Julia Extra Band 0318
geräumiges Wohnzimmer und ein Schlafzimmer, in dem allerdings nur ein einziges Himmelbett stand. Eve konnte ihren Blick nicht mehr davon abwenden.
„Wollen wir essen gehen?“, schlug Talos hinter ihr vor.
Mit hochrotem Kopf wirbelte sie herum.
„Essen gehen? Du meinst Dinner? Jetzt?“, stammelte sie und schüttelte heftig den Kopf. Für heute war sie von genügend Leuten angestarrt worden. „Ich würde lieber nicht ausgehen.“
„Perfekt“, lenkte er ein. „Dann bleiben wir eben hier.“
Nervös ging Eve zum Fenster und fühlte sich im Herzen wie ein unberührter Teenager. Schließlich erinnerte sie sich nicht an den Sex mit Talos, aber sie konnte sich lebhaft vorstellen, wie sinnlich und ekstatisch er gewesen sein musste! Während sie draußen die anderen Hotels, Palazzi und Boote betrachtete, fühlte sie, wie er ihr ganz behutsam eine Hand auf die Schulter legte.
„Sind wir beim letzten Mal auch in diesem Hotel gewesen?“, wollte Eve wissen. „Haben wir uns hier getroffen?“
„Ich bin hier allein abgestiegen“, sagte er ruhig. „Du wolltest nicht mit auf meine Suite kommen.“
Verwundert fuhr sie herum. „Nicht?“
„Ich habe versucht, deine Meinung zu ändern.“ Mit dem Handrücken strich Talos ihr über die Wange, und Eve atmete den herben, männlichen Duft seiner Haut ein. „Doch du hast mir widerstanden.“
„Wirklich?“, stieß sie hervor, und der schöne Grieche lachte laut auf.
„Du hast mich dazu gezwungen, dir nachzujagen. Härter und länger, als ich jemals einer Frau nachgestellt habe. In dieser Hinsicht wird dir niemals jemand das Wasser reichen können.“
Als Talos von ihr abließ, ging Eves Atem nur noch stoßweise. Er war vielleicht gute zehn Jahre älter als sie, und doch kam es ihr so vor, als wäre er dreimal so stark und etwa tausend Mal so erfahren.
Plötzlich wurde Eves Hals enger, und es erschien ihr unmöglich, abgeschieden in dieser romantischen Suite mit Talos allein zu bleiben. „Ich habe mich anders entschieden“, platzte sie heraus. „Lass uns zum Essen weggehen!“ Das Gefühl, gegen Talos nicht bestehen zu können, verunsicherte Eve zutiefst.
„Dann hast du ja doch Hunger“, sagte er lächelnd und holte ihren weißen Mantel.
Seufzend warf Eve einen letzten Blick auf das einladende Himmelbett und hatte das Gefühl, vom Regen in die Traufe zu kommen – ganz gleich, was sie tat.
4. KAPITEL
Die Sonne neigte sich nun endgültig gen Horizont und tauchte die Lagune vor Venedig in leuchtend orangerotes Licht, begleitet von einer kühlen Herbstbrise. Leichter Nebel zog von der Wasseroberfläche auf, und Talos ergriff Eves Hand.
Ihre Handflächen pressten sich gegeneinander und erzeugten eine Wärme, die sich über Eves ganzen Körper ausbreitete. Unwillkürlich stellte sie sich vor, wie ihre Körper Haut auf Haut lagen, wie sie einander liebkosten …
Heimlich beobachtete sie den Mann an ihrer Seite. In seinem schwarzen Wollmantel, der sich gegen sein weißes Hemd und die tief gebräunte Haut abhob, sah er wirklich unverschämt gut aus. Vielleicht war sein Anblick für Eve noch zu ungewohnt, aber jedes Mal, wenn ihr Blick auf ihn fiel, brachte sie das für einen Sekundenbruchteil außer Fassung.
Zwei Männer schoben sich an ihnen vorbei, und Eve vernahm einen leisen, anerkennenden Pfiff. In diesem Moment wurde ihr klar, dass ihr modischer Trenchcoat das knallrote Kleid vollständig verbarg. Vermutlich sah es aus, als würde sie gar nichts darunter tragen!
Verlegen biss sie sich auf die Unterlippe. „Vielleicht sollten wir ein Wassertaxi nehmen?“
„Das Restaurant ist hier ganz in der Nähe. Gegenüber von diesem Platz.“ Er nahm ihre Hand und legte sie auf seinen Arm. „Komm!“
Der Anblick, wie die Sonne über dem Canal Grande unterging, war unbeschreiblich romantisch. Trotzdem gelang es Eve nicht, sich zu entspannen. Allmählich wurden die hochhackigen Schuhe doch unbequem, aber das war nicht ihr größtes Problem. Die musternden Blicke aller möglichen Männer hörten einfach nicht auf, und inzwischen reagierte Talos wie ein Raubtier, das seine Beute verteidigen wollte. Wütend sah er die Rivalen an und gab ihnen deutlich zu verstehen, dass ihre Aufmerksamkeit unerwünscht war.
Eve kam sich vor wie eine hilflose Maus in einer Schlangengrube. Alles war so ungewohnt für sie, vor allem die Tatsache, dass ihnen ein Bodyguard in diskretem Abstand überall hin folgte. Doch angesichts des allgemeinen Interesses, das Talos und ihr
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