Julia Extra Band 0318
entgegenschlug, wusste sie diese kleine Sicherheitsmaßnahme durchaus zu schätzen.
„Mir gefällt das nicht, ständig so angesehen zu werden“, gab sie mit leiser Stimme zu und klammerte sich etwas fester an Talos’ Arm. An dem ironischen Zug um seinen Mund erkannte sie, dass er ihr nicht glaubte.
Ich muss mir dringend andere Kleidung besorgen, sagte sich Eve und machte eine gedankliche Notiz.
Wenig später nahmen sie an einem der besten Tische des überfüllten Restaurants Platz, dessen weitläufige Terrasse einen herrlichen Blick auf das Wasser bot. Talos und Eve teilten sich ein exquisites Meeresfrüchterisotto, gefolgt von zartem Tiramisu, doch Eve war hauptsächlich damit beschäftigt, seinem intensiven Blick auszuweichen. Plötzlich fiel ihr in der Ferne eine weiße, hell angestrahlte Kirche auf.
„Das ist Santa Maria della Salute “, erklärte Talos gleichmütig. „Beim letzten Mal hat sie dir außerordentlich gut gefallen.“
„Beim letzten Mal?“
„Kannst du dich eventuell an dieses Restaurant erinnern?“
„Sollte ich das denn?“, fragte Eve zaghaft.
Das flackernde Kerzenlicht spiegelte sich in seinen Augen. „Hier hatten wir unser erstes Date.“ Spontan griff er über den Tisch nach ihrer Hand. „Ich bin so froh, dich wiedergefunden zu haben. Es ist schön, dass wir beide wieder hier sind.“
Mit einer Hand bedeckte Eve ihre Augen. Sie konnte kaum glauben, wie lieb und geduldig Talos mit ihr war. „Ich muss dir fürchterlich auf die Nerven gehen“, seufzte sie.
„Warum sagst du so etwas?“
Mit Tränen in den Augen sah sie auf. „Weil ich mich nicht an dich erinnern kann. Du bist mein Liebhaber, der Vater meines Kindes, und du bemühst dich so sehr um mich. Aber das ist alles zwecklos, weil meine Erinnerung mich einfach im Stich lässt!“
Lautlos rannen die Tränen Eves Wangen hinunter, und um eine peinliche Szene zu vermeiden, stand sie mit einer gemurmelten Entschuldigung auf und verschwand in den Waschräumen.
Als sie wenig später gefasst wieder zu Talos zurückkehren wollte, wartete dieser bereits vor der Tür auf sie und half ihr in den Mantel. „Ist schon gut“, murmelte er und küsste ihre Stirn. „Du musst dich ein wenig beruhigen. Der Stress ist nicht gut für das Baby.“
„Vielleicht sollte ich nach London zurückkehren und mit diesem Spezialisten sprechen, den Dr. Bartlett empfohlen hat“, überlegte Eve laut.
„Nein“, widersprach Talos etwas zu eilig und räusperte sich schnell. Dann legte er eine Hand unter Eves Kinn und sah ihr tief in die Augen. „Du brauchst keinen Arzt, nur etwas Zeit für dich. Viel Ruhe und vor allem jemanden, der sich um dich kümmert. Mich. Ich werde das Gedächtnis für uns beide sein. Heirate mich, Eve! Lass uns zusammen glücklich werden!“
Eve spürte eine angenehme Wärme, als er sie sanft berührte und sie seinem Blick begegnete. Hinter Talos erkannte sie den riesigen Markusplatz, und die Atmosphäre um sie herum konnte man nur als magisch bezeichnen. Die meisten Touristen waren in der diesigen Nacht verschwunden, und Eve wünschte sich von ganzem Herzen, dass Talos sie nun küsste. Sie waren allein, und die Umgebung war perfekt. Er senkte den Kopf, beugte sich leicht vor, sie spürte seinen Atem …
Und plötzlich wandte sie sich ab. Eves Atem ging stoßweise, und Talos sah sie verwundert an.
„Was ist los mit dir, Eve?“, fragte er. „Warum bist du so hastig zurückgewichen?“
„Ich weiß nicht.“ Hilflos schluckte sie ein paar Mal. „Ich wollte dich auch küssen, aber aus irgendeinem Grund hatte ich schreckliche Angst.“
Sein Lachen klang knochentrocken und wurde vom dunkel glänzenden Wasser als Echo zurückgeworfen. „Kein Wunder!“
„Wie meinst du das?“
Anstelle einer Antwort küsste er die Innenseiten ihrer Hände. „Dieses Feuer könnte uns beide erfassen und fortreißen“, flüsterte er und bedeckte auch ihre Handrücken mit federleichten Küssen. „Wenn ich deine Lippen berühre, kann es leicht passieren, dass ich nie wieder aufhöre.“
Zu ihrer anfänglichen Angst mischten sich neue Gefühle: Erregung, Leidenschaft, Neugier. Talos’ Gesicht war so rätselhaft düster unter dem Nachthimmel Venedigs.
„Komm“, sagte er und hakte Eve bei sich unter. „Es ist spät. Zeit für uns, ins Bett zu gehen.“
Ihre Knie zitterten schon allein bei der Vorstellung daran, sich ein Bett mit Talos zu teilen. Natürlich war er unfassbar sexy, aber Eve fühlte sich von seiner Erwartungshaltung
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