Julia Extra Band 0315
Janine Childe handelte.
Feigling, flüsterte ihr ihre innere Stimme zu. Bella hatte immer gewusst, dass Gabriel sie nicht liebte und auch niemals lieben würde. Also konnte es ihr doch gleichgültig sein, was er ihr jetzt über die Vergangenheit erzählte.
Doch es war ihr nicht gleichgültig.
Sie straffte sich und wandte sich mit unbewegter Miene wieder Gabriel zu. Angesichts Gabriels mitfühlender, verständnisvoller Blicke fiel es ihr schwer, gelassen zu bleiben.
Verflixt! Sein Mitleid konnte sie nicht gebrauchen.
Sie wollte seine Liebe. Danach hatte sie sich vor fünf Jahren gesehnt, und jetzt sehnte sie sich erst recht danach.
Bella riss sich zusammen. „Also gut, dann sag, was du zu sagen hast.“
Schweigend schaute Gabriel sie an. Dann nickte er zustimmend. „Zuerst musst du wissen, wohin ich gestern Abend gefahren bin.“
„Du wolltest mir doch erzählen, was vor fünf Jahren geschehen ist.“ Bella unterbrach ihn ungeduldig. Sie wollte das Gespräch so schnell wie möglich hinter sich bringen, bevor ihr Schutzpanzer sich in nichts auflöste.
Gabriel missfiel die neuerliche Unterbrechung. „Es hat aber mit der Vergangenheit zu tun, Bella. Komm, setz dich wieder zu mir.“ Er zeigte auf den leeren Stuhl.
Dass Bella seiner Bitte tatsächlich folgte, verriet ihm, wie sehr ihr seine Anwesenheit und das Gespräch zusetzten. Es schmerzte ihn, sie so zu sehen. Er wollte ihr doch keinesfalls wehtun!
Müde rieb er sich die Augen. „Du brauchst es mir nur zu sagen, wenn ich gehen soll, Bella.“
Sie rang sich ein Lächeln ab. „Versprichst du mir das?“
„Ja, wenn du das möchtest“, antwortete er trocken.
Seine plötzliche Nachgiebigkeit machte sie stutzig. „Sag mal, hat dir unterwegs jemand eine Kopfnuss verpasst?“
„Sehr witzig, Bella.“
„Man tut, was man kann.“
„Wo waren wir stehen geblieben? Ach ja. Du hast mich auf der Insel gefragt, was vor fünf Jahren wirklich passiert ist. Wie es dazu kommen konnte, dass drei Rennwagen kollidierten und zwei Fahrer dabei ums Leben kamen. Möchtest du noch immer eine Antwort auf deine Frage haben?“
„Ja, natürlich!“
„Und du wirst mir glauben, dass ich die Wahrheit sage?“
„Selbstverständlich glaube ich dir, Gabriel.“ Wie konnte er das nur bezweifeln?
Er lächelte dankbar. „Die offizielle Untersuchung ergab, dass es sich um einen tragischen Unfall gehandelt hat. Aber ich wusste von Anfang an, dass Paulo Descari allein die Schuld dafür trug.“
„Aber …“ Bella schaute ihn fassungslos an. „Du meinst, er hat es absichtlich getan?“
Gabriel biss die Zähne zusammen. „Ja.“
Seltsam, dachte Bella. Wieso hätte Paulo Descari das tun sollen? Doch wohl nur, weil …
„Er hat es getan, weil Janine Childe sich geirrt hatte und deine Liebe doch erwiderte?“, fragte Bella schweren Herzens. „Hat sie mit Paulo Descari Schluss gemacht, weil sie zu dir zurück wollte?“
Gabriel schaute sie mit ernster Miene an und stand auf. „Ich fürchte, das wäre nicht möglich gewesen, Bella“, stieß er hervor. „Erstens, weil ich Janine Childe niemals geliebt habe. Zweitens, weil ich selbst die kurze Beziehung zu ihr beendet habe. Wenige Stunden nach dem Unfall hat Janine Childe öffentlich behauptet, sie hätte mit mir Schluss gemacht. Das war eine glatte Lüge. Außerdem muss sie Paulo verspottet haben, denn kurz vor dem Rennen versuchte er, Streit mit mir anzufangen. Er war blind vor Eifersucht und wollte mir nicht glauben, dass ich nichts von Janine will.“ Gabriel stöhnte verzweifelt. „Ich bin zwar nicht für den Unfall verantwortlich, Bella, fühle mich jedoch trotzdem schuldig. Nicht nur, weil ich überhaupt nichts für Janine empfunden habe, sondern auch, weil zwei andere Männer ums Leben gekommen sind, während ich überlebt habe.“
„Aber das ist ja … Es gibt überhaupt keinen Grund für deine Schuldgefühle, Gabriel“, rief Bella. „Du hättest auch sterben können.“
„Stattdessen bin ich hier, mit dir“, sagte er rau.
Nun war es nur eine Frage der Zeit, bis Bella ihre gemeinsame Liebesnacht vor fünf Jahren aus einem anderen Blickwinkel sehen würde.
Jetzt runzelte sie nachdenklich die Stirn. Dann sah sie ihn fragend an.
Gabriel atmete tief durch. „Nach dem Unfall lag ich mehrere Tage im Koma und war somit außerstande, Janines Behauptung zurückzuweisen, ich hätte den Unfall aus verschmähter Liebe zu ihr verursacht.“ Verächtlich verzog er das Gesicht. „Als ich wieder imstande war,
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