Julia Extra Band 0315
fühlen können.
„Wohin fahren wir?“
„In die Flitterwochen. Was dachtest du denn?“, antwortete Gabriel selbstzufrieden, als er das schwarze Cabrio zu einem Privatflugplatz steuerte, wo der Danti-Jet bereits aufgetankt war und zum Abflug bereitstand.
Unter großem Hallo und Glückwünschen hatten die Hochzeitsgäste das frischgebackene Ehepaar verabschiedet.
„Flitterwochen? Wieso denn das?“ Bella, die noch immer ihr Brautkleid trug, musterte ihn überrascht von der Seite. „Davon war in den vergangenen fünf Wochen nie die Rede.“
„Natürlich nicht! Ich habe nämlich genau diese Reaktion von dir befürchtet“, erklärte Gabriel ungerührt.
Frustriert funkelte sie ihn an. Seine Arroganz war wirklich kaum zu überbieten. „Und wieso hast du dann trotzdem eine Hochzeitsreise geplant?“
„Es sollte eine Überraschung sein“, antwortete Gabriel mürrisch.
Ärgerlich verzog sie das Gesicht. „Die ist dir allerdings gelungen.“
„Eigentlich ist es Tobys Überraschung, Bella“, erklärte er mit sanfter Stimme.
Erstaunt sah sie ihn von der Seite an. „Was hat Toby damit zu tun?“
„Unser Sohn hat mir vor einigen Wochen anvertraut, dass Frischverheiratete nach der Trauung in die Flitterwochen starten.“
„Dann hättest du ihm eben erklären müssen …“
„Was hätte ich ihm erklären müssen, Isabella?“, fragte Gabriel harsch. „Vielleicht dass seine Eltern jetzt zwar verheiratet sind, einander aber nicht lieben? Dass seine Mutter kein Verlangen danach hat, mit seinem Vater allein zu sein?“
Bella zuckte zusammen. So sah er das also!
Immer wieder hatten sie in den vergangenen Wochen mit Toby gesprochen – einzeln, aber auch gemeinsam –, um dem Kleinen zu versichern, dass sie von nun an eine richtige Familie wären. Offenbar waren ihre Bemühungen auf fruchtbaren Boden gefallen, und Toby hatte beschlossen, dass seine Eltern auf Hochzeitsreise gehen sollten, wie es sich für eine ‚richtige Familie‘ gehörte.
„Ich habe aber gar nichts zum Anziehen dabei“, gab Bella zu bedenken.
„Claudia war so freundlich, deinen Koffer zu packen“, erklärte Gabriel. „Er befindet sich im Kofferraum.“
Aha! Jetzt wurde ihr klar, wieso ihre Schwester vorhin beim Abschied so schalkhaft gegrinst hatte.
„Toby hat auch bestimmt, dass er während unserer Reise bei seinen Großeltern wohnt“, erzählte Gabriel. „Mein Vater bleibt ja auch noch in England und wird ihn oft besuchen.“
„Unser Sohn ist ja sehr beschäftigt gewesen“, sagte Bella und zog die Haarnadeln heraus, die den Schleier hielten. Erleichtert nahm sie ihn ab und legte ihn auf den Rücksitz. „Das ist schon viel besser.“
Für Bella war dies der schwierigste Tag ihres Lebens. Begonnen hatte er mit einem Gespräch, auf das ihr Vater am Morgen bestanden hatte.
Er trank gerade Kaffee, als Bella gegen halb sieben Uhr in der Küche auftauchte, um sich auch einen Kaffee zu machen. Als sie sich dann mit der Tasse zu ihrem Vater an den Tisch setzte, gab Doktor Scott behutsam seiner Sorge Ausdruck, dass die Heirat so überstürzt stattfand. War Bella sich auch wirklich sicher, das Richtige zu tun? Toby freute sich ja sehr darüber, nun auch seinen Vater um sich zu haben, aber würde auch Bella glücklich werden?
Es fiel Bella unendlich schwer, ihren Vater zu belügen. Als sie jetzt an das Gespräch zurückdachte, in dem er sich Sorgen um das Glück seiner Tochter machte, kamen ihr die Tränen. Um sich abzulenken, fragte sie Gabriel müde: „Und wohin geht die Hochzeitsreise?“
Es verletzte Gabriel, dass sie sich nicht einmal bemühte zu verheimlichen, wie schwer es ihr gefallen war, den heutigen Tag zu überstehen. Für sie war die Hochzeit lediglich eine lästige Pflicht gewesen.
Wie unglaublich schön sie ausgesehen hatte, als sie am Arm ihres Vaters zum Traualtar geschritten war. Ein Traum aus weißem Satin und weißer Spitze. Seine Traumfrau.
Eine Traumfrau, die seinen Blick gemieden, deren Stimme beim Treueschwur unsicher gebebt hatte, deren Hand zitterte, als Gabriel den schlichten Goldreif über den Finger streifte. Ihre Hände waren eiskalt, als sie Gabriel das entsprechende Gegenstück über den Ringfinger schob. Mit unbewegter Miene hatte sie seinen Kuss empfangen, mit dem das Eheversprechen besiegelt wurde. Erst als sie sich umwandten und als Ehepaar durch das Kirchenschiff schritten, hatte sie sich – den Hochzeitsgästen zuliebe – ein Lächeln abgerungen.
Wahrscheinlich fiel ihr das
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