Julia Extra Band 0318
lassen.“
Ava verschränkte abweisend die Arme und beäugte ihn misstrauisch. „Wieso werde ich das Gefühl nicht los, dass du mich einwickeln willst, damit ich deinen Plänen zustimme?“
„Und wieso habe ich das Gefühl, dass du im Prinzip gar nichts dagegen hast?“, hielt er dagegen.
Eine Antwort darauf sparte sie sich. Entschlossen setzte sie ihren Weg nach unten fort. „Ich habe keinen Hunger.“
„Du musst aber etwas essen, Ava.“ Resigniert folgte er ihr die Treppe hinunter. „Denk an das Baby!“
Wütend drehte sie sich am Fuß der Treppe um. „Wahrscheinlich bin ich gar nicht schwanger, und du kannst deinen Heiratsantrag zurückziehen.“
Marc setzte das Tablett auf dem Tisch in der Halle ab und reichte Ava die Zeitung. „Dazu ist es zu spät. Meine Pressemitteilung steht bereits in der Zeitung.“
Fassungslos las sie die Schlagzeile: Trauernde Witwe heiratet italienischen Baulöwen.
Wütend schlug sie Marc mit der gefalteten Zeitung in die Magengrube und lächelte zufrieden, als er zusammenzuckte. „Das kannst du gleich wieder dementieren. Ich denke gar nicht daran, dich zu heiraten.“
„Verdammt, Ava! Du musst mich heiraten.“
„Warum?“ Sie stemmte eine Hand in die Hüfte. „Weil du sonst alle meine Lieben in den Ruin treibst? Das nehme ich dir nicht ab, Marc. Du führst dich zwar manchmal auf wie ein Mistkerl, aber zu solchen Mitteln würdest selbst du niemals greifen. Außerdem habe ich keine Lust mehr, mich von einem reichen Mann wie eine Schachfigur hin- und herschieben zu lassen. Wenn du mich heiraten willst, dann auf die traditionelle Art und Weise.“
Frustriert biss Marc die Zähne zusammen. „Was muss ich tun, um deine Meinung zu ändern?“
„Du solltest in der Lage sein, dir diese Frage selbst zu beantworten.“
Verzweifelt schob er eine Hand durchs Haar. „Hör zu, Ava. Ich hätte dir das schon längst erzählen sollen, aber … ich hatte eine schreckliche Kindheit. Angeblich hat die heutzutage ja jeder, aber ich habe wirklich unter dem Verhalten meiner Eltern gelitten.“
Interessiert beobachtete Ava die wechselnden Emotionen in seinem Gesicht. Verbitterung und Schmerz las sie darin.
„Meine Eltern haben sich scheiden lassen, als ich sieben Jahre alt war“, fuhr er leise fort. „In den folgenden drei Jahren musste ich mit ansehen, wie mein Vater in der Öffentlichkeit systematisch vom Verhalten meiner Mutter erniedrigt wurde. Es schien ihr eine perverse Freude zu bereiten, ihn immer wieder mit ihren jugendlichen Liebhabern zu konfrontieren. Und ich wurde wie eine Schachfigur hin- und hergeschubst. Liebe habe ich von ihr nie bekommen, Mutterliebe war ein Fremdwort für sie. Geld und ein Luxusleben waren ihr viel wichtiger. Ich störte nur dabei. Sie konnte es gar nicht erwarten, mich endlich loszuwerden.“
„O Marc …“
„Ich bin noch nicht fertig.“ Er atmete tief durch, bevor er fortfuhr. „Als ich Zeuge wurde, wie mein Vater sich nach dem Tod meiner Mutter ganz allmählich zu Tode trank, habe ich mir geschworen, dass keine Frau mir jemals so etwas antun würde. Mein Vater hatte alles verloren, wofür er so hart gearbeitet hatte. Das Unternehmen, das sich seit Generationen im Familienbesitz befand, ging in den Konkurs, und mein Vater war hoch verschuldet. Während meiner Schulzeit habe ich drei Jobs gleichzeitig gehabt, während des Studiums sogar vier, um nach dem Tod meines Vaters die Schulden abzuzahlen.“
Entsetzt biss Ava sich auf die Lippe. Das Mitleid mit dem kleinen Jungen überwältigte sie fast. Wie entsetzlich hatte er leiden müssen! Jetzt verstand sie auch, warum ihre Heirat mit Douglas solche Hassgefühle in Marc ausgelöst hatten. Sie hatte ihn ebenso behandelt wie seine Mutter seinen Vater. Kein Wunder, dass Marc auf Rache gesonnen hatte.
„Ich hätte dir das alles schon damals erzählen sollen, als ich dir das Apartment in London eingerichtet habe“, sagte Marc zerknirscht. „Ich wusste ja, dass du mehr von mir wolltest als Geld. Und du hast mehr verdient. Aber du hast keine Ahnung, wie gern ich die Zeit zurückdrehen und alles anders machen würde.“
„Schon gut, Marc“, sagte sie mit sanfter Stimme. „Ich kann dich verstehen.“
Er lächelte müde. „Ja? Jedenfalls verspreche ich dir, dass ich stets für dich und das Baby sorgen werde, solange ich lebe.“
Ava wollte ihm nicht erklären, dass sie sich nach etwas sehnte, was man nicht kaufen konnte. Denn es war schon ein Schritt in die richtige Richtung, dass er
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