Julia Extra Band 0315
erzählt, du würdest in einem Juwelierladen arbeiten?“ Mit einem spöttischen Lächeln sah Elliott von seinem Sohn zu Susannah. „Wissen Sie nicht, wer er ist?“
„Nicht.“ Wütend kniff Kane die Augen zusammen.
„Dieser Mann ist Kane Lennox von der Lennox Gem …“
„Ich warne dich.“
„Corporation“, sprach Elliott weiter, ohne seinen Sohn zu beachten. „Er ist einer der reichsten Männer der Welt, Vorstandsvorsitzender eines der größten Unternehmen der Welt. Das heißt, wenn ich und die übrigen Aufsichtsratsmitglieder nicht beschließen, ihn wegen dieser kleinen Peinlichkeit zu entlassen.“ Elliott wedelte mit der Hand in ihre Richtung, als wäre allein Susannah der Stein des Anstoßes.
Die erfasste erst langsam den Sinn der Worte. – Kane Lennox. Vorstandsvorsitzender. Lennox Gem Corporation.
Einer von den Lennoxes.
Kein Juweliergeschäftangestellter.
Starr blickte Susannah ihn an. Kane setzte zu einer Erklärung an, hielt jedoch inne, als er ihren Gesichtsausdruck deutete. Plötzlich sah Susannah alles im Zusammenhang. Alles, was Kane während der vergangenen Tage gesagt hatte. All die Halbwahrheiten, die er erzählt hatte. Wie er sich benommen hatte, wie fehl am Platz er gewirkt hatte.
Und dann sein Angebot …
Sein Angebot, sie in einer Wohnung in New York unterzubringen. Kane Lennox nahm seinen „Urlaubsflirt“ mit nach Hause in die Großstadt. Als seine Geliebte? Während er eine High-Society-Schönheit heiratete, die ihm helfen würde, seinen Einfluss als Unternehmer auszubauen?
„Du … du Mistkerl“, flüsterte Susannah, tief getroffen von seinem Verrat. „Wie konntest du nur?“
„Ich kann es erklären.“
„Du hast mich belogen. Alles, was du gesagt hast, war gelogen.“
„Nein, nicht alles.“
„Oh, hat er behauptet, dass er Sie liebt? Oder Ihnen irgendein albernes Versprechen gegeben?“, fragte Elliott spöttisch. „Bitte, Kane, spiel nicht mit solchen Leuten. Lass diese arme Frau in Ruhe. Sie würde niemals in dein Leben passen, das weißt du.“ Elliott ging zur Limousine. „Ich steige wieder ein. Wenn du klug bist, kommst du nach.“
Er ließ die Tür offen und wartete darauf, dass sich Kane dafür entschied, nach New York zurückzukehren und den dummen Urlaubsflirt für immer zu vergessen.
Susannah wartete auch. Darauf, dass Kane sie ansah und klarstellte, dass sich sein Vater irrte. Dass er hierbleiben würde, bei ihr. Weil sie wichtiger war als alles andere. Weil er sie liebte und alles aufgeben würde, um sie in seinem Leben zu haben.
Aber er sagte nichts.
Es zerriss ihr das Herz. Susannah rannte zu ihrem Auto und fuhr los, ohne noch einmal in den Rückspiegel zu blicken.
Flackernde Kerzen tauchten die Kirche in ein weiches goldenes Licht. Hundert Gäste füllten die Bänke. Susannah schloss die Flügeltüren und ging schnell in den Brautraum. „Alles ist vorbereitet.“
Vor dem hohen Spiegel rückte Jackie ihren Schleier zurecht und strich die Vorderseite des schlichten, knielangen weißen Kleids glatt. „Ich dachte, ich würde nervös sein, aber ich bin es nicht.“
„Weil du den Richtigen heiratest.“
„Paul ist wundervoll, stimmt’s?“ Jackie lächelte.
„Ja.“ Ein Anflug von Schwermut überkam Susannah. Ihre Schwester heiratete den richtigen Mann, und sie sollte sich für Jackie freuen. Susannah tat es … Dennoch war sie auf seltsame Art ein bisschen neidisch. Nur wegen Kanes Verrat. Wie hatte er sie so belügen können? Er hatte alles erfunden, was er ihr erzählt hatte.
Auch seine Gefühle? War jeder Kuss eine arglistige Täuschung gewesen?
Ein heftiger Schmerz schoss ihr durch die Brust. Tränen traten ihr in die Augen. Im Geiste hörte sie erst Kane, der ihr eine Wohnung in New York anbot, und dann Elliotts spöttische Bemerkungen, als hätte er seinen Sohn schon hundertmal bei so etwas ertappt. Noch ein Urlaubsflirt.
Wie dumm war sie eigentlich?
„Susannah? Du musst mir mit den Schuhen helfen.“
„Oh, natürlich.“ Sie setzte sich auf einen Polsterhocker und schob die Riemen in die winzigen Goldschnallen.
„Was ist los mit dir? Du bist so zerstreut.“
„Mir fallen in letzter Minute so viele Kleinigkeiten ein, die ich zu erledigen habe, bevor ich morgen ins Flugzeug steige.“ Susannah stand auf.
„Ich werde dich vermissen.“
„Keine Sorge, ich komme zurück.“ Sie würde nach Chapel Ridge zurückkehren. Und zweifellos ihr Leben und ihr Geschäft mit einem Gefühl der inneren Leere weiterführen nach
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