Julia Extra Band 0318
kühlte sich das Gesicht und betrachtete ihr Spiegelbild. Die Augen lagen tief in ihren Höhlen, und sie war sehr blass. Aber das war doch sicher nur ein Zeichen der Erschöpfung. Schließlich hatte sie viele Wochen ihren todkranken Mann gepflegt und sich zu allem Überfluss auch noch eine Magengrippe zugezogen. Einen anderen Grund für ihre Beschwerden wagte sie nicht in Erwägung zu ziehen. Trotzdem ließ sie unwillkürlich eine Hand zu ihrem Bauch gleiten.
„Ava?“
Sie wandte sich um, als die Tür geöffnet wurde. „Ich muss doch sehr bitten, Marc. Hier drinnen könntest du mir ruhig meine Privatsphäre lassen.“
„Entschuldige. Aber wir müssen reden.“
Ärgerlich schob sie sich an ihm vorbei. „Dazu bin ich nicht in Stimmung.“
Er hielt sie fest und drehte sie zu sich herum. „Diese Situation erfordert es, dass wir uns wie zwei erwachsene Menschen benehmen, Ava“, sagte er eindringlich.
Sie machte sich los und rieb sich vorwurfsvoll den Arm, als hätte Marc ihr wehgetan. „Das ist alles deine Schuld“, stieß sie mit tränenerstickter Stimme hervor.
„Ich weiß“, antwortete er leise.
Überrascht schaute sie auf.
Nervös fuhr er sich durchs Haar. „Du sollst wissen, dass ich dich unterstützen werde, falls du tatsächlich schwanger sein solltest. Um die Zukunft des Babys brauchst du dir überhaupt keine Sorgen zu machen. Ich sorge dafür, dass es dir und ihm oder ihr an nichts fehlen wird.“
Ava befeuchtete sich die Lippen. „Wahrscheinlich ist es sowieso blinder Alarm.“
Er fing ihren Blick auf. „Und wenn nicht?“
Besorgt verzog sie das Gesicht. „Dann habe ich keine Ahnung, wie ich Serena das beibringen soll.“
Erstaunt fragte Marc: „Aber sie würde sich doch bestimmt für dich freuen, oder?“
„Ich weiß es nicht.“ Tränen schimmerten in ihren Augen. „Es wäre so unfair. Sie versucht seit vier Jahren, schwanger zu werden, und bei mir passiert es einfach so, aus Versehen. Wie soll ich ihr das denn erklären?“
Behutsam umfasste er ihre Schultern. Es verletzte ihn, dass sie zurückzuckte, doch er war sich auch bewusst, dass er selbst daran schuld war. Sie musste ihn ja hassen, schließlich hatte er sie in diese Lage gebracht. Eine Sekunde lang hatte er darüber nachgedacht, ob sie die Situation bewusst herbeigeführt hatte, aber diese Vorstellung hatte er sofort wieder verworfen, als er ihre besorgte Miene gesehen hatte. Wieder einmal hatte er Ava falsch eingeschätzt. Sie wollte gar keine feste Bindung, ihr ging es noch immer nur ums Geld. Das hatte sie selbst gesagt.
„Noch wissen wir ja gar nicht, ob du überhaupt schwanger bist“, sagte er nun. „Aber ich bin mir sicher, dass Serena sich für dich freuen würde – trotz ihrer eigenen Probleme.“
Ava löste sich von ihm und verschränkte abweisend die Arme. „Ich kann gar nicht fassen, dass das passiert sein soll.“ Nervös begann sie, hin und her zu gehen. „Das ist der reinste Albtraum. Hoffentlich klopft mir gleich jemand auf die Schulter und weckt mich auf!“
„Du solltest dich jetzt lieber wieder hinlegen, Ava“, sagte Marc besorgt.
„Jetzt klingst du wie ein werdender Vater. Ausgerechnet du, der niemals Kinder wollte! Du wolltest keine feste Bindung zu mir haben. Und nun? Falls der Test positiv ist, sind wir für immer durch unser Kind miteinander verbunden.“
„Hör zu, Ava!“ Eindringlich schaute er ihr in die Augen. „Ich weiß, dass ich viel falsch gemacht habe, und ich weiß auch, dass du wütend und verunsichert bist. Trotzdem bitte ich dich, mir meine Fehler zu verzeihen. Natürlich ist das viel verlangt, ich verdiene es auch gar nicht, aber vielleicht könntest du dich trotzdem überwinden.“
Hoffnungsvoll und unsicher zugleich sah sie ihn an und wünschte sich, sie könnte in seiner undurchdringlichen Miene lesen. Wieso bat er sie plötzlich um Verzeihung? Fand er es plötzlich ganz praktisch, einen Erben zu bekommen? War er deshalb bereit, Gefühle für eine Frau vorzutäuschen, die er bisher ausgesprochen mies behandelt hatte? „Ich brauche etwas Zeit, um darüber nachzudenken“, sagte sie schließlich.
In seinem Gesicht arbeitete es. „Solltest du schwanger sein, bestehe ich darauf, dass wir umgehend heiraten.“
Fassungslos musterte sie ihn. „Wie bitte?“
„Mein Kind wird ehelich zur Welt kommen.“ Sein Blick duldete keinen Widerspruch.
„Das werden wir ja sehen.“
„Mir ist es ernst, Ava. Du wirst mich nicht von meinem Kind fernhalten.“
„Du hast oft
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