Julia Extra Band 0315
vertrauensvoller als ich. Und manchmal habe ich mir gewünscht, ich hätte etwas von deiner impulsiven Art.“
Sein Vater machte ihm ein Kompliment! Kanes Wut verschwand, und er trat auf ihn zu. Plötzlich sah er Elliott mit anderen Augen. „Hast du nie daran gedacht, einfach in Urlaub zu fahren? Einmal für ein paar Tage oder eine Woche vor allem davonzulaufen?“
„Jeder hat solche Gedanken. Aber ich hatte zu viel am Hals, um ihnen jemals nachzugeben. Meinen Vater, das Unternehmen, deine Mutter, dich.“
Kane schüttelte den Kopf. „Du hättest dir freinehmen können.“
„Und wer hätte Lennox geleitet? Wer hätte meinen Vater bei der Stange gehalten? Ums Geschäft hat er sich kaum gekümmert. Er hat mehr Zeit am Spieltisch als im Büro verbracht. Jemand musste einspringen, und dieser Jemand war ich. Dann war ich Ehemann und Vater, und Jahre später hatte ich eine kranke Frau. Ich hatte keine Zeit für Höhenflüge.“
Endlich begriff Kane, dass sein Vater keine Wahl gehabt hatte. Die vielen Stunden im Büro waren eine Pflicht gewesen. Nicht nur gegenüber dem Unternehmen, sondern auch gegenüber seiner Familie. „Ich hatte keine Ahnung.“
„Ich wollte dich nicht mit meinen Problemen belasten.“ Elliott zuckte die Schultern.
„Du hättest es tun sollen. Es hätte mir geholfen, dich zu verstehen.“
„Keiner von uns beiden versteht den anderen richtig, oder? Wir haben uns nie gut vertragen.“
„Es war falsch von mir, ohne ein Wort wegzufahren und nicht einmal Anrufe zu beantworten. Das Handy haben jetzt die Fische.“ Verwirrt runzelte sein Vater die Stirn, doch Kane sprach weiter. „Ich habe das Gefühl, dass ich mein ganzes Leben lang immer nur versucht habe, unmöglich hohen Anforderungen zu entsprechen, dich zufriedenzustellen und alles zu tun, was du von mir verlangst. Heute hast du mir zum ersten Mal ein Kompliment gemacht. Du behandelst deine Angestellten besser als deinen eigenen Sohn.“
„Zuhause, Essen, Kleidung, Schulen – du hast von allem das Beste bekommen. Einen Job habe ich dir auch gegeben.“
„Ich wollte nichts davon haben!“ Kane wandte sich ab und ging zum Kamin.
„Was wolltest du? Ein noch besseres Auto? Ein größeres Haus?“ Frustriert seufzte Elliott. „Eine Gehaltserhöhung? Ich bezahle dich gut genug.“
Kane packte den Kaminsims und schöpfte Kraft aus dem harten, massiven Stein. „Ich wollte dich“, sagte er leise.
Ein Stuhl scharrte über den Boden und knarrte dann.
Langsam drehte sich Kane um und sah seinen Vater am Tisch sitzen. Elliott schien um Jahre gealtert zu sein.
„Du hattest mich, Kane. Jeden Tag. Ich bin nach der Arbeit zu Hause gewesen. Und du bist nach dem College in unsere Firma eingestiegen. Wie kannst du behaupten, dass ich nicht da war?“
Kane ging zum Tisch und ließ sich auf den anderen Stuhl sinken. „Du warst da, aber nicht als Vater. Ich wollte nur gelegentlich eine Umarmung und ein Lob. Wäre es so schwer gewesen zu sagen ‚Ich bin stolz auf dich‘ anstatt ‚Bring nicht wieder die Familie in Verlegenheit‘?“
Sein Vater wandte den Blick ab. „Du weißt, dass ich kein Mann bin, der seine Gefühle zeigt. Um Himmels willen, so macht man keine Geschäfte.“
„Eine Familie ist kein Unternehmen, Dad.“
Mühsam holte Elliott Atem, bevor er seinen Sohn ansah. „Man wird besessen von der Arbeit.“
„Wie Onkel Harold.“
„Der Mann hat sich totgearbeitet. Er ist an seinem Schreibtisch gestorben, du meine Güte! Er hätte sich zur Ruhe setzen sollen, als er noch die Chance dazu hatte.“
Kane zog die Augenbrauen hoch. „Kennst du jemanden wie ihn?“
„Ich bin nicht wie mein Bruder“, sagte Elliott. „Ich arbeite noch immer, weil ich nichts gefunden habe, was ich lieber tun möchte.“
„Mit deiner Familie zusammen sein?“
„Welche Familie? Du bist erwachsen. Deine Mutter ist … tot.“
So wie mein Vater wäre ich auch geworden, wenn ich nicht für ein paar Tage nach Chapel Ridge ausgerissen wäre, dachte Kane. Wenn er sich nicht die Zeit genommen hätte, einen Hund auszuführen, in der Erde zu wühlen und barfuß im Gras zu laufen. „Aber ich bin da. Es ist nicht zu spät. Du bist nicht Onkel Harold. Du hast noch Zeit.“
Elliott fuhr mit dem Finger über den Rand des Kaffeebechers. „Zeit für dich und mich?“
Dieses Friedensangebot würde Kane annehmen und festhalten. Er hatte hier in Chapel Ridge gelernt, dass das Leben zu kurz war, um es mit Groll gegen einen anderen Menschen zu
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