Julia Extra Band 0315
leichter, als mich anzuschauen, dachte Gabriel mürrisch.
Nun ja, das lag nun hinter ihnen. Gabriel riss sich zusammen. „Wir fliegen zu deiner Insel in der Karibik“, sagte er.
„Du meinst wohl zu deiner Insel in der Karibik“, berichtigte sie ihn.
„Nein, die Insel gehört dir. Ich schenke sie dir zur Hochzeit.“ Eigentlich wollte er das noch gar nicht verraten. Ursprünglich wollte er Bella damit erst beim Landeanflug überraschen. Aber Bellas abweisende Haltung frustrierte ihn so sehr, dass er ihr sein Geheimnis schon jetzt verriet. Vielleicht taute sie dann ein wenig auf.
Fassungslos musterte sie Gabriel. Nahm er sie auf den Arm? Er konnte ihr doch nicht einfach so eine ganze Insel in der Karibik zum Geschenk machen, oder?
Gabriel lächelte amüsiert, als er bemerkte, wie konsterniert sie war. „Keine Sorge, Isabella, es ist nur eine kleine Insel.“
„Trotzdem finde ich das reichlich übertrieben. Schließlich hast du von mir nur ein Paar Manschettenknöpfe bekommen.“ Unwillig verzog sie das Gesicht.
Bella hatte das Geschenk erst in letzter Minute besorgt, weil Claudia in ihrer Eigenschaft als Brautjungfer darauf bestanden hatte. Sonst wäre sie gar nicht auf die Idee gekommen, Gabriel ein Hochzeitsgeschenk zu machen. Was sollte man einem Mann schenken, der bereits alles hatte?
Gabriel hatte die mit Brillanten und Onyx besetzten Manschettenknöpfe tatsächlich getragen, wie sie bei der Trauung festgestellt hatte.
„Du hast mir unendlich viel mehr geschenkt, Isabella“, sagte Gabriel rau.
Sie musterte ihn misstrauisch, konnte jedoch nicht in seiner Miene lesen. „Ich weiß nicht, wovon du sprichst“, antwortete sie daher unsicher.
„Ich spreche natürlich von Toby, Isabella. Du hast mir einen Sohn geschenkt.“
Ein Mann, der alles hatte, außer …
„Super! Ein Ehering und eine Insel in der Karibik.“ Sie lächelte spöttisch. „Was hätte ich denn bekommen, wenn ich dir nur eine Tochter geschenkt hätte? Monatliche Unterhaltszahlungen und ein Besuchsrecht?“
„Nein, einen Ehering und eine Insel in der Karibik.“ Auf Gabriels Wange zuckte es nervös. „Eine Tochter ist für mich genauso wertvoll wie ein Sohn, Isabella. Ich habe keine Ahnung, wieso du das auch nur eine Sekunde lang bezweifeln kannst. Und ich würde zu gern wissen, warum es dir so großen Spaß macht, mich zu beleidigen.“
Warum es ihr Spaß machte, ihn zu beleidigen?
Weil sie sich über ihn ärgerte. Weil sie wütend auf sich selbst war. Weil sie überhaupt ausgesprochen wütend war.
Sie war wütend, weil Gabriel sie zur Ehe gezwungen hatte.
Sie war wütend, weil sie insgeheim freudig erregt gewesen war, als sie den unwiderstehlich aussehenden Gabriel vor dem Traualtar erblickt hatte. Im Frack, mit blütenweißem Hemd und roter Fliege sah er einfach umwerfend aus. Sie war wütend, weil ihre Stimme vor Aufregung gebebt hatte, als sie Gabriel das Eheversprechen gab und weil ihre Hand gezittert hatte, als Gabriel den Ring übergestreift hatte.
Bella war wütend auf sich und den Rest der Welt!
„Tut mir leid“, sagte sie schließlich müde. „Es war ein langer und schwieriger Tag für mich.“
„Für uns beide“, betonte Gabriel.
„Ja.“ Sie schaute ihn von der Seite an.
Er sieht mindestens so gestresst aus, wie ich mich fühle, dachte Bella reumütig. Das verrieten die Linien um seine Augen, die zusammengepressten Lippen und das blasse Gesicht.
Wie anders wäre alles gewesen, wenn Gabriel vor fünf Jahren nicht in eine andere Frau verliebt gewesen wäre. Der heutige Tag wäre ganz anders verlaufen, wenn Gabriel und sie aus Liebe geheiratet hätten.
Stattdessen waren sie Fremde, die nur geheiratet hatten, um ihrem Sohn ein glückliches Leben zu ermöglichen.
Bella schluckte die Tränen hinunter. „Wenn du nichts dagegen hast, würde ich mich jetzt gern etwas ausruhen.“ Sie schloss die Augen.
Gabriel hatte sehr wohl etwas dagegen. Bella irrte, wenn sie sich einbildete, nur sie hätte fünf anstrengende Wochen hinter sich. Für ihn war das alles auch nicht gerade ein Spaziergang gewesen.
Sobald sie unter Menschen waren, hatte Bella zwar die glückliche Verlobte gespielt, doch sowie sie mit ihm allein war, ließ sie die Maske fallen. Seinem Versuch, die Hochzeit mit ihr gemeinsam zu planen, war sie mit völligem Desinteresse begegnet. Schweigend und geistesabwesend, als ginge sie das alles nichts an, hatte sie mit ihm an drei Sonntagen den Gottesdienst besucht, als das Aufgebot verlesen
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