Julia Extra Band 0315
dem Palast beim Aussteigen half.
Während Grace noch immer schockiert versuchte, diese Ankündigung zu verarbeiten, trat der König aus dem Palast. „Amir, ich erwarte dich in meinem Arbeitszimmer.“
„Ich möchte erst noch etwas mit Grace besprechen.“
„Das wird warten müssen.“
„Aber …“
„Ich spreche nicht zu dir als Vater“, sagte der König in einem Ton, der jeden weiteren Widerspruch erstickte.
Amir allerdings wirkte, als wollte er genau das tun.
„Geh mit ihm“, bat Grace. Das Letzte, was sie jetzt tun wollte, war, über diese dumme Liste zu reden. Wie konnte er nach den drei Tagen, die sie miteinander verbracht hatten, nur diesen Vorschlag machen?
Doch Amir sah sie durchdringend an. „Wir müssen reden, meine Grace.“
„Später. Erst geh mit deinem Vater.“
„Gut. Dann später.“ Damit reckte er die Schultern und verschwand an der Seite seines Vaters im Palast.
Grace blieb benommen stehen. Die sich überschlagenden Ereignisse der letzten Minute hatten sie gelähmt.
Es war das erste Mal, dass sie Amir angelogen hatte.
Ein einzelnes Wort hatte ihre ganze Beziehung auf immer verändert. Denn nicht nur hatte sie keineswegs vor, später mit Amir über die Liste zu sprechen, sie war nicht bereit, auch nur irgendetwas mit ihm zu diskutieren.
Diese Entscheidung fiel in der gleichen Sekunde, als ihr Herz sich in einen eiskalten Stein verwandelte. Und zwar in der Sekunde, als sie erkannte, dass die letzten drei Tage Amir nicht das Geringste bedeuteten. Sie hätte es wissen müssen. Er hatte keine Versprechen gemacht, aber sie hatte dennoch gehofft.
Sie waren einander so nah gewesen, hatten eine so innige und intime Zeit miteinander geteilt. Nicht nur körperlich. Sie hatten geredet und gelacht und einfach nur die Gesellschaft des anderen genossen. Schon bei ihren vorigen Besuchen in Zorha hatte Amir seine Liebe zur Wüste mit ihr geteilt. Doch dieses Mal hatte er ihr von dem Land erzählt, das seine Familie regierte, und wie sehr er es liebte.
Und trotzdem wollte er mit ihr die Liste der potenziellen Heiratskandidatinnen besprechen!
Warum sah er nicht, dass sie die beste Wahl für ihn war? Was stimmte nicht mit ihr? Vielleicht lag es daran, dass sie nicht aus einer aristokratischen Familie stammte, nicht einmal aus dem amerikanischen Geldadel?
Welche Gründe auch immer er haben mochte, sie würde nicht zusehen, wie er eine Ehefrau für sich aussuchte.
Auf wackeligen Beinen ging Grace in den Palast und in ihr Zimmer. Dort ordnete sie telefonisch an, den Privatjet sofort abflugbereit zu machen. Das war einer der Vorteile als Amirs Assistentin. Niemand stellte ihre Anordnungen infrage, weil man annahm, dass sie nur die Anweisungen des Prinzen ausführte. Jetzt brauchte sie nur noch ihre restlichen Sachen zusammenzupacken und sich einen Wagen zum Flughafen zu bestellen.
Und dann würde sie für immer aus Amirs Leben verschwinden.
„Ich werde dieses Verhalten nicht tolerieren, mein Sohn.“
„Ich habe nichts Falsches getan.“
„Du bist mit Miss Brown zur Jagdhütte gefahren. Sie ist deine Angestellte und steht somit unter deinem Schutz“, fuhr der König mit steinerner Miene fort.
Amir stellte fest, dass er nicht einmal eingeschüchtert war. Seit ihm vor drei Tagen die Erkenntnis gekommen war, dass er Grace liebte, fühlte er sich so befreit und stark, wie er es niemals erwartet hätte. Stark genug, um sich seinem Vater entgegenzustellen. „Sie ist sehr viel mehr als nur meine Angestellte“, erklärte er.
„Ah, es ist dir also endlich bewusst geworden“, kam es von Zahir, der neben seinem Vater saß. Er lächelte breit. „Es hat lange genug gedauert, bevor du es gemerkt hast.“
„Ich wollte es nicht sehen. Darum war ich fünf Jahre lang blind gegenüber der Wahrheit.“ Im Nachhinein bereute Amir die vergeudete Zeit, die er mit anderen Frauen verbracht hatte, obwohl er mit Grace hätte zusammen sein können.
„Und jetzt bist du nicht mehr blind?“ Der König klang ein wenig beschwichtigt.
„Nein, jetzt bin ich es nicht mehr. Jetzt sehe ich endlich klar.“
Da blickte der König zu seinem ältesten Sohn und seufzte. „Du hattest recht.“
„Genau. Und du schuldest mir ein Kamel.“
Amir lachte schallend. Vielleicht hätte er beleidigt sein sollen, aber der ständige Wettstreit zwischen seinem Vater und seinem älteren Bruder amüsierte ihn. „Ihr beide habt um ein Kamel gewettet, ob ich meine Gefühle für Grace erkenne oder nicht?“
„Fast. Die Wette
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