklich nicht tun.“
„Es macht keine Mühe. Für den Urlaub hier hast du doch sicher nicht viele Hemden mitgenommen. Wahrscheinlich brauchst du dieses noch.“
Nein. Aber wie könnte er Susannah erklären, dass er mehrere Dutzend von diesen Hemden zu Hause hatte und ein Anruf bei seinem Schneider genügte, um drei weitere nach Maß anfertigen zu lassen und innerhalb von vierundzwanzig Stunden in den Händen
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