Julia Extra Band 0315
wirkte sie mindestens zehn Jahre jünger.
„Okay“, antwortete Gabriel schließlich. „Ich kümmere mich um den Kaffee. Und dann würde ich mich gern mit dir unterhalten.“
Bella verharrte in der Bewegung. „Aber hoffentlich nicht über gestern Abend!“
„Unter anderem auch über gestern Abend.“
„Darüber gibt es aber nichts mehr zu sagen“, entgegnete sie heftig.
„Das genaue Gegenteil ist der Fall!“ Gabriel widersprach ihr wütend, riss sich dann aber sichtlich zusammen. „Ich lasse es nicht zu, dass du immer weitere Barrieren zwischen uns aufbaust, Bella. Wenn es dir lieber ist, rede nur ich, und du hörst einfach zu.“
Was sollte er schon Wichtiges zu sagen haben? Für ihren Geschmack hatte er am gestrigen Abend schon viel zu viel gesagt. „Und was passiert, wenn mir nicht gefällt, was du zu verkünden hast?“, fragte sie herausfordernd.
„Dann muss ich das respektieren“, erklärte er kurz angebunden.
Schweigend sah sie ihn lange an. Dann nickte sie zustimmend. „Also gut. Aber zuerst machst du Kaffee, ja?“
„Einverstanden.“
Eigentlich war es das Selbstverständlichste auf der Welt, dass Bella die Einkäufe wegräumte und Gabriel Kaffee kochte, doch es kam ihr alles andere als selbstverständlich vor. Sie war unglaublich angespannt, und Gabriels Nähe verwandelte sie ein Nervenbündel. Wie sollte sie sich beruhigen, wenn sie immer nur daran denken konnte, wie sehr sie sich nach ihm sehnte? Doch zeigen durfte sie ihm das nicht.
Als schließlich alles verstaut war und zwei Becher Kaffee auf dem Küchentisch standen, an dem Gabriel schon Platz genommen hatte, blieb Bella nichts anderes übrig, als sich zu ihm zu setzen.
„Schieß los!“, forderte sie ihn in scharfem Tonfall auf, als Gabriel sie schweigend anschaute.
Er verzog das Gesicht. „Ich weiß, dass du noch immer wütend auf mich bist, Bella“, sagte er schließlich. „Aber ich habe keine Ahnung, womit ich das verdient habe.“
So etwas hatte sie sich schon gedacht. Und was gestern Abend passiert war, war genauso ihre Schuld gewesen wie seine. Sie hatte ihn ebenso begehrt wie er sie. Zu diesem Schluss war sie während der schlaflosen Nacht gekommen.
Bella atmete tief durch. „Ich bin nicht wütend auf dich, Gabriel“, erklärte sie reumütig.
Forschend sah er sie an. „Aber du bist wütend auf dich selbst, weil wir uns gestern Abend geliebt haben?“
„Wir hatten Sex, Gabriel.“
„Wir haben Liebe gemacht.“
„Nenn es doch, wie du willst. Aber wir wissen beide, was es wirklich war.“ Ihre Augen funkelten wütend.
Nun war es an Gabriel, tief durchzuatmen, um nicht auch zu explodieren. „Hatten wir uns nicht darauf geeinigt, dass ich rede und du zuhörst?“
„Das gilt aber nicht, wenn du Dinge behauptest, mit denen ich nicht einverstanden bin“, antwortete sie schnippisch.
Gabriel wusste nicht, ob er sie schütteln oder küssen sollte. Aber so durcheinander wie Bella gerade wirkte, hätte er wohl mit keiner Methode viel Erfolg.
„Dann werde ich versuchen, solche Dinge auszulassen.“
„Garantieren kannst du es aber nicht“, gab sie trocken zu bedenken.
„Nein, da gebe ich dir recht. Es ist schwierig für mich vorauszusehen, was dich verärgert.“
„Gut, dann werde ich dir auf die Sprünge helfen: Solange du unerwähnt lässt, was gestern Abend und vor fünf Jahren passiert ist, ist alles in Ordnung.“
Gabriel verzog das Gesicht. „Ah.“
Überrascht hielt sie inne. „Du willst mir erzählen, was vor fünf Jahren passiert ist?“
„Ja, das hatte ich eigentlich vor.“
„Aber du wolltest doch nicht darüber sprechen.“
„Inzwischen hat sich die Situation verändert und … Bella?“ Erstaunt sah er sie an. Bella war aufgestanden, ging zum Fenster und blickte hinaus.
Sie ist so schmal, dachte Gabriel. Viel zu zart! Wie hatte sie nur die Schwangerschaft ohne Unterstützung überstanden. Und ihren Sohn hatte sie auch viereinhalb Jahre lang allein großgezogen. Sie war einfach eine bewundernswerte Frau.
„Bitte setz dich wieder, Bella“, bat er leise.
Seine sanfte Stimme machte sie unendlich traurig.
Vor Kurzem, auf der Insel, hatte sie Gabriel gebeten, ihr zu erzählen, was vor fünf Jahren genau passiert war. Sie hätte es wirklich gern gewusst. Doch jetzt, da sie sich ihre Liebe zu ihm eingestanden hatte, befürchtete sie, es nicht ertragen zu können, wenn Gabriel über seine Gefühle zu einer anderen Frau sprach.
Schon gar nicht, wenn es sich bei dieser Frau um
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